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pot/mik
Stolpe soll Vertrag sofort kündigen
Bei Scheitern des Spitzengesprächs zur
Maut
Haushalt/Verkehr und Bauwesen.
Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) soll
"unverzüglich" die formalen Voraussetzungen für eine
Kündigung des Vertrages mit dem Mautkonsortium Toll Collect
schaffen. Dies beschloss der Haushaltsausschuss einstimmig am 11.
Februar. Weiter soll der Minister, soweit noch nicht geschehen, die
Vertragsstrafen und Schadenersatzforderungen geltend machen und
erforderlichenfalls einklagen. Einig waren die Abgeordneten sich
jedoch auch, dass der Minister das vorgesehene Spitzengespräch
mit den Vertretern des Betreiberkonsortiums für die Lkw-Maut
noch führen soll.
Dabei will Stolpe ausloten, ob mit dem
Konsortium weitergearbeitet werden kann oder ob der Mautvertrag
endgültig gekündigt werden soll. "Ich stehe direkt vor
der Entscheidung, wie es eventuell weiter gehen soll",
erklärte Stolpe. Während er die im Angebot des
Betreiberkonsortiums vom 27. Januar enthaltene Projektplanung
für die zweistufige Mauteinführung zum 31. Dezember 2004
und zum 31. Dezember 2005 als "nachvollziehbar und in ihrer
zeitlichen Abfolge plausibel" bezeichnete, seien die in der Offerte
zugleich erhobenen Forderungen nach weitgehenden
Vertragsänderungen zu Gunsten von Toll Collect "nicht
akzeptabel". In diesem Zusammenhang erwähnte Stolpe besonders
die von den Betreibern geforderte höhere Vergütung, die
Einführung einer Haftungsobergrenze, die automatische
Beendigung des Vertrages nach sechsmonatiger Verspätung, den
Wegfall aller bisherigen Kündigungsgründe für den
Bund und die Absenkung des Leistungsstandards bei der
Erfassungsquote der kontrollierten Lkw. Ein Akzeptieren des
vorgeschlagenen Zweistufen-Modells sei nur möglich, wenn bei
Nichterfüllung hohe, nicht begrenzte Vertragsstrafen
festgelegt und Unterauftragnehmer mit einem anderen, bereits in der
Praxis funktionierenden Übergangssystem eingebunden
werden.
Abgeordnete empört
Der Sprecher der CDU/CSU im
Haushaltsausschuss zog aus dem Positionspapier des Toll
Collect-Konsortiums den Schluss, dass das Unternehmen den Vertrag
überhaupt nicht erfüllen wolle. Dies sei eine "Blamage"
sowohl für das Unternehmen als auch für die
Bundesregierung. Es müsse sichergestellt werden, dass der
Schaden für den Bundeshaushalt so gering wie möglich
gehalten werde. Auch die SPD sah in dem Positionspapier des
Konsortiums einen "Offenbarungseid". "Die können es nicht",
sagte ein Sprecher. Trotzdem sei der Bund nicht gut beraten, ohne
weitere Gespräche auszusteigen. Für die SPD sitzt nicht
die Regierung auf der "Anklagebank", sondern Toll Collect.
Bündnis 90/Die Grünen hielten manche Forderung des
Konsortiums für eine "schlichte Unverschämtheit". Eine
Verschlechterung des Vertrages zu Ungunsten des Bundes sei
"inakzeptabel". Die FDP hielt das Positionspapier des Konsortiums
für "ein Stück aus dem Tollhaus". Es gebe nur noch zwei
Alternativen: Entweder ein anderes System unter dem Dach des
Konsortiums oder Kündigung des Vertrages und
Wiedereinführung der Eurovignette sowie
Neuausschreibung.
Im Verkehrsausschuss forderte die
SPD-Fraktion Toll Collect auf, die im Angebot enthaltenen
Forderungen zur Vertragsanpassung zurücknehmen. Ein
verspäteter Starttermin bei verschlechterter Leistung und
verringerten Haftungsverpflichtungen für das Mautkonsortium
sei eine unannehmbare Kombination. Rücke Toll Collect von
diesen Forderungen nicht ab, sei das "Ende der Fahnenstange"
erreicht. Für Bündnis 90/Die Grünen ist das Angebot
des Mautkonsortiums ein "Dokument des Selbstmisstrauens". Die
"Dreistigkeit" der Forderungen nach dem Motto "Wir leisten weniger,
zu einem späteren Zeitpunkt und wollen mehr Geld" lege den
Verdacht nahe, Toll Collect wolle eine Kündigung durch den
Bund provozieren.
Die Oppositionsfraktionen kritisierten, der
Bericht des Ministers sei "viel zu unverbindlich" geblieben. Man
habe schon zu viele kraftvolle Ultimaten gehört, ohne dass
sich in der Sache etwas bewegt habe. Die CDU/CSU bezeichnete
darüber hinaus die vollständige Haftung für
mögliche Einnahmeausfälle bei einem nicht fristgerechten
Funktionieren des Systems durch das Betreiberkonsortium als
unabdingbare Voraussetzung für die weitere Zusammenarbeit. Sie
gab zu bedenken, dass eine Einbindung weiterer Partner mit
unterschiedlicher Technologie zu einer "Verschlimmbesserung"
führen könne.
Die FDP hat unterdessen die Regierung in
einem Antrag (15/2423) aufgefordert, trotz der
Mauteinnahmeausfälle in diesem Jahr die zur Substanzerhaltung
und zum bedarfsgerechten Ausbau der Verkehrsinfrastruktur
erforderlichen Investitionsmittel in Höhe von 10 Milliarden
Euro sicherzustellen. Um die Ausfälle teilweise zu
kompensieren, solle die Regierung im Haushalt 2004 die konsumtiven
Ausgaben um 1 Milliarde Euro kürzen und eine Kreditaufnahme
durch die Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaft in
maastrichtkonformer Weise ermöglichen.
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