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Thorsten Busch
"Die Deutschen sollten sich sagen: Deutschland
ist gut, und wir werden es noch besser machen!"
Antrittsrede von Matthias Platzeck als
Bundesratspräsident am 5. November
Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) hat
die Deutschen zu mehr Optimismus aufgerufen. "Hören wir
endlich auf mit der Schwarzmalerei!", forderte er am 5. November in
Berlin in seiner Antrittsrede als Bundesratspräsident. Es sei
"eine typisch deutsche Eigenheit, Erfolge und bisher Erreichtes
klein zu reden", sagte Platzeck im Bundesrat. Dabei werde die
"einzigartige Leistung" der Einheit "überall auf der Welt mit
großem Respekt gewürdigt". Die Deutschen sollten sich
daher sagen: "Deutschland ist gut, und wir werden es noch besser
machen!"
Zugleich räumte Platzeck ein, das "Wunder der deutschen
Einheit" habe in den vergangenen Jahren "enorme finanzielle und
auch mentale Kräfte gebunden". Deutschland habe sich zu lange
mit sich selbst beschäftigt. Jetzt gelte es, den Anschluss an
die Welt nicht zu verpassen. Bei der deutschen Vereinigung "wollten
wir vielleicht zu schnell zu viel erreichen", sagte Platzeck. Die
hohen Erwartungen vieler Menschen seien daher inzwischen in
Enttäuschung und Resignation umgeschlagen. Platzeck warnte vor
einseitiger Berichterstattung in den Medien, die einen "Keil in die
deutsche Nation" treibe. "Ganz besonders dramatisch" sei es, wenn
dadurch die Dankbarkeit der Ostdeutschen gegenüber dem Westen
in Frage gestellt werde.
Der Aufbau Ost sei zwar nicht gescheitert, doch es habe auch
Fehler gegeben. "Weil der Mut zur Veränderung damals fehlte,
wandern wir heute auf dem schmalen Grat zwischen der Notwendigkeit
grundlegender Reformen und der Bewahrung sozialer Gerechtigkeit",
so der brandenburgische Ministerpräsident. Die Zusammenlegung
von Arbeitslosen- und Sozialhilfe bestärke viele Ostdeutsche
in ihrer Überzeugung, "nicht wahrgenommen zu werden, in dieser
Republik nicht vorzukommen". Dieses Gefühl müsse man
ernst nehmen, so Platzeck. Politiker müssten bereit sein,
"immer wieder zuzuhören und zu erklären".
Es gelte nun aber, sich auf die eigenen Stärken zu
konzentrieren, um das "Ziel eines modernen und
leistungsfähigeren Deutschlands" zu erreichen. Eine besondere
Stärke sei dabei "der solidarische Zusammenhalt
untereinander", sagte Platzeck. Dieses "Erfolgsmodell" habe sich
bewährt und sei auch weiterhin "die Klammer für das
Zusammenwachsen beider Teile Deutschlands". Gern erinnere er an
Regine Hildebrandt, so Platzeck, die immer gesagt habe: "Der
eigentliche Sinn des Lebens liegt im Miteinander!"
Dieser "Geist der Gemeinsamkeit" müsse auch bei der Reform
des deutschen Föderalismus zum Ausdruck kommen. Der Ruf
einiger Länder nach mehr Wettbewerb untereinander solle als
Ergänzung und nicht als Ersatz des Solidarprinzips verstanden
werden. Ein Scheitern der Föderalismuskommission aus
egoistischen Motiven der Länder oder des Bundes könne
sich Deutschland nicht leisten, warnte Platzeck. Dies würde
das Vertrauen der Bürger in das politische System
beschädigen. Wohin dieser Vertrauensverlust führen
könne, hätten die geringe Wahlbeteiligung und die
Ergebnisse der vergangenen Landtags- und Kommunalwahlen gezeigt.
Die Erfolge rechtsextremer Parteien zeigten eine gesellschaftliche
Stimmung auf, die es umzukehren gelte. Der Staat müsse sich
"gegen Extremisten mit aller Härte wehren", sagte Platzeck,
und das Vertrauen derer, "die ihnen auf den Leim gegangen sind",
zurückgewinnen.
EU-Erweiterung gewürdigt
In diesem Zusammenhang würdigte Platzeck die Erweiterung
der Europäischen Union. Deutschland sei damit "vom
östlichen Außerand" in die politische Mitte Europas
gerückt. Die "enge Verbindung zum Nachbarland Polen" biete den
Deutschen die Chance, "unseren Köpfen auch unsere Herzen in
Richtung Osten folgen zu lassen". Ihm liege die Vertiefung des
deutsch-polnischen Verhältnisses besonders am Herzen, so
Platzeck, und er freue sich, dass seine Amtszeit als
Bundesratspräsident "zu einem großen Teil mit dem
deutsch-polnischen Jahr zusammenfällt".
Staatsminister Rolf Schwanitz gratulierte Platzeck im Namen des
Bundeskanzlers und der Regierung. Er erklärte, Deutschland
stehe jetzt "im Wechsel von der Reformrhetorik zum Reformvollzug".
Die Umsetzung der Arbeitsmarktreformen sei aber nicht allein Sache
der Verwaltung, sondern auch der Politik. Auch im Hinblick auf
zukünftige Neuerungen müssten Bund und Länder ihrer
gemeinsamen Verantwortung gerecht werden, so Schwanitz.
Mit Platzeck wurde erstmals ein brandenburgischer
Ministerpräsident zum Präsidenten des Bundesrates
gewählt.
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