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Benjamin Lassiwe
Die Wenigsten beherrschen es - Klasse statt Masse
ist gefragt
Deutsche Unternehmen nutzen das
Internet
Vernichtend Kritiken und die Wahl zu Deutschlands sinnlosester
Internetpräsenz, dem "Ultimate-Web-Trash-Award des Jahres" -
die Internetadresse "www.muellseite.de" ist längst zu einem
Geheimtip aller Websurfer geworden, die der deutschen Sprache
mächtig sind. Allerdings nicht unbedingt zur Freude des
einheimischen Mittelstandes, denn neben durchgedrehten
Selbstdarstellern, Schützen- und Sportvereinen sind es vor
allem die Webpräsenzen kleiner und mittelständischer
Unternehmen, die auf der Müllseite schonungslos an den Pranger
gestellt werden. Ein Busreiseanbieter, auf dessen Homepage sich
einzig das Gästebuch mit den neu eingetragenen Kommentaren
unzufriedener Kunden aktualisiert, oder ein Malermeister, dessen
Webpräsenz sich durch "mysteriös durch die Gegend
segelnde Kreise" und "eine Übelkeit verursachende
Mausbegleitung" auszeichnet, mögen als Beispiele
genügen.
Doch steht es wirklich so schlecht um die Internetnutzung von
mittelständischen Unternehmen in Deutschland? Keineswegs,
meint Hans-Jürgen Hermann, Projektleiter des "Netzwerks
Elektronischer Geschäftsverkehr". Immerhin 95 Prozent aller
deutschen Firmen seien schon heute im weltweiten Datennetz
präsent. Der Gebrauch von E-Mails und Kontaktformularen
gehöre in der hiesigen Wirtschaft zum Standard - "allerdings
nutzen die wenigsten Unternehmen das gesamte Potential des
Internets." Große Probleme gäbe es etwa bei der
regelmäßigen Aktualisierung der Homepages: "Ein
Großkonzern mit mehreren tausend Beschäftigten hat
dafür eine eigene Abteilung, in vielen Handwerksbetrieben
macht der Chef das selbst", erklärt Herrmann. "Und zwar vom
selben Computer aus, von dem abends dann auch die Kinder im Web
herumorgeln."
Manche Firmen hätten einfach losgelegt und eine Website
gestaltet, als das Internet Ende der 90er-Jahre zu boomen begann.
"Dass man seine Produktkataloge mit der Homepage verknüpfen
kann, oder der Kunde über das Internet den Transport der Ware
nachverfolgen kann, daran haben viele damals nicht gedacht." Mit
regionalen Kompetenzzentren, die Unternehmer vor Ort zum Thema
Internet beraten, will das "Netzwerk Elektronischer
Geschäftsverkehr" diesen Mängeln Abhilfe schaffen.
Berater kommen in die Betriebe, und analysieren deren Umgang mit
dem Datennetz, und auch Online-Lernangebote gibt es, etwa zu den
Themen "Sicherheit von Firmendaten", "Bezahlen im Netz" oder
"Haftung für Rechtsverletzungen im Internet".
Oft aneinander vorbei
Doch auch andere Organisationen sorgen sich um die
Online-Präsenzen deutscher Mittelständler. Beispielsweise
der in Salzgitter ansässige "Bundesverband Mittelstand und
Internet". Der im Jahr 2002 gegründete Verein unter Vorsitz
des Leiters des Instituts für E-Business an der Fachhochschule
Braunschweig/Wolfenbüttel, Professor Reza Ashgari, setzt sich
für eine bessere Zusammenarbeit von Hochschulen und
mittelständischen Unternehmen ein. Nach Ansicht des Vereins
ist es ein Problem, dass im Internet viel zu oft aneinander vorbei
gearbeitet wird. Wer etwa die Suchbegriffe "Internet" und
"Mittelstand" in eine Online-Suchmaschine eingibt, erhält rund
360.000 Homepages als Ergebnis angezeigt.
Da fällt es schwer, auf eines der 20 staatlichen
Förderprogramme zu stoßen, die die Mittelständler
auf dem Weg ins Internet unterstützen und zu Innovationen im
Bereich des weltweiten Datennetzes anregen sollen. Und auch der
"Deutsche Internetpreis" ist in der Öffentlichkeit weitgehend
unbekannt, obwohl sich mehr als 500 Unternehmen um ihn beworben
haben: Um die von der Bundesregierung ausgeschriebene, und mit
50.000 Euro dotierte Auszeichnung können sich Firmen mit
weniger als 500 Beschäftigten bewerben, die etwa im Bereich
der Wertschöpfung oder des Kundendienstes ganze
Unternehmensprozesse über das Internet abwickeln. Denn was die
Nutzung des World Wide Web betrifft, gibt es in Deutschland auch
vorbildliche Mittelständler. Benjamin Lassiwe
Der Autor arbeitet als freier Journalist in Berlin.
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