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Fachausschuss informiert sich in Brüssel
über europäische Gesundheitspolitik
Eine mögliche Übertragbarkeit der
Vogelgrippe auf Menschen bereitet Politikern Kopfzerbrechen
Gesundheit und Soziale Sicherung. Eine mögliche
Übertragbarkeit der so genannten Vogelgrippe auf den Menschen
würde für die europäische Seuchenbekämpfung
eine neue Dimension darstellen. "So etwas haben wir bisher nicht
gehabt", erklärte der EU-Kommissar für Gesundheit und
Verbraucherschutz, David Byrne, am 2. Februar in einer Sitzung mit
dem Ausschuss für Gesundheit und Soziale Sicherung in
Brüssel. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) habe darauf
hingewiesen, dass die Frage der möglichen Übertragung der
Vogelgrippe auf den Menschen zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht
geklärt sei. Die Kommission arbeite derzeit an einer
umfassenden Strategie zum Umgang mit Grippewellen im Allgemeinen.
Nach Auffassung des irischen Kommissars wird sich die
europäische Gesundheitspolitik über kurz oder lang mit
einer Grippe-Epidemie auseinandersetzen müssen. Die Frage sei
nicht ob, sondern nur wann.
Darüber hinaus begrüßte Byrne die Entscheidung
der deutschen Politik, den Preis für Tabakwaren zu
erhöhen. Schließlich gebe es eine Verbindung zwischen dem
Preis und dem Konsum von Zigaretten. Richtig sei es auch, die so
genannten "Kiddie-Packs" mit etwa zehn Zigaretten zu verbieten.
Byrne forderte die deutsche Politik auf, den Widerstand gegen das
von der Kommission anvisierte Verbot der Werbung für
Tabakwaren aufzugeben. Die EU-Kommission untersuche derzeit, ob sie
etwas zur Bekämpfung des Passivrauchens unternehmen solle.
"Allerdings gibt es in dieser Frage in den Mitgliedstaaten
unterschiedliche kulturelle Ansätze", sagte Byrne. Im
Zweifelsfall sprach sich der Kommissar dafür aus, das
Subsidiaritätsprinzip zu befolgen. Brüssel solle nur das
machen, was es besser als die Mitgliedstaaten der EU erledigen
könne.
Weiter rief Byrne dazu auf, eine Diskussion über den
Zusammenhang von Gesundheit und Wohlstand zu führen.
Wirtschaftliches Wachstum sei eine Voraussetzung für eine
positive Entwicklung der menschlichen Gesundheit. Auch solle die
Prävention gestärkt werden, um die Kosten der
öffentlichen Hand in diesem Bereich zu reduzieren.
Zusätzliche Bewegung und eine bessere Ernährung
könnten hier einiges bewirken, so Byrne. Zur Verbesserung der
Ernährung plane die Kommission derzeit einige
Gesetzesinitiativen. So sei es denkbar, mit einem so genannten
"Ernährungsfaktor" den Wert von Lebensmitteln im Sinne der
Gesundheit zu beurteilen.
Krebs-Screening verbessern
Weiter sehe die Brüsseler Kommission vor, die Anreicherung
von Lebensmitteln sowie die Kennzeichnung von Nährstoffen
gesetzlich zu regeln. Das Ziel sei, die Bevölkerung dazu in
die Lage zu versetzen, sich durch eigene Entscheidungen
möglichst gesund zu ernähren. In der Planung befinde sich
derzeit auch eine Richtlinie zur Produktherstellung, wonach die
Etikettierung von Lebensmitteln Auskunft über die chemische
Zusammensetzung geben soll. Der Kommissar rief die Mitgliedstaaten
darüber hinaus dazu auf, das Krebs-Screening zu verbessern.
Zwar habe es bei den präventiven Untersuchungen sowie bei der
Brustkrebs-Vorsorge bereits Fortschritte gegeben. Handlungsbedarf
gebe es aber noch bei den vorbeugenden Untersuchungen von
Darmkrebs. Dieser Themenkomplex spiele auch eine wichtige Rolle
für die Fortentwick-lung der Gesundheitspolitik in den zehn
Beitrittsländern der Europäischen Union.
Nach dem Willen des EU-Kommissars für Unternehmenspolitik
und die Informationsgesellschaft, Erkki Liikanen, sollen die
Mitgliedstaaten der Gemeinschaft in den Aufbau eines
"E-Health"-Systems investieren. Dadurch könnten "europaweit
die Arzneimittelsicherheit ausgebaut und Kosten gespart werden",
erklärte der finnische EU-Politiker gegenüber dem
Gesundheitsausschuss in Brüssel. Durch eine elektronische
Vernetzung von Patient, Arzt und Klinik könne beispielsweise
sichergestellt werden, dass die richtigen Arzneimittel zu dem
richtigen Patienten gelangen.
Liikanen betonte, dass die Tätigkeit der EU im Bereich der
Gesundheit begrenzt sei. "Brüssel will den Mitgliedstaaten
auch keinesfalls etwas aufzwingen, was sie besser erledigen
können." Als einen Kompetenzbereich der Gemeinschaft nannte
der Kommissar die Zulassung von Arzneimitteln. Liikanen sprach sich
dafür aus, dass die Londoner Behörde für
Arzneimittelsicherheit mehr Zuständigkeiten für diesen
Bereich bekommt. Das jetzige Verfahren der gegenseitigen
Anerkennung der Arzneimittel durch die Mitgliedstaaten sei zu
schwerfällig und zu teuer. Ziel müsse es sein, den
Sachverstand in den Mitgliedstaaten zu bündeln und neue
Arzneimittel möglichst schnell den Patienten zur
Verfügung stellen. Ein Traum ist für Liikanen, an der
Einführung eines europäischen Sicherheitspasses
mitzuwirken. Dieser könnte die Identifikation der Bürger
erleichtern. Allerdings müssten die Mitgliedstaaten hier
Vorarbeit leisten und damit beginnen, Basisdaten für eine
solche Chipkarte zur Verfügung zu stellen.
Zu den weiteren Themen, die derzeit von der Europäischen
Kommission bearbeitet werden, zählt die Prüfung der
Pharmagesetzgebung. Dies erklärten Mitarbeiter der
Ständigen Vertretung der Bundesrepublik in Brüssel
gegenüber dem Ausschuss für Gesundheit und Soziale
Sicherung. Die Kommission plane, dieses Gesetzgebungsverfahren noch
vor der Aufnahme der zehn neuen Mitglieder aus Mittel-, Ost- und
Südeuropa vor dem 1. Mai abzuschließen. Darüber
hinaus werde angestrebt, ein europäisches Seuchenzentrum
einzurichten. Dieses solle die Aufgabe haben, die
Seuchenbekämpfung in den Mitgliedstaaten zu koordinieren und
Empfehlungen für eine mögliche Vorgehensweise
auszusprechen. rab
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