Ute Aschenbrenner
Banken verhalten sich restriktiv
Weniger Kredite für das Handwerk
gefährden das Wachstum
Das Handwerk wird im beginnenden Aufschwung
ausgebremst, wenn die Banken mit Krediten weiter so restriktiv
umgehen. Denn die Folge ist, dass immer mehr Handwerker keine neuen
Investitionen mehr tätigen können, allenfalls noch
Ersatzinvestitionen.
Eine schwache Ertragslage durch die
anhaltende Rezession auf dem heimischen Markt und die in der Regel
geringe Eigenkapitalausstattung bedrohen viele Handwerksunternehmen
sogar in ihrer Existenz. Traditionell sind die meisten Betriebe zur
Finanzierung und Liquiditätssicherung auf Banken
angewiesen.
Doch die Geldinstitute sind in den
vergangenen Jahren zunehmend restriktiver bei der Kreditvergabe
geworden. Dafür geben sie als Gründe ihre oft
unbefriedigende eigene Ertragslage und die geringen Margen im
Kreditgeschäft an. Dazu kommt, dass die Kreditinstitute
aufgrund verschiedener gesetzlicher Änderungen einen hohen
Wertberichtigungsbedarf haben.
Ausdünnung des Filialnetzes
Die Ausdünnung des Filialnetzes und eine
damit verbundene neue Organisation der Geschäftsfelder haben
die Betreuung der Kundschaft insgesamt verschlechtert. So gibt es
nun in der Regel weniger Mitarbeiter, die gerade den kleinen und
mittleren Handwerksbetrieben helfen können, etwa die
arbeitsaufwendigen öffentlichen Förderprogramme zu
beantragen. Die Gewährung dieser Fördermittel ist jedoch
meist an die Durchleitung bei der eigenen Bank geknüpft. Das
als unrentabel angesehene traditionelle Massen- und
Kreditgeschäft wird mehr und mehr rationalisiert, oft gleich
ganz ausgegliedert.
Ein Dilemma für die
Handwerksunternehmen. Denn auf der einen Seite müssen sie
investieren, um ihre Position auch auf dem größer
gewordenen EU-Binnenmarkt zu verbessern. Auf der anderen Seite wird
es für sie immer schwieriger, das Geld zu bekommen, dass sie
für diese Investitionen benötigen.
Die Zahlen sprechen für sich: Fast die
Hälfte aller Handwerksunternehmen gibt an, dass sie in den
vergangenen zwölf Monaten schwerer an Kredite gekommen sind
als zuvor. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Kreditanstalt
für Wiederaufbau (KfW) zur Finanzierungssituation im
Mittelstand (2004). Danach sind einem Fünftel der
Handwerksunternehmen dringend benötigte Investitionskredite
sogar gänzlich verwehrt worden.
Als Hauptgründe für die
Kreditabsagen wurden seitens der Banken eine veränderte
Geschäftspolitik, unzureichende Sicherheiten und eine zu
geringe Eigenkapitalquote angegeben. Das bestätigt die
leidvolle Erfahrung, die gerade kleine und mittlere
Handwerksunternehmen oftmals machen: Mittelständler
gehören aktuell nicht zur Zielklientel der Kreditwirtschaft,
die in erster Linie auf Großkunden schielt.
Aber auch Förderdarlehen, die die
Nachteile der kleinen Unternehmen ausgleichen sollen, sind nicht
immer eine Lösung. Ein Beispiel dafür ist das im
März 2004 aufgelegte KfW-Förderprogramm
"Unternehmerkapital". Dieses Förderprogramm besteht aus einer
Darlehenstranche - hier übernimmt die KfW das Risiko
gegenüber der Hausbank - und einer Tranche, für die die
Hausbank das Risiko selbst tragen muss. Für diese zweite
Tranche nun wird gegenüber dem Unternehmen eine
bankübliche Sicherheit verlangt. Doch ein kleiner
Handwerksbetrieb kann in diesen Tagen in der Regel noch nicht
einmal diese Sicherheit aufbringen.
Das Hauptproblem wird durch das KfW-Programm
also gerade nicht gelöst: Es fehlen einfach die geforderten
Sicherheiten. Wenn Unternehmer in ihrer Notlage versuchen,
Bürgschaften der Bürgschaftsbanken zu beantragen und
diese ihrer Hausbank als Sicherheit anbieten, werden sie
enttäuscht: Denn Bürgschaften sind in diesem
Förderprogramm zur Absicherung der Fremdkapitaltranchen
ausgeschlossen.
Das Ausweichen auf andere
Finanzierungsinstrumente fällt den Betrieben schwer -
allerdings nicht, weil es an der notwendigen Flexibilität
fehlt. Handwerksunternehmen nutzen sehr wohl alternative
Finanzierungsinstrumente - Voraussetzung ist jedoch, dass diese auf
ihre Bedürfnisse und die strukturellen Besonderheiten kleiner
Handwerksunternehmen abgestimmt sind. Beispielsweise bei
Leasingangeboten, die einer Umfrage des Zentralverbandes des
Deutschen Handwerks (ZDH) zufolge von 25 Prozent der
Handwerksunternehmen in Anspruch genommen werden. Insbesondere bei
Beteiligungs- und Factoringangebote fehlt es jedoch an einer
Abstimmung auf die strukturellen Besonderheiten der Betriebe.
Folglich werden sie auch nur von wenigen Unternehmen
genutzt.
Schöne Worte allein helfen
nicht
Allein schöne Worte über angebliche
Finanzierungsoffensiven für den Mittelstand helfen niemandem.
Alle Banken, auch die Privatbanken, stehen durchaus in der Pflicht,
den Aufschwung mit zu finanzieren. Die kleinen und mittleren
Handwerksbetriebe dürfen nicht außen vor bleiben. Wenn
eine der großen Privatbanken von einer "Wachstumsinitiative"
spricht, die nach eigenen Angaben insbesondere auf das
"mittelstandstypische" Kreditvolumen von 5 bis 25 Millionen Euro
abzielt, dann ist hier mit Sicherheit nicht die Mehrheit der
Handwerksunternehmen gemeint. Dabei sind es doch gerade sie, die in
den Regionen für Ausbildungs- und Arbeitsplätze
sorgen.
Die Autorin ist Referentin für
Wirtschafts- und Umweltpolitik beim Zentralverband des Deutschen
Handwerks in Berlin.
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