Enquete-Kommission "Nachhaltige Energieversorgung" legt ersten Bericht vor
Zu dem Zwischenbericht der Enquete-Kommission "Nachhaltige
Energieversorgung unter den Bedingungen der Globalisierung und der
Liberalisierung" erklärt deren Vorsitzender, Kurt-Dieter
Grill, MdB:
"Entsprechend dem Auftrag des Deutschen Bundestages an die
Kommission, einen Zwischenbericht zu erstellen, ist der jetzt
vorgelegte erste Bericht eine Bestandsaufnahme unserer bisherigen
Arbeiten und Ergebnisse. In intensiven und zum Teil kontroversen
Debatten haben sich die Mitglieder mit der Frage
auseinandergesetzt, was unter dem Leitbild der Nachhaltigkeit im
Energiebereich zu verstehen ist. Auf dieser Basis hat sich die
Kommission mit der Beurteilung des Klimawandels, mit der Frage der
Ressourcenverfügbarkeit und der Weltenergienachfrage sowie den
Chancen und Risiken der Globalisierung und der Liberalisierung der
Energiemärkte befasst."
Nach Auffassung der Kommission ist das heutige
Energieversorgungssystem u.a. wegen der zu hohen CO2-Emissionen und
wegen des fehlenden Zugangs vieler Menschen zu grundlegenden
Energiedienstleistungen in wesentlichen Aspekten nicht nachhaltig.
Für die Herausbildung eines nachhaltigen Energiesystems ist es
vor allem notwendig, weltweit das Angebot an kostengünstigen
Energiedienstleistungen erheblich auszuweiten, dabei die
Umweltbelastungen in einem ökologisch vertretbaren Rahmen zu
halten und die rationelle Energieumwandlung und Energienutzung
sowie den Anteil erneuerbarer Energien am
Primärenergie-Angebot zu steigern.
Bei der Beurteilung des Klimawandels tritt die Kommission auf der
Basis der aktuellen Aussagen des UN-Gremiums "Intergovernmental
Panel on Climate Change" (IPCC) dafür ein, den in Deutschland
eingeleiteten Weg des Klimaschutzes national und international
verstärkt fortzusetzen und eine konsequente Weichenstellung
für eine nachhaltige Energienutzung und -versorgung
vorzunehmen. Ziel einer Nachhaltigkeitspolitik für das
Energiesystem muss auch sein, das Potenzial zu wirtschaftlicher und
gesellschaftlicher Anpassung an veränderte Klimabedingungen zu
fördern.
Zur Deckung des weltweiten und regionalen Energiebedarfs
können nach Auffassung der Kommission Energie und
Energiedienstleistungen sicher, umweltverträglich und
preiswürdig bereitgestellt werden. Durch erheblich verbesserte
Energie- und Materialeffizienz kann der Anstieg des weltweiten
fossilen Energieverbrauchs vermieden und damit die Erhöhung
unerwünschter Emissionen reduziert werden. Auch wenn
unmittelbar keine ernstliche Verknappung der fossilen
Energieträger zu erwarten ist, sieht die Kommission zu einer
Politik der Ressourcenschonung keine Alternative.
In den Prozessen der Globalisierung von Güter-, Kapital- und
Dienstleistungsmärkten und der Liberalisierung der
Energiemärkte sieht die Kommission Chancen wie Risiken. Im
Zentrum einer nachhaltigen Energiepolitik steht für die
Kommission die Schaffung von Rahmenbedingungen für
funktionierende Märkte und für volkswirtschaftlich
preiswürdige Energiedienstleistungen. Als Herausforderungen
für politisches Handeln sieht die Kommission die ungleiche
Verteilung der unbestreitbaren Effizienzgewinne der Globalisierung,
die Oligopolisierung der Strom-, Gas- und Wasserwirtschaft in
Europa oder die neuen Grenzen nationalstaatlicher Politik.
"Eine zuverlässige und nachhaltige Energieversorgung ist eine
entscheidende Basis für wirtschaftliches Wachstum und sozialen
Wohlstand", erklärt der Vorsitzende der Kommission. "Die
Rahmenbedingungen hierfür zu gestalten, gehört zu den
großen Herausforderungen im 21. Jahrhundert. In ihrem
Endbericht wird die Kommission Strategien und Instrumente
entwickeln und Handlungsempfehlungen für eine nachhaltige
Energiepolitik geben."
Der erste Bericht der Enquete-Kommission wird am Donnerstag, 13.
Dezember 2001, im Deutschen Bundestag beraten. Er ist im
Internet-Angebot der Enquete-Kommission abrufbar unter http://www.bundestag.de/energie.
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