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Claudia Heine
Die Macht des Geistes
Ausstellung über die "Weiße
Rose"
Der Kampf für ein humanistisches Ideal, für
demokratische Werte sei nicht danach zu bewerten, ob er erfolgreich
geführt worden sei. Das sagte Bundestagspräsident
Wolfgang Thierse (SPD), als er am 30. März die Ausstellung
"Die Weiße Rose. Der Widerstand von Studenten gegen Hitler.
München 1942 bis 1943" im Paul-Löbe-Haus eröffnete.
Zahlreiche Mitglieder dieser Widerstandsbewegung, darunter die
Geschwister Hans und Sophie Scholl, bezahlten ihr kurzes Engagement
mit dem Leben. Auch die Attentäter vom 20. Juli 1944 waren im
eigentlichen Sinne nicht erfolgreich, weil Hitler überlebte.
Trotzdem sind beide Beispiele ein Vermächtnis für
Zivilcourage und haben auch in der Gegenwart ihre Vorbildfunktion
nicht verloren, so Thierse weiter. Denn sie erinnerten daran, dass
Freiheit und Demokratie nicht "naturgegeben" seien.
Die Weiße Rose entstand aus privaten Freundschaften junger
Medizinstudenten und entwickelte sich bald zu einem politischen
Zirkel, mit Unterstützern außerhalb der Universität.
Von 1942 bis Anfang des Jahres 1943 verfassten die Studenten sechs
Flugblätter, in denen sie aus einer christlichen und
philosophischen Perspektive heraus Argumente gegen den NS-Staat
verbreiteten und offen zum Widerstand aufriefen. In ihrer
humanistischen Gesinnung bezogen sie sich auf deutsche Klassiker
und scheuten vor deutlichen Worten nicht zurück: "Goethe
spricht von den Deutschen als einem tragischen Volke, gleich dem
der Juden und den Griechen, aber heute hat es eher den Anschein,
als sei es eine seichte, willenlose Herde von Mitläufern."
Ihre Aufforderung an jeden Einzelnen: "arbeiten wider die Geisel
der Menschheit, wider den Faschismus und jedes ihm ähnliche
System des absoluten Staates".
Die Ausstellung gibt einen Überblick zu den Themen Jugend
während des Nationalsozialismus, geht auf die Bedeutung der
Stadt München als "Hauptstadt der Bewegung" ein und beschreibt
mit dem Widerstand der Studenten auch das Umfeld, in dem die
"Weiße Rose" entstanden ist. Außerdem werden einzelne
Gruppen und Mitglieder porträtiert, die Texte ihrer
Flugblätter wiedergegeben und die Prozesse vor dem
Volksgerichtshof geschildert.
"Wir waren wenige. Aber es war die Macht des Geistes. Das war
den Nazis fremd. Gegen sie zu sein war keine Kunst." Mit diesen
Worten beschrieb Franz J. Müller, Vorsitzender der Weiße
Rose Stiftung, die die Ausstellung realisierte, und selbst damals
Mitglied der Gruppe, in seiner Rede während der Eröffnung
das Besondere des Engagements.
Selbstverständlich sei eine solche Zivilcourage dennoch
nicht, meinte Bundesfamilienministerin Renate Schmidt (SPD). Sie
nutzte ihre Ansprache um daran zu erinnern, dass der Kampf gegen
Ausgrenzung von Andersdenkenden oder rassistisch motivierte Gewalt
schon in der Erziehung beginne. Im Hinblick auf solche
Übergriffe, müsse sich jeder Einzelne fragen: "Was
läuft falsch? Was können wir tun?" Claudia Heine
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