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"Streit nicht auf dem Rücken von jungen
Wissenschaftlern austragen"
Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu
Juniorprofessuren
Bildung und Forschung. Der Parlamentarische Staatssekretär
im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Ulrich
Kasparick (SPD), hat die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts
(BVG) zur Juniorprofessur als ein Gerichtsurteil bezeichnet, das
der Wissenschaft nicht gut tut. Nun seien die Juniorprofessoren -
so Kasparick im Ausschuss für Bildung und Forschung am 29.
September - in einer ausgesprochen schwierigen Situation.
Das Gremium befasste sich mit den Konsequenzen des BVG-Urteils
vom 27. Juli, das die bundesweite Einführung der so genannten
Juniorprofessur für verfassungswidrig erklärt hatte. Der
Bund habe mit der Novellierung des Hochschulrahmengesetzes vom
Feb-ruar 2002 seine Gesetzgebungskompetenz überschritten, so
die Karlsruher Richter in der Begründung. Mit der
Juniorprofessur wollte die Bundesregierung die Habilitation als
Einstellungsvoraussetzung für Professoren ersetzen und jungen
Wissenschaftlern die Möglichkeit zu eigenständiger
Forschung und Lehre geben. Bundesbildungsministerin Edelgard
Bulmahn (SPD) will nun ein neues Hochschulrahmengesetz auf den Weg
bringen.
Kasparick mahnte in seinem mündlichen Bericht im Ausschuss
eine möglichst schnelle Lösung an, um rasch
Rechtssicherheit für betroffene junge Wissenschaftler
herzustellen. Gleichzeitig kritisierte er die Haltung der
Länder. Die "Gefechtslage" sehe so aus, dass die Fachressorts
der Länder sich zwar einig seien. Eine Verständigung sei
jedoch noch nicht möglich, da der Druck aus den
Staatskanzleien dies verhindere. Die Bundesregierung gehe
allerdings davon aus, dass die Staatskanzleien einlenken werden,
weil der Streit nicht auf dem Rücken der jungen
Wissenschaftler ausgetragen werden dürfe. Dabei hätten
bereits zehn Bundesländer die Juniorprofessur rechtlich
verankert. "Wir dürfen keinen Tag verstreichen lassen",
appellierte Kasparick an die Bildungspolitiker im Ausschuss und bat
sie um Unterstützung. Die SPD teilte in der
anschließenden Diskussion die Einschätzung der
Bundesregierung. Das Karlsruher Urteil sei ein herber
Rückschlag für den Wissenschaftsstandort Deutschland und
gefährde die Wettbewerbsfähigkeit der Bundesrepublik.
Daher sei eine schnelle Regelung nötig, um die
Rechtsunsicherheit zu beseitigen. Die unionsgeführten
Länder sollten sich nun an konstruktiven Lösungen
beteiligen. Dem schloss sich die FDP an. Man müsse schnell
eine Regelung finden. Die Grünen verteidigten die
Juniorprofessur als ein Erfolgsmodell. Dagegen sei der Weg der
Habilitation ein Auslaufmodell. Es sei ein Fehler, daran
festzuhalten. Schuldzuweisungen würden in der entstandenen
Sitution wenig helfen, so die Grünen an die Adresse der
CDU/CSU.
Verantwortung liegt bei der Regierung
Die Union wies indes auf ihre frühzeitigen Warnungen wegen
der befürchteten Verfassungswidrigkeit der Juniorprofessur
hin. Die Fraktion habe sich immer für beide Wege -
Habilitation und Juniorprofessur - ausgesprochen. Für die
"tatsächlich sehr unangenehme Situation" der bereits
angestellten Juniorprofessoren sei ausschließlich die
Regierung verantwortlich, weil sie ein schlechtes Gesetz auf den
Weg gebracht hätte. Auch für die "Abwicklung des
Scherbenhaufens" kritisierte die Unionsfraktion die Regierung.
Anstatt mit allen Ländern Gespräche zu führen, habe
sich Bundesbildungsministerin Bulmahn lediglich mit den
SPD-geführten Ländern getroffen. Dies führe zur
Spaltung. Die Liberalen betonten, dass sie immer für die
Juniorprofessur waren. Allerdings hätten auch sie die Gefahr
der Klage bei der nun gescheiterten gesetzlichen Regelung von
vornherein gesehen. Es sei enttäuschend, dass sich die
Länder nicht schnell mit der Bundesregierung verständigt
hätten.
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