Rosemarie Heckmann
"Bilder, die den Kopf verdrehen"
Georg Baselitz-Ausstellung in Bonn
Der Baselitz" persönlich war da, und der Bundeskanzler.
Beide zogen ein derart großes und interessiertes Publikum in
die Bonner Kunstmeile, dass es schwierig war, bis zu ihnen
vorzudringen: "Das pure Chaos zur Eröffnung" war deshalb im
Generalanzeiger zu lesen und meinte allerdings damit erst einmal
das frustrierende Ergebnis der schleppenden Sicherheitskontrolle am
Eingang, die es "Hunderten von Menschen" gar nicht erst erlaubte,
rechtzeitig in die Bundeskunsthalle zu gelangen. Denn dort wollten
der Künstler und der Politiker gemeinsam eine "sensationelle
Ausstellung" eröffnen.
Der inzwischen in vielen internationalen Museen vertretene Georg
Baselitz wurde 1957 nach zwei Semestern an der Hochschule für
bildende und angewandte Kunst in Ostberlin "wegen
gesellschaftlicher Unreife" vom Studium ausgeschlossen und machte
1963 in Westberlin seinen Abschluss als Meisterschüler. Die
erste Ausstellung des Malers und Bildhauers wurde über Nacht
zum Skandal: Zwei Bilder wurden von der Staatsanwaltschaft
beschlagnahmt und nach dem Prozess 1965 zurückgegeben. 1969
begann Baselitz, seine Gemälde "auf dem Kopf" zu malen. Thema
des ersten Bildes: "Der Wald auf dem Kopf".
Eine der Begründungen für seine Konzeption lautet:
"Ein Gegenstand auf dem Kopf gemalt ist tauglich für die
Malerei, weil er als Gegenstand untauglich ist." Und: "Mein
Verhältnis zum Gegenstand ist willkürlich."
Gleichzeitig mit den Werken von Baselitz ist in der
Bundeskunsthalle noch etwas anderes zu sehen: Der Fotograf Benjamin
Katz aus Antwerpen hat seinen Freund, wie andere Künstler
auch, mit der Kamera begleitet. Sowohl bei der Arbeit im Atelier
als auch in der Öffentlichkeit. Und das 25 Jahre lang! So gibt
es ungefähr 80 Portraits von Baselitz zu sehen, die ihn
beleuchten und enthüllen und ihn als Künstler und
Menschen dem Betrachter näher bringen wollen.
Der Bundeskanzler schien seinen Besuch in der alten
Bundeshauptstadt und die ihm erwiesene Aufmerksamkeit zu
genießen. Als Freund von Baselitz aus alten Tagen und
großer Bewunderer seiner Kunst erinnerte er daran, dass er
selbst in seinen Berliner Arbeitsräumen ein großes
Gemälde hängen hat, das eines Adlers nämlich, mit
dem Kopf nach unten.
Noch bis zum 8. August können die Besucher in Bonn die
Arbeiten eines Mannes betrachten, der von manchen als
"prominentester Künstler der Gegenwart" gesehen wird.
Rosemarie Heckmann
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