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Constanze Hacke
Eleganz als Lebensform
Cary Grant: Der Hollywood-Charmeur
Beinahe wäre dieser Inbegriff der Eleganz in der
Anonymität verblieben, denn eigentlich hatte Paramount ihn nur
als Gary-Cooper-Billig-Version eingekauft, um dem großen Star
Cooper eins auszuwischen. Der Neue, Archie Leach, sollte sich
erstmal einen neuen Namen suchen: Kurz sollte er sein, wies ihn das
Studio an. Aus einer Liste wählte der 28-Jährige einen
Namen aus, der sich schnell in das Ge-dächtnis des Publikums
einprägen sollte: Cary Grant.
Archie Leach hatte jetzt zwar einen neuen Namen, aber um eine
eigene Filmkarriere aufzubauen, musste er sich neu erfinden. Zu
diesem Zeitpunkt war der gebürtige Brite bereits seit mehr als
zehn Jahren in den USA. Grant war mit einer Komödiantentruppe
1920 nach New York gekommen. Die Truppe rund um Bob Pender war
für das Hippodrome engagiert worden, wo sie mehr als 450
Vorstellungen ihres Programms "Good Times" gab und
anschließend quer durch Amerika tourte. Zwei Jahre später
ging er zurück nach New York, trat in Varietes auf und nahm
Gesangstunden, was ihm die erste Rolle in einer Broadway-Show
verschaffte. Eine kleine Rolle in dem Paramount-Streifen "Singapore
Sue" verschaffte Leach den Kontakt zu den Studios der
Westküste - und den Einstieg in die Filmbranche. Sein gutes
Aussehen, sein Charme und sein manchmal spitzbübisches,
manchmal hilfloses Lächeln verhalf ihm schnell zu einem
Etikett - und zu einem Image, das ihn sowohl für komische als
auch mysteriöse und geheimnisvolle Rollen
prädestinierte.
Als 1937 sein Vertrag mit Paramount auslief, hatte Grant schon
in mehr als 30 Filmen mitgespielt. Er hatte es geschafft, sich
selbst neu zu erfinden - als eleganter, moderner Gentleman. Dieses
selbst gewählte Image durchzieht jede seiner Gesten und
Bewegungen. Sein stets eleganter Charme kombiniert sich mit einer
zurückhaltenden Komik und seiner Fähigkeit zu
hintergründiger Ironie.
Grant entschied, sich fortan auch selbst zu ver-markten und band
sich nie wieder mit einem festen Vertrag an nur ein Studio. Er
wählte nun seine Filme selbst aus und drehte Klassiker wie
"Leoparden küsst man nicht" mit Katherine Hepburn oder
"Über den Dächern von Nizza" mit Grace Kelly. Wurde er
bekannt mit Salonkomödien, interessierten sich bald schon
Regisseure wie Alfred Hitchcock für ihn. Das Bild des
freundlichen jungen Mannes, der durch widrige Umstände in
schreckliche Situationen gerät, zieht sich durch viele Filme
Grants; "Arsen und Spitzen-häubchen", der Hitchcock-Thriller
"Berüchtigt" oder "Der unsichtbare Dritte" sind nur einige
Beispiele dafür.
Insbesondere die weiblichen Fans lagen dem Hollywood-Charmeur zu
Füßen. Er selbst war beiden Ge-schlechtern zugetan, war
fünfmal verheiratet und lebte zwischen seinen Ehen mit dem
Schauspieler Randolph Scott zusammen. Erst spät wurde Cary
Grant selbst Vater: Als in seinen Mitt-Sechzigern Tochter Jennifer
geboren wurde, brachte dies Ruhe in das Leben des Film-Gentlemans.
Cary Grant trat nun ab von der Bühne, kultiviert, nonchalant
und leise; er starb 1986 an den Folgen eines Schlaganfalls. Einen
Nachfolger für den Gentleman - noch nicht einmal eine
Billigversion - ließ sich nicht mehr finden. In diesem Jahr
wäre Cary Grant 100 Jahre alt geworden.
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