|
|
Götz Hausding
Der Vermittlungsausschuss hat wieder einmal das
letzte Wort
Länderkammer votiert gegen Abschaffung der
Eigenheimzulage
Der Bundesrat lehnt die Abschaffung der
Eigenheimzulage ab. In seiner Sitzung am 26. November sprach sich
eine Mehrheit in der Länderkammer gegen ein von der
Bundesregierung vorgelegtes Gesetz aus, welches den Wegfall der
steuerlichen Förderung von Wohneigentum für Neufälle
ab 2005 vorsieht. Die damit für den Bund verbundenen
Steuermehreinnahmen sollten nach der Vorstellung der
rot-grünen Bundesregierung zur Verstärkung von Forschung
und Innovation verwendet werden. Die Eigenheimzulage war zuletzt
als Ergebnis eines Kompromisses des Vermittlungsausschusses von
Bundestag und Bundesrat im Dezember 2003 um etwa 30 Prozent
gekürzt worden.
An diesen Kompromiss erinnerte
Thüringens Minister für Bundes- und
Europaangelegenheiten, Gerold Wucherpfennig (CDU), zu Beginn seiner
Rede. Es sei richtig gewesen, die Förderung von Neubauten dem
Erwerb von Altbauten gleichzustellen, auch um Städte zu
revitalisieren und eine weitere Zersiedelung der Landschaft zu
verhindern. Die von der Bundesregierung nun angestrebte
vollständige Abschaffung der Eigenheimzulage trage jedoch
lediglich zur Verunsicherung der Menschen bei. Sie sei Ausdruck der
unberechenbaren Politik von Rot-Grün, welche auf die
Lebensplanungen der Menschen keine Rücksicht nehme und sei
außerdem einmal mehr ein Beispiel für unseriöse
Finanzpolitik. Auf die Bundesregierung, so Wucherpfennig, sei
wieder einmal kein Verlass. "Wir brauchen die Eigenheimzulage",
sagte er. Diese Subvention sei nicht "rückwärtsgewandt",
wie vom Bundeskanzler jüngst dargestellt, sondern
"zukunftsorientiert". Sie helfe der krisengeschüttelten
Bauwirtschaft sowie den Familien, die ihren Traum vom Eigenheim
verwirklichen wollten. Nicht zuletzt sei sie auch ein
unverzichtbarer Beitrag zur Eigentumsbildung und
Altervorsorge.
Wucherpfennig kritisierte die Argumentation
der Bundesregierung, man wolle die freiwerdenden Mittel für
Bildung und Innovation einsetzen. Zum einen gehörten diese
Bereiche in die Zuständigkeit der Ländern und zum anderen
sei viel eher zu erwarten, dass mit dem eingesparten Geld lediglich
die immer größer werdenden Haushaltslöcher gestopft
würden. Wenn man jetzt 63 Millionen Euro für den
Hochschulbau sperre, solange der Bundesrat nicht der Abschaffung
der Eigenheimzulage zustimme, zeige dies, wie unglaubwürdig
die angekündigte Innovationsoffensive sei, so
Wucherpfennig.
Auch der baden-württembergische
Innenminister Heribert Rech (CDU) wies auf den Kompromiss hin.
Seine Landesregierung stehe weiterhin zu dieser Lösung,
schließlich erwarteten die Bürger dies auch. Zumindest
mittelfristig müssten solche Regelungen Bestand haben. Gerade
junge Familien seien Nutznießer der Eigenheimzulage - viele
von ihnen seien aus den mittleren Einkommensschichten und
müsste im Falle des Wegfalls der Zulagen den Hausbau
verschieben oder ganz darauf verzichten. Wie sein Vorredner betonte
auch Rech die Bedeutung des Wohneigentums für die
Altersvorsorge und bezeichnete sie als einen "wesentlichen
Eckfeiler", welcher die Lebenshaltungskosten im Alter um ein
Drittel absenke. Immerhin 85 Prozent der Bundesbürger
würden Wohneigentum als bestes Mittel der Altervorsorge
bezeichnen, so Rech, der abschließend davor warnte, die
Eigenheimzulage einer kurzfristigen Haushaltskonsolidierung zu
opfern.
Finanzminister Gernot Mittler (SPD) aus
Rheinland-Pfalz bezeichnete die Einführung der Eigenheimzulage
als "Erfolgsstory". Auf Antrag seines Bundeslandes im Jahre 1996
eingeführt, habe sie vielen jungen Familien ein eigenes
Zuhause gebracht. Trotz der hohen familienpolitischen Bedeutung
dürfe man jedoch finanzpolitische Aspekte nicht
vernachlässigen - es gelte das Pro und Contra abzuwägen.
Schließlich habe sich die Situation verändert. So
müsse man sich fragen, ob es sinnvoll sei, bei abnehmender
Bevölkerung den Schwerpunkt auf Neubau zu legen.
Substanzerhaltung sei daher ebenso förderungswürdig. Mit
Blick auf die Bauwirtschaft stellte er fest, dass auch die
Eigenheimzulage deren Krise nicht verhindert habe. Daher
müsse, nicht zuletzt auch mit Blick auf die angeschlagene
finanzielle Lage der öffentlichen Haushalte, die Frage erlaubt
sein, ob ein eventuellen Verlust von Neubauten den hohen
fiskalischen Aufwand der Eigenheimförderung rechtfertige. In
der nun wohl anstehenden Vermittlung müsse man all diese
Aspekte berücksichtigen, ebenso die Interessen der Familien,
den Stellenwert der Altervorsorge und die Abfederung der
Zinsrisiken für Bauherren, sagte Mittler und betonte: "Die
rheinland-pfälzische Landesregierung wird sich dabei engagiert
einbringen."
Der Ministerpräsident des Saarlandes,
Peter Müller (CDU), sieht ebenfalls einen veränderten
Bedarf bei der Wohnraumförderung. Die Ausläufer der
demographischen Entwicklung träfen Deutschland mit voller
Wucht. Leerstand sei die Folge und die Entwohnung der
Innenstädte. Man müsse darüber nachdenken, an
welchen Punkten die Schaffung von Wohnraum in Zukunft
gefördert werden solle. Die ersatzlose Streichung der Zulage
lehnte der Ministerpräsident ab, bot aber seinen Beitrag zum
Umbau des Systems an. Denn, so prognostizierte Müller, am Ende
der Debatte werde nicht die Abschaffung, wohl aber die
Veränderung der Zulage stehen.
Staatssekretär Volker Halsch (SPD) vom
Bundesfinanzministerium stellte die Frage des Umgangs mit
finanziellen Mitteln in den Vordergrund. Es gelte, die Zukunft des
Landes zu sichern. Wolle man mit weiteren Subventionen die
Bauindustrie unterstützen, sorge man für Mitnahmeeffekte
und Preisverzerrungen. Subventionsabbau werde auch von der Union
immer wieder gefordert - hier könne man einen großen
Schritt machen. Halsch warb dafür, die Zulage abzuschaffen und
die freiwerdenden Gelder in der Forschung einzusetzen. Dies sei
allemal zukunftsträchtiger, als im Rahmen der großen
Steuerreform die Zulage abzuschaffen, um dadurch die Senkung der
Spitzensteuersätze zu finanzieren, wie von der Opposition
vorgesehen.
Zurück zur Übersicht
|