Egon C. Heinrich
Peter Straub ist jetzt Präsident
EU-Ausschuss der Regionen mit neuer
Spitze
Nach mehreren Jahren steht wieder ein deutscher Politiker an der
Spitze eines Organs der Europäischen Union. Der
baden-württembergische Landtagspräsident Peter Straub
(CDU) wurde am 11. Februar von den 222 Mitgliedern des Ausschusses
der Regionen (AdR) der EU per Akklamation für die Dauer von
zwei Jahren zu dessen Präsidenten gewählt. Der aus dem
badischen Waldshut stammende Christdemokrat löst damit den
Bürgermeister der englischen Stadt Birmingham, Albert Bore
(Labour Party), ab, der in der ersten Hälfte der
vierjährigen Amtsperiode AdR-Präsident gewesen war. Peter
Straub gehört dem AdR seit 1997 als Stellvertreter von
Minsterpräsident Erwin Teufel an (CDU); seit November 2003 ist
er ordentliches Mitglied und Vizepräsident des
Ausschusses.
Ursprünglich sollte der frühere bayerische Minister
für Bundes- und Europaangelegenheiten, Reinhold Bocklet (CSU),
der fast zwei Jahre AdR-Vizepräsident gewesen war, zu dessen
Präsidenten gewählt werden. Nachdem Bocklet aber nicht
mehr der nach den Landtagswahlen im Herbst 2003 gebildeten neuen
bayerischen Landesregierung angehört, hat er auf die Wahl zum
Präsidenten des Ausschusses verzichtet. Die Fraktion der
Europäischen Volkspartei (EVP) hatte daraufhin Peter Straub zu
ihrem Kandidaten gewählt.
Wie dies auch im Europäischen Parlament lange die Regel
war, wechselt das Präsidentenamt im AdR alle zwei Jahre
zwischen einem Mitglied der beiden größten Fraktionen,
also der EVP und der Sozialistischen Fraktion. Im Parlament wurde
allerdings vor zwei Jahren erstmals ein Mitglied der kleinen
liberalen Fraktion zum Präsidenten gewählt. Folgerichtig
forderten die Liberalen im AdR vor der Wahl von Peter Straub, dass
auch einmal andere Fraktionen die Chance haben müssten, den
Präsidenten zu stellen. Vielleicht wird dies dann im Februar
2006 der Fall sein.
Seine wichtigste Aufgabe sieht der neue AdR-Präsident in
der Integration der 95 neuen Ausschussmitglieder aus den zehn neuen
EU-Mitgliedstaaten. Damit erhöht sich die Mitgliederzahl im
AdR um fast die Hälfte. Als weitere Prioritäten nennt
Straub die Zusammenarbeit mit lokalen und regionalen
Verbänden, die Struktur- und Kohäsionspolitik, die
Verabschiedung einer Europäischen Verfassung, die
Informations- und Kommunikationspolitik sowie eine Reform der
Verwaltungsabläufe im Ausschuss selbst.
Gerade der letzte Punkt erscheint sehr wichtig für das
Ansehen dieses Gremiums, hatte es doch im Jahre 2001 ein grobes
Fehlverhalten eines Mitglieds sowie einige andere Mängel
gegeben; das Europäische Parlament hatte daraufhin
gezögert, dem AdR Entlastung für dessen Haushalt zu
erteilen. Um künftig Spannungen mit dem Europäischen
Parlament zu vermeiden, will Straub eine Vereinbarung über die
institutionelle Zusammenarbeit abschließen.
Seit seiner Gründung vor zehn Jahren hat der Ausschuss der
Regionen viel erreicht, wie dessen neuer Präsident
erklärte. Die Stellung des Ausschusses sowie der Regionen
generell wurde in dem vom Europäischen Konvent ausgearbeiteten
Verfassungsentwurf wesentlich gestärkt.
Das zehnjährige Bestehen des Ausschusses will Peter Straub
angemessen feiern. Diese Feier kann dann schon in einem völlig
renovierten Bürogebäude stattfinden, das der AdR zusammen
mit dem Wirtschafts- und Sozialausschuss der EU im Juni beziehen
wird. In diesem Gebäude war in den Anfangsjahren das
Europäische Parlament in Brüssel untergebracht
gewesen.
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