Psychopharmaka an Kinder nicht vorschnell verabreichen
Kinderkommission fordert Aufklärung der Öffentlichkeit
über Diagnose und Behandlung von Hyperaktivität
Die Kinderkommission hat sich in ihrer letzten Sitzung vom
Bundesministerium für Gesundheit umfassend über die
Schwierigkeiten bei der Diagnose und Behandlung der
Aufmerksamkeitsdefizits-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS)
informieren lassen.
Als Fazit stellt die Kinderkommission fest, dass die Erforschung
des Krankheitsbildes ADHS im Hinblick auf die Ursachen und
tatsächliche Häufigkeit unbedingt voran getrieben werden
muss. Hyperaktivität bei Kindern muss keineswegs immer durch
die hirnorganisch verursachte Krankheit ADHS ausgelöst sein.
Vielmehr können auch Lebensgewohnheiten wie ausufernder
Fernsehkonsum u.ä. Auslöser für Hyperaktivität
bei Kindern sein. Es ist nicht hinnehmbar, dass Kinder, bei denen
keine hirnorganische Erkrankung vorliegt, zum Teil jahrelang
hochwirksame Psychopharmaka verabreicht bekommen.
"Hochwirksame arzneiliche Wirkstoffe wie z.B. Methylphenidat zur
Behandlung von Hyperaktivität dürfen an Kinder nur mit
der gebotenen Sorgfalt in Diagnose und Behandlung verabreicht
werden", erklärt die Vorsitzende der Kinderkommission des
Deutschen Bundestages, Rosel Neuhäuser, MdB (PDS). "Gerade bei
der Diagnose und Behandlung von ADHS dürfen nicht vorschnell
Psychopharmaka an Kinder verordnet werden. Vielmehr ist eine
umfassende Untersuchung und Einbeziehung auch des sozialen
Lebensumfeldes bei der Diagnose von ADHS unerlässlich."
Die Kinderkommission fordert das Bundesministerium für
Gesundheit auf zu prüfen, ob an die Ärzte, die die
Diagnose ADHS stellen, besondere Qualifikationsvoraussetzungen
gestellt werden können. Ferner hält sie eine umfassende
Aufklärung der Öffentlichkeit, d.h. der Ärzte,
Eltern, Lehrer und Erzieher über Hyperaktivität bei
Kindern und ihre Behandlungsmöglichkeiten für
geboten.
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