rab
Abgeordnete befragten Experten
"Über einen Verteilungsplan für den
Emissionshandel entscheiden"
Umwelt. Der Bundestag soll über den Nationalen
Allokationsplan für den Handel mit Emissionsrechten
entscheiden können. In einer öffentlichen Anhörung
des Umweltausschusses am 9. Februar waren sich die geladenen
Experten darin einig, dass das Parlament unbedingt noch vor der
Abgabe des Allokationsplans bei der EU-Kommission, also noch vor
dem 31. März, beteiligt werden sollte.
"Wenn der Plan erstmal in Brüssel landet, ist es für
die Abgeordneten zu spät", warnte ein Vertreter des Verbandes
der Elektrizitätswirtschaft. Gegenstand der Anhörung war
ein Gesetzentwurf der Koalitionsfraktionen (15/2328), mit dem eine
entsprechende EU-Richtlinie umgesetzt und die Rahmenbedingungen
für den europaweiten Handel mit Emissionsrechten rechtzeitig
vor Beginn der Transaktionen zu Beginn nächsten Jahres
geschaffen werden sollen.
Industrie nicht weiter belasten
Die Sachverständigen begrüßten das Vorhaben
weitgehend, mit Hilfe des Handels mit Emissionsrechten die
Klimaschutzziele des Kyoto-Protokolls zu erreichen. Allerdings
warnten einige Verbandsvertreter davor, die Industrie im Zuge der
Einführung des Handelssystemes zusätzlich zu belasten.
Einig waren sich die Experten auch weitgehend darin, dass die
eigentliche Musik beim Nationalen Allokationsplan spielt, den die
Regierung derzeit vorbereitet. Damit bekommen rund 2.600
Unternehmen und Anlagebetreiber die Emissionszertifikate
zugeteilt.
Der Vertreter der Fachvereinigung Organische Chemie tat sich
dementsprechend schwer, "den gedeckten Tisch zu beurteilen, ohne
das Menü zu kennen". Das vorliegende
Treibhausgas-Emissionshandelsgesetz müsse vor allem dafür
sorgen, dass keine zusätzlichen Kosten auf die Unternehmen
zukommen. Nach Auffassung des Verbandes ist das Handelssystem nicht
nötig, um die Klimaschutzziele von Kyoto zu erreichen.
Nach Ansicht von Joachim Weimann von der Universität
Magdeburg hoffen Volkswirtschaftler seit rund
30 Jahren auf die Einführung eines Handels mit
Emissionsrechten. Es sei ein kostengünstiges und effizientes
Instrument, um zur Verringerung des Ausstosses von Kohlendioxid
beizutragen. Außerdem schaffe es Anreize, die
Schadstoffemission zu drosseln.
Die Sprecherin des World Wildlife Fund argumentierte
ähnlich. Ihrer Meinung nach ist das Emissionshandelssystem das
"wichtigste klimapolitische Instrument, das die EU jemals
eingeführt hat".
Der Vertreter des Deutschen Gewerkschaftsbundes wies darauf hin,
dass der Gesetzentwurf nur etwa 55 Prozent der
Treibhausgas-Emissionen berühre. Daher sei es wichtig, neben
den Unternehmen möglichst bald andere gesellschaftliche
Sektoren wie die Haushalte und den Verkehrsbereich hinzuzuziehen.
Der Gewerkschaftsbund begrüßte das Vorhaben der
Regierung, den Nationalen Allokationsplan im Rahmen eines separaten
Gesetzesverfahren zu regeln.
Die Dresdner Bank zeigte sich erfreut, den Handel mit den
Emissionsrechten nach marktwirtschaftlichen Kriterien zu gestalten.
Der Gesetzgeber müsse darauf achten, dass er so transparent
wie möglich abläuft und die nötige Sicherheit
für die Transaktionen gegeben ist.
Auch der Mineralölwirtschaftsverband sprach sich dafür
aus, möglichst wenig in den Handel einzugreifen. Der Vertreter
der Wirtschaftsvereinigung Stahl warnte vor Arbeitsplatzverlusten
in Deutschland, die eine Folge der Einführung des
Handelssystems sein könnten. Die Stahlbranche sei bereits
"Weltmeister der Effizienz", sodass es kaum noch
Minderungspotenzial beim Emissionsausstoss gebe. Die Unternehmen
könnten dazu genötigt werden, die Produktion aus der EU
heraus zu verlagern. rab
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