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Hartmut Hausmann
Eine moralische Herausforderung
Entwicklungszusammenarbeit
Luxemburgs Entwicklungs- und Verteidigungsminister Charles
Goerens hat in Straßburg die Staaten Europas zu einer engeren
und intensiveren Entwicklungspartnerschaft aufgerufen. Damit die
Länder der Dritten Welt aus dem Teufelskreis von Schuldenlast,
AIDS, unakzeptabler Situation der Frauen, Handelsnachteile auf
Grund der Globalisierung und der Notwendigkeit der
Verbrechensbekämpfung ausbrechen könnten, sagte der
Minister in einer Rede vor der Parlamentarischen Versammlung des
Europarats, müsse die Hilfe verstärkt werden. Luxemburg,
das schon jetzt den international vorgegebenen Richtsatz von 0,7
Prozent seines Bruttosozialprodukts für die Entwicklungshilfe
leistet, wolle mit gutem Beispiel vorangehen und seinen Beitrag bis
2007 auf ein Prozent erhöhen. Neben der Verbesserung des
Gesundheitswesens müsse als zweiter Pfeiler der
regelmäßige Schulbesuch in Verbindung mit einer
gründlichen Ausbildung die Grundlage dafür bilden, dass
eine gute Regierungsarbeit geleistet werde, in der Korruption keine
Chance mehr habe.
Anlass für Goerens Auftritt in Straßburg war eine
Debatte des Europarats unter Leitmotiv "Verbesserung der
Perspektiven für die Entwicklungsländer: ein moralisches
Gebot für die Welt". Hier wurde zu einem Neuanfang aufgerufen,
weil sich entgegen aller feierlicher Erklärungen der letzten
Jahre die Armut und der Entwicklungsrückstand der Dritten Welt
bei gleichzeitigem Rückgang der Entwicklungsanstrengungen der
Industrieländer verschlechtert habe. So berichten die
Vereinten Nationen, dass 2003 mehr als fünfzig Länder
heute ärmer seien als noch vor einem Jahrzehnt.
Betroffen ist vor allem der afrikanische Kontinent, aber auch
Teile Lateinamerikas, während China, Indien und andere Staaten
Asiens einen Aufschwung erreichen konnten. Bei den selbst zu
verantwortenden Ursachen steht eine schlechte
Regierungsführung durch korrupte Eliten und Richter in
Verbindung mit dem Fehlen demokratischer Institutionen an erster
Stelle. Der dadurch bewirkte weitere wirtschaftliche Niedergang sei
meist verbunden mit einem explosiven Bevölkerungswachstum,
hoher Arbeitslosigkeit, Umweltzerstörung und schnelle
Verstädterung.
Die zweite Armutsursache besteht in einem schlecht
funktionierenden Welthandelssystem. Viele Entwicklungsländer
sind von ihren Rohstoffexporten übermäßig
abhängig. Der stark gesunkene Kaffeepreis bietet ein aktuelles
Beispiel. Bei Lebensmitteln verhindern die Subventionen, die in die
europäische und amerikanische Landwirtschaft gesteckt werden
bis hin zu Exportförderungen, einen fairen internationalen
Wettbewerb. Die westlichen Staaten sollten den Zugang zu
preiswerteren Medikamenten verstärken, die Handelsschranken
abbauen und auch den Handel zwischen den Entwicklungsländern
zu fördern. Vor allem aber sollen die Außenminister der
Europarats-Staaten endlich den versprochenen, aber bisher nur
halbherzig angegangenen Schuldenerlass für die am wenigsten
entwickelten Länder durchsetzen.
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