Bundestagspräsident enthüllt Gedenktafel für Familie Loevy
Bundestagspräsident Wolfgang Thierse hat heute im
Westeingang des Reichstagsgebäudes die Gedenktafel für
die Familie Loevy enthüllt. Auf der Gedenktafel ist folgendes
zu lesen:
„Die Inschrift über dem Westportal des
Reichstagsgebäudes „Dem Deutschen Volke“ wurde
Ende 1916 von der Berliner Bronzegießerei Albert und
Siegfried Loevy (1856-1925, 1859-1936) angebracht. Deren Familien
wurden – weil sie Juden waren – Opfer des
Nationalsozialismus. Sie wurden verfolgt, enteignet und in
Plötzensee, Theresienstadt und Auschwitz ermordet“
Bundestagspräsident Thierse würdigte die Verdienste der
Familie Loevy und führte dazu unter anderem aus:
Die Anwesenheit der Familienangehörigen zur Enthüllung
der Gedenktafel ist von besonderer Bedeutung für uns, da das
Schicksal der Familie Loevy mit der deutschen Geschichte so eng
verbunden - und leider auf so tragische Weise verwoben ist. Ihre
Loyalität dem Vaterland gegenüber und Ihre Leistungen
sind den Loevys freilich nicht gedankt worden. Zurücksetzung
und Diskriminierung, wie sie sie schon im Kaiserreich erleben
mussten, steigerten sich in den folgenden Jahren bis zu den
verbrecherischen Verfolgungen unter dem Regime des
Nationalsozialismus.
Angesichts solcher Schicksale und der vielfältigen Verdienste
von Angehörigen der Familie Loevy um unser Land ist es zu
beklagen, dass ihr Schicksal jahrzehntelang in Vergessenheit
geriet. Es ist nicht zuletzt das Verdienst des heute hier
anwesenden Historikers Armin Steuer, durch seine Forschungen und
Bemühungen einen entscheidenden Anstoß für die
Anbringung der Gedenktafel und für die Würdigung der
Familie Loevy gegeben zu haben. Es ist auch als ein kleiner Akt
ideeller Wiedergutmachung anzusehen, dass die vielen
Bürgerinnen und Bürger, die unser Parlament besuchen,
gleich beim Betreten des Gebäudes auf das bewegende Schicksal
der Familie Loevy aufmerksam gemacht werden. Das ist die beste
denkbare Form der Erinnerung. Die Ereignisse zwischen 1933 und
1945, die zahllosen Auswüchse des Terrors, sie drohen
allzuleicht nur noch als ferne Vergangenheit wahrgenommen zu
werden. Es sind aber diese tragischen Einzelschicksale, die dem
Leiden der Menschen unter Drangsalierung und Verfolgung ein Gesicht
geben und die Verletzung menschlicher Würde nachempfinden
lassen.
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