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Minderheitensprachen in Deutschland stärker
fördern
Appell an die Regierung
Inneres. Nach dem Willen der Koalitionsfraktionen soll sich die
Bundesregierung gemeinsam mit den Bundesländern im Rahmen der
eingegangenen Verpflichtungen aus der Europäischen
Sprachencharta dafür einsetzen, dass die Regional- und
Minderheitensprachen in Schulen, Hochschulen, Verwaltung und Medien
stärker zur Geltung kommen (15/3328). In ihrem Antrag fordern
SPD und Bündnis 90/Die Grünen außerdem eine breite
Veröffentlichung der dazu erstellten Staatenberichte sowie die
Anerkennung des Bundesrates als Dialogpartner für
"Niederdeutsch" - entsprechend der Repräsentanz für die
vier autochthonen Minderheiten Dänen, Sorben, Friesen sowie
Sinti und Roma in einer "vertretbaren institutionellen Form". In
der Einführung wird darauf verwiesen, Deutschland habe als
einer der Erstunterzeichnerstaaten dieser "Magna Charta" für
Regional- und Minderheitensprachen am 9. Juli 1998 zugestimmt. Die
Charta ist danach am 1. Januar 1999 in Kraft getreten und gilt in
Deutschland als Bundesgesetz, das nachrangiges Recht
einschließlich der Landesgesetze bricht und gegenüber
sonstigen Bundesgesetzen grundsätzlich als das speziellere
Gesetz anzuwenden ist.
Empfehlung des Europarates
Das Ministerkomitee des Europarates hat der Bundesrepublik
empfohlen, den Unterricht in der nordfriesischen, der
saterfriesischen und der niedersorbischen Sprache zu stärken.
Dies geht aus dem zweiten Bericht der Regierung zur
Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen
(15/3200) hervor, den der Beauftragte der Bundesregierung für
Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Jochen Welt (SPD),
vorgelegt und den der Bundestag am 17. Juni zur Beratung an den
Innenausschuss überwiesen hat.
Diese Sprachen seien besonders vom Aussterben bedroht. Wie es in
dem Bericht der Regierung heißt, strengen sich die
zuständigen Länder Brandenburg, Niedersachsen und
Schleswig-Holstein an, den Unterricht für die genannten
Sprachen "angemessen zu gewährleisten". Die Sprachpolitik
müsse den Nachfragebedarf aus den Sprachgruppen nach
Unterrichtsangeboten in Verhältnis zu anderen Angeboten
setzen. Die schulische Infrastruktur trage zum Erhalt der Sprachen
bei.
Ausgewogene Kulturarbeit gefordert
Genauso wichtig sei aber eine ausgewogene Kulturarbeit, die vor
allem bei der jüngeren Generation das Bewusstsein zur eigenen
Sprache fördere und dadurch Nachfrage nach schulischer
Ausbildung entstehen lasse. Erfahrungsgemäß bleibe die
Nachfrage hinter den angebotenen schulischen Möglichkeiten
zurück, heißt es im Bericht. Das Ministerkomitee hatte
zudem empfohlen, die Grundausbildung und Fortbildung von Lehrern
für alle Regional- oder Minderheitensprachen zu verbessern und
den Gebrauch dieser Sprachen im Verkehr mit der Verwaltung und vor
Gericht zu ermöglichen. Auch solle den Sprechern stärker
bewusst gemacht werden, dass sie ihr Recht auf den Gebrauch ihrer
Sprache bei Verwaltungs- und gegebenenfalls bei Justizbehörden
ausüben können. Ferner wird empfohlen, die Präsenz
der Regional- und Minderheitensprachen in den Medien zu
fördern.
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