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Thorsten Busch
Aufgekehrt...
Sie hat definitiv schon bessere Zeiten gesehen, die Welt der
Männer: Zeiten, da die Götter groß und stark und
eben männlich waren, nach Belieben jenes schufen und dieses
zerstörten, zünftige Gelage auf dem Olymp feierten und,
notfalls mit Hinterlist, der sterblichen Welt liebreizendste
Fräulein sich zueigen machten. Kirchliche und weltliche
Oberhäupter, Feldherren und Olympioniken, Wissenschaftler und
Wirtschaftslenker: Sie alle waren Männer, und während
Mann dazu früher dankbar "Amen" sagte, so müsste er heute
wohl finden: "Und das war auch gut so!"
Leider, leider aber ist diese schöne alte Welt dahin.
Langsam, schleichend, unaufhaltsam haben SIE sich in unseren
Domänen ausgebreitet: ob Schriftstellerin, Wissenschaftlerin,
Konzernchefin oder Ministerin - nirgendwo sind wir mehr sicher,
sind wir mehr unter uns, überall lauern SIE.
Unsere Sprache haben SIE dabei aufs Grausamste infiltriert und
mit der "Innen"-Perspektive dafür gesorgt, dass heutzutage
zumindest im akademischen und politisch korrekten Kontext simple
Ausdrucksweisen bei Strafe verboten sind. Wir warten auf den Tag,
an dem es im Bundestag heißt: "Frau Präsidentin, meine
sehr geehrten Damen und Herrinnen!"
Lernte Mann in besseren Zeiten an der Universitas noch
Platonische Dialoge, so wird er heute geplagt mit Seminartiteln wie
"Degendering and Feminist Change". Es ist zweifelsohne genau diese
Ecke, an welcher mittelfristig der Untergang des Abendlandes
lauert.
Mann muss heute gar nicht mehr ausziehen, das Fürchten zu
lernen. SIE kommen zu uns, in unsere sicher geglaubten Kreise, um
uns endgültig fertig zu machen. Kürzlich war zu lesen,
dass SIE in der Anglikanischen Kirche mittlerweile einen
größeren Teil des priesterlichen Nachwuchses stellen, als
ihre männlichen Pendants. Rechtgläubige ältere
Herren sind ob dieser Tatsachen entsetzt. Allein: Aufzuhalten sind
SIE nicht.
Schließlich drohen SIE den einstigen Herren heute
unverhohlen mit dem Schlimmsten, was SIE aufzubieten haben:
Sex-Entzug. So gestand kürzlich "Gouvernator" Arnold
Schwarzenegger, eine der Figuren, in die wir bisher stets all'
unser Hoffen und Sehnen projizierten, seine Gattin Maria Shriver
habe mit 14-tägigem Liebesentzug gedroht, falls er sich
für George W. Bush im Wahlkampf stark mache. Genützt hat
es nichts, aber was lehrt uns diese Anekdote? SIE beherrschen uns,
und wir können unsere Hanteln auf den Sperrmüll werfen.
Auch Muskeln helfen uns nicht mehr, wenn es hart auf hart
kommt.
Was Hera für Zeus, was Maria für Arnold, das ist auch
Angela für Edmund: die elende Spielverderberin. Zwar werden
unsere gemeinen Witze über SIE uns nicht vor unserem Schicksal
retten. Aber eines bieten sie immerhin: bitter nötige
Ablenkung.
Denn SIE machen uns Angst! Nackte, kalte, existentialistische,
geradezu metaphysische Angst! SIE bringen unsere schöne,
geordnete Welt durcheinander, nehmen uns auch die letzten Refugien,
verderben uns den Spaß an allem! Sogar Fußball spielen
SIE inzwischen erfolgreicher als wir. Das macht uns zittern. Wir
wollen zurück zu Mami.
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