Diskurs zu ethischen Fragen der modernen Medizin
Öffentliche Anhörung mit internationaler Beteiligung
Die Enquete-Kommission Recht und Ethik der modernen Medizin hat Sachverständige aus sieben europäischen Ländern eingeladen, um sich darüber zu informieren, wie der Diskurs zu ethischen Fragen der modernen Medizin in den Nachbarländern organisiert ist. Die öffentliche Anhörung findet statt am
19.11.2001 10 bis 18 Uhr |
in Berlin, Reichstagsgebäude, SPD-Fraktionssaal |
Moralischer Konsens wird in modernen Gesellschaften zunehmend
zum knappen Gut. Je unklarer normative Grenzen gezogen sind, desto
schwieriger gestaltet sich die Möglichkeit einer
Konfliktregulierung im Sinne einer inhaltlichen Problemlösung.
Durch die Fortschritte in der Medizin - insbesondere im Bereich der
molekularen Genetik, der Zell- und Gewebebiologie und der
Reproduktionstechniken - geraten existenzielle Fragen in den
Mittelpunkt öffentlichen Interesses. Dort, wo
gegenläufige ethische Haltungen aufeinandertreffen (z.B.
absoluter Schutz des Embryos in vitro vs. Verwendung embryonaler
Zellen zu therapeutischen Zwecken), ist eine gesellschaftliche
Verständigung darüber, was als mehrheitlich
konsensfähig gelten kann, besonders schwierig.
Im In- und Ausland antwortet die Politik auf diese Herausforderung
u.a. mit der Einrichtung von Ethikräten und Beratungsgremien.
Ihre zentrale Aufgabe ist es, sich ein Urteil über
biomedizinische Zukunftsfragen zu bilden und den
politisch-gesellschaftlichen Diskurs zu qualifizieren und zu
strukturieren. Im Hinblick auf die institutionelle Einbindung, die
Zusammensetzung und die Arbeitsweise bestehen jedoch zum Teil
erhebliche Unterschiede.
Die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages Recht und Ethik
der modernen Medizin hat es sich im Rahmen ihres Auftrages zur
Aufgabe gemacht, die national je unterschiedlichen Verfahren der
Entscheidungsfindung bei ethischem Dissens im Bereich der modernen
Medizin zu sichten. Sie will dazu mit Vertretern und Vertreterinnen
von Ethikkommissionen aus verschiedenen Ländern in direkten
Dialog treten.
Als Gäste werden erwartet:
Prof. Dr. Alexander McCall
Smith
Stellv. Vorsitzender der Human Genetics Commission (GB)
Prof. Dr. Ruud ter Meulen
Institut für Gesundheitsethik, Universität Maastricht
(NL)
Prof. Dr. Linda Nielsen
Ehemalige Vorsitzende des Dänischen Ethikrates (DK)
MUDr. Dagmar Pohunková
Mitglied der Zentralen Ethikkommission
beim Ministerium für das Gesundheitswesen der Tschechischen
Republik (CZ)
Prof. Dr. Didier Sicard
Präsident des Comité consultatif national
d´éthique
pour les sciences de la vie et de la santé, CCNE (F)
Dr. Jerzy Umiastowski
Präsident der Ärztlichen Ethikkommission des
Obersten Ärztlichen Rates der Polnischen Ärztekammer
(PL)
Prof. Dr. Michel Vallotton
Präsident der Zentralen Ethikkommission
bei der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften
(CH)
Rückfragen richten Sie bitte an das Sekretariat der
Kommission
Tel.: 030/227-31771; Fax: 030/227-36433; E-mail:
enquete.medizin@bundestag.de.
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