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Claudia Heine
...aufgekehrt
Der gemeine Finanzbeamte ist tendenziell unbeliebt und hat einen
langweiligen Job? Das stimmt nur teilweise. Unbeliebt ist er
tatsächlich; nur Autoverkäufer und Politiker sind
schlimmer dran. Was aber die Langeweile in den Amtsstuben angeht,
haben wir, die "ehrlichen" Steuerzahler, uns jahrelang bitter
getäuscht. Und das im doppelten Sinn, denn wir sind auch noch
"schuld" an unseren eigenen Täuschung.
Der Grund: Die Ausreden, mit denen die Deutschen sich von der
Steuerlast befreien wollen, bringen die Finanzbeamten anscheinend
regelmäßig zum Lachen. Und da es schön ist,
über sich selbst zu lachen, kann jeder, der möchte, die
besten Knaller nun in einem Buch nachlesen. Titel "Meine Frau ist
eine ungewöhnliche Belastung."
Da bittet ein säumiger Steuerzahler, den "Nutzwert der
Schwiegermutter im Veranlagungszeitraum mit 2.300 Mark (damals
noch)" zu berücksichtigen. Geld macht anscheinend
erfinderisch. Ein Ehepaar mit Luxusvilla beteuert, sich nur
Lebensmittel jenseits des Verfallsdatums und Second-Hand-Klamotten
leisten zu können. Die Armen! Den ausschlaggebenden Grund
für diese Kuriositäten-Sammlung gab allerdings eine
Postkarte, die der Autor und Finanzbeamte Ralf Sikorski erhielt.
Darauf teilt ihm ein Steuerhinterzieher mit: "Ich sitze hier im
Urlaub im schönen Schottland und gebe hier die Kohle aus, die
eigentlich Euch zusteht. Bitte nicht böse sein!"
Im Anklang an die Bibel könnte es deshalb heißen:
"Gebt dem Finanzminister, was ihm zusteht!" Aber warum ehrlich
sein, wenn es die anderen auch nicht sind? Wenn es sogar der
höchste deutsche Beamte mit entsprechendem Gehalt nicht
komisch findet, von einer von ihm beaufsichtigten Bank in ein
Luxus-Hotel eingeladen zu werden, dann kann ich, der
Normalverdiener, doch wohl wenigstens meine Schwiegermutter in
Rechnung stellen. Wahrscheinlich trägt besagter Beamte auch
nur abgenutzte Kleidung und konnte sich in jenem Hotel endlich mal
wieder richtig satt essen.
Im Gegensatz zu manchem Top-Manager hatte ein Steuersünder
wenigstens schlaflose Nächte wegen seines Vergehens: "Da ich
nachts nicht mehr schlafen kann, schicke ich Ihnen einen Scheck
über 10.000 Mark zu Ausgleich des Schadens. Sollte ich danach
immer noch nicht schlafen können, schicke ich Ihnen auch noch
den Rest."
Tja, Geld macht wirklich erfinderisch. Angesichts der Leere in
den öffentlichen Haushalten beweisen auch die Politiker
blühende Phanatasien, wie Geld eingespart oder eingetrieben
werden könnte. Zum Beispiel durch eine Gebühr für
öffentliche Parks in Berlin. Hoffentlich kommt niemand auf die
Idee, seine eigene Gesundheitsvorsorge durch regelmäßiges
Joggen als "unerträgliche Belastung" dem Finanzamt in Rechnung
zu stellen.
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