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che/dpa
Auf den Nerv getroffen
Streit um Holocaust-Mahnmal
Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland,
Paul Spiegel, hält eine persönliche Entschuldigung des
amerikanischen Architekten Peter Eisenman beim früheren
Vorsitzenden der Berliner jüdischen Gemeinde, Alexander
Brenner, für angebracht. Der Star-Architekt habe Brenner mit
seinem misslungenen Witz während einer Kuratoriumsitzung zum
Berliner Holocaust-Mahnmal "aufs Tiefste verletzt".
Eisenman, der selbst Jude ist, hatte während der Sitzung im
Februar als Witz von einer Frage seines New Yorker Zahnarztes
berichtet, ob er Eisenmans Zahnfüllungen entfernen solle, die
von der Firma Degussa stammten. Um ein Degussa-Produkt für das
Mahnmal hatte es Ende 2003 einen Eklat gegeben, weil die
Degussa-Tochter Degesch in der Nazi-Zeit Giftgas für die
Konzentrationslager geliefert hatte.
Thierse, Vorsitzender der Stiftung Denkmal für die
ermordeten Juden Europas, hatte Spiegel Mitte letzter Woche
gebeten, in dem Eklat zu vermitteln. In diesem Zusammenhang habe
der Vorsitzende der Berliner Jüdischen Gemeinde, Albert Meyer,
das Denkmalprojekt scharf angegriffen. Er sagte: "Der so genannte
Witz von Eisenman ist genauso ein Horror wie die Diskussion um die
Beteiligung Degussas am Stelenbau und genauso ein Horror wie das
gesamte Denkmal." Thierse wehrte sich gegen den Angriff: "Ihre
Äußerungen diskreditieren deshalb das Kuratorium und
seine Arbeit in einer Art und Weise, die ich nicht hinnehmen kann,
und untergraben letztendlich die öffentliche
Glaubwürdigkeit des gesamten Denkmalprojekts."
Spiegel erklärte in seinem Brief an Thierse weiter, er
wolle "sobald wie möglich mit Herrn Meyer ein Gespräch
über den Vorgang und seine Stellungnahme führen". Er habe
aber keinerlei Möglichkeiten, ihm "irgendwelche
Verhaltensmaßregeln vorzuschreiben".
Unterdessen hat sich auch der Direktor des Potsdamer
Moses-Mendelssohn-Zentrums für europäische Studien,
Julius Schoeps, in die aktuelle Debatte eingeschaltet. Er forderte
den Bundestag auf, den Erinnerungsort in eine Gedenkstätte
für alle NS-Opfergruppen umzuwidmen. Bis heute sei die Frage
nicht klar beantwortet, "wer wem zu welchem Zweck ein Denk- und
Mahnmal baut", sagte er in einem Interview. Schoeps ist auch
Vizechef der Jüdischen Gemeinde Berlins.
Am Freitag letzter Woche wurde bekannt, dass sich Peter Eisenman
inzwischen telefonisch bei Meyer und Brenner für seinen Witz
entschuldigt hatte.
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