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Auf neuen Wegen in der Agrarpolitik
Bundestag billigt Reformgesetz
Verbraucherschutz. Der Bundestag hat am 1. April
auf Empfehlung des Verbraucherschutzausschusses (15/2843) vom
Vortag den von der Bundesregierung vorgelegten Gesetzentwurf
(15/2553) zur Umsetzung der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik der
Europäischen Union (EU) in geänderter Fassung angenommen.
In namentlicher Abstimmung votierten bei einer Enthaltung 305
Abgeordnete für den Gesetzentwurf, 281 dagegen. Die im Juni
letzten Jahres vom EU-Agrarrat beschlossene Reform sieht eine
umfassende Neuausrichtung der europäischen Agrarpolitik ab dem
Jahr 2005 vor. Zentraler Eckpunkt ist dabei die Neugestaltung des
Systems der Direktzahlungen durch die Einführung einer
einheitlichen Betriebsprämienregelung und die damit verbundene
Entkopplung der Direktzahlungen von der Produktion.
Das verabschiedete nationale Gesetz zur
Durchführung der einheitlichen Betriebsprämienregelung
sieht die Entkopplung der Direktzahlungen in Deutschland in vollem
Umfang bereits zum 1. Januar 2005 vor. Dabei soll eine einheitliche
Betriebsprämienregelung umgesetzt werden, die eine regionale
Durchführung auf Basis eines Kombinationsmodells mit
betriebsindividuellen und flächenbezogenen
Referenzbeträgen für die Zahlungsansprüche vorsieht.
Diese sollen im Zeitablauf zu regional einheitlichen
Zahlungsansprüchen angepasst werden. Weitere Eckpunkte der
Reform sind die Stärkung des ländlichen Raums durch die
so genannte Modulation sowie die Bindung der Prämienzahlung an
Standards in den Bereichen Umwelt- und Tierschutz sowie
Lebensmittelsicherheit (Cross-Compliance).
Prämienmodell nicht
geändert
Entschließungsanträge der CDU/CSU
(15/2586) und der FDP (15/2587) zu dem Gesetzentwurf lehnte der
Bundestag ab. Die Union hatte in ihrer Entschließung
vorgeschlagen, Änderungen beim Modell der
Prämiengewährung vorzunehmen. So sollten die
Milchprämie bis 2013 zu 100 Prozent betriebsindividuell
zugewiesen, die übrigen Direktzahlungen ab 2005 zu 35 Prozent
in einen einheitlichen Sockelbetrag für alle Acker- und
Grünflächen überführt und 65 Prozent der
Direktzahlungen außer der Milchprämie ab 2005
betriebsindividuell gewährt werden. Die FDP hatte in ihrer
Entschließung zur Vermeidung von Strukturbrüchen unter
anderem verlangt, bei der Milchvieh- und Tierhaltung nicht bereits
2007, sondern erst 2010 mit dem Abschmelzen der entkoppelten
Brtriebsprämie zu beginnen und die Anpassung dann in vier
gleichen Schritten bis 2013 vorzunehmen. Im Ausschuss hatte die
CDU/CSU die Eile kritisiert, mit der der Gesetzentwurf von der
Koalition durch das Parlament "gepeitscht" werde. Insbesondere bei
der Entkopplung der Milch- und Tierprämien sei ein
längerer Umstellungsprozess notwendig, damit den Landwirten
längere Fristen zur Anpassung bleiben.
Die FDP rügte die aus ihrer Sicht
unklare Haltung der Union bei der Frage, ob sie den mit der Reform
verbundenen Paradigmenwechsel grundsätzlich unterstützt
oder nicht. Die CDU/CSU müsse für sich klären, ob
sie für mehr marktwirtschaftliche Ansätze und mehr
unternehmerische Freiheit für die Landwirte eintrete.
Grundsätzliche Meinungsunterschiede zum Regierungsentwurf
bestünden bei der Umsetzung der Cross-Compliance-Regelung, die
aus Sicht der FDP eins zu eins in nationales Recht umgesetzt werden
sollte, und bei den Milch- und Tierprämien.
Nach Auffassung der Sozialdemokraten ist es
der Bundesregierung mit den Luxemburger Beschlüssen des
EU-Agrarrates in einer vorher nicht für möglich
gehaltenen Weise gelungen, die Agrarwende auch auf
europäischer Ebene zu verankern. Der von der Union
bemängelte enge Beratungsrahmen für den Gesetzentwurf sei
"pure Heuchelei", da die CDU/CSU keinerlei Interesse an einer
inhaltlichen Beratung von Dissenspunkten gezeigt habe, sondern von
vornherein die Anrufung des Vermittlungsausschusses angestrebt
habe. Darüber hinaus warf die SPD der Union vor, keine
einheitliche Position in der Frage der Umsetzung der EU-Agrarreform
gefunden zu haben. "Sie wissen nicht, was sie wollen, aber das mit
ganzer Kraft", fassten die Sozialdemokraten ihre Kritik zusammen.
Bündnis 90/Die Grünen wiesen darauf hin, die Koalition
habe der Opposition angeboten, über eine Verschiebung der
Entkopplung bei der Milch um ein bis zwei Jahre zu reden. Ein
Hinauszögern bis zum Jahr 2013 sei aber nicht hinnehmbar,
zumal der Anpassungsprozess die Milchbauern dann umso härter
treffen würde. pot
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