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Auf breiten Energiemix setzen
Experten beklagen mangelnde Finanzierung der
Forschung
Bildung und Forschung. Über
"Prioritäten einer innovativen Energieforschung" hat der
Ausschuss für Bildung und Forschung in einer öffentlichen
Anhörung am 11. Februar beraten. Vor dem Hintergrund eines
weltweit stetig steigenden Energiebedarfes äußerten sich
Sachverständige und Experten aus Wirtschaft und Forschung zum
Stand der innovativen Energieforschung und zu den Perspektiven
dieser Forschung. Ein breit angelegter Mix aus verschiedenen
Energietechnologien sei für die Zukunft entscheidend, so die
überwiegende Meinung der Experten. Gleichzeitig sei die
langfristige, grundlagenorientierte Forschung ebenso notwendig wie
kurz- und mittelfristige Technologieentwicklung. Große
Potenziale sehen die Fachleute dabei in einer erhöhten
Nutzungseffizienz der Energiequellen und in einer Verringerung der
Energieverschwendung.
Die Industrie strebe zum Beispiel als Nahziel
einen Wirkungsgrad von 50 Prozent bei Braun- und Steinkohle an, so
Jürgen Engelhard (RWE Power, Köln). Die Steigerung des
Wirkungsgrades biete erhebliche Einsparungspotenziale
weltweit.
Für Professor Alexander Bradshaw
(Max-Planck-Institut für Plasmaphysik, Garching und
Greifswald) gehört - neben Windenergie, Solar- und Geothermie
- vor allem die Kernverschmelzung zu den Pfeilern einer
künftigen nachhaltigen Energieversorgung: "Fusionskraftwerke
wären sicher und umweltfreundlich, könnten überall
in der Welt aufgestellt werden und einen fast unbegrenzten
Brennstoffvorrat erschließen", schreibt er in einer
schriftlichen Stellungnahme. Diese Alternative sollte in der
zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts verfügbar sein, so
Bradshaw in seiner Stellungnahme. Da es "bei Weitem" nicht sicher
sei, ob sich diese oder eine der anderen Zukunftstechnologien
tatsächlich im großen Stil und mit der notwendigen
Versorgungssicherheit realisieren lassen werde, plädiert unter
anderem Professor Alfons Kather (TU Hamburg-Harburg) dafür,
bei paralleler Entwicklung dieser Hoffnungsträger "so lange an
vorhandenen Energietechnologien festzuhalten, bis die
Ersatzlösung vorliegt". Wenige Potenziale räumt Kather
hingegen solchen Technologien wie Geothermie oder
Wasserstoffenergiewirtschaft ein.
Wachsen werde in Zukunft der Bedarf an
Speicherkapazitäten, so die Meinung der Experten. Daher solle
der Verbesserung der Speichertechnologien ein besonderes Gewicht
beigemessen werden, schreibt Dr. Thomas Schott (Zentrum für
Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg) in
seiner Stellungnahme.
Die Experten beklagen in ihren schriftlichen
Äußerungen einhellig die Unterfinanzierung der
Energieforschung und fordern eine aktivere Rolle des Staates bei
der Förderung der Forschung und Entwicklung von
Energietechnologien. Dabei sollte nach Meinung von Dieter
Kreikenbaum (Deutscher Industrie- und Handelskammertag)
grundsätzlich eine Verlagerung der energiepolitischen
Prioritäten zu mehr Forschungsförderung und weniger
staatlicher Steuerung des Energiemarktes erfolgen. Im Vergleich der
OECD-Staaten rangiere Deutschland im Verhältnis zum
Bruttoinlandsprodukt im unteren Mittelfeld. Nach Angaben von
Professor Alfred Voß (Institut für Energiewirtschaft und
Rationelle Energieanwendung der Universität Stuttgart) sind
die staatlichen Aufwendungen für die Energieforschung in den
letzten Jahrzehnten dramatisch zurückgegangen. Heute stehe in
Deutschland nur noch rund ein Drittel der Mittel zur
Verfügung, die in den 70er-Jahren in der alten Bundesrepublik
für Forschung und Entwicklung bereitgestellt worden seien.
Auch die Ausgaben der Wirtschaft für Energieforschung
hätten sich in den vergangenen zehn Jahren mehr als halbiert.
Eine Verdopplung der staatlichen Fördermittel für die
Energieforschung wäre aus der Sicht von Professor Jürgen
Schmid (Institut für Solare Energieversorgungstechnik in
Kassel) "angemessen".
Eine negative Beurteilung findet bei den
Fachleuten auch die mangelnde Förderung von
Nachwuchskräften im Energieforschungsbereich. So sinke seit
geraumer Zeit die Zahl der Studienabsolventen in den Natur- und
Ingenieurwissenschaften. Ein fortschreitender Abbau der
Energieforschung sei an den Hochschulen zu verzeichnen, so
Engelhard. Kritisiert wird auch die Zersplitterung der
Zuständigkeiten für Energiepolitik auf "mindestens" vier
Bundesministerien. Dies sei zur Durchsetzung langfristig angelegter
Ziele und zur Umsetzung in sich konsistenter Forschungsprogramme
nicht hilfreich, so Engelhard weiter. Noch schlimmer wäre
jedoch aus der Sicht von Professor Felix Ziegler (TU Berlin) eine
erneute Umstrukturierung.
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