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Susanne Kailitz
Die Tester der Nation
Damals...am 4. Dezember vor 40 Jahren: Der
Bundestag beschließt die Gründung der Stiftung
Warentest
Kaffee, Shampoo, Nähmaschinen und Mobiltelefone: In der
bunten Konsumwelt gibt es kaum etwas, das die
Verbraucherschützer der Stiftung Warentest in den vergangenen
vier Jahrzehnten nicht getestet hätten. Das Prädikat
"sehr gut", das sie im besten Fall vergeben, dient den Herstellern
als werbewirksame Qualitätsgarantie und gibt den Konsumenten
das beruhigende Gefühl, ihr Geld nicht für mangelhaften
Nepp ausgeben zu haben.
Nur wer von der Stiftung schlechte Noten erhält, zieht das
Urteilsvermögen der Verbraucherschutz-Institution in Zweifel:
Nachdem die Stiftung Warentest einer Creme der Uschi-Glas-Serie das
Prädikat "mangelhaft" verpasst hat, befindet sich die
Schauspielerin in einem erbitterten Rechtsstreit mit der
Herausgeberin der Magazine "Test" und "Finanztest". Seitdem ist die
Stiftung regelmäßig in Boulevardzeitungen und
Fernsehmagazinen vertreten. Dass sie es einmal zu derartiger
Popularität bringen würde, hatte bei der Gründung
der Stiftung Warentest vor vierzig Jahren wohl niemand
erwartet.
Die Qual der Wahl
Die Idee eines unabhängigen Testinstituts entstand in den
50er- und 60er-Jahren. Die Zeit des Wirtschaftswunders sorgte
für überquellende Regale und stellte die Verbraucher vor
die Qual der Wahl. Dabei war die immer stärker werdende Flut
von Werbefilmchen und Magazinreklame kaum hilfreich. Wusch Persil
wirklich weißer als andere Waschmittel? Hielten die
Miele-Waschmaschinen ein Leben lang? Und hatte Tante Tilly wirklich
recht, wenn sie ihre Hände regelmäßig in Palmolive
badete? Bereits 1952 hatte der damalige Wirtschaftsminister Ludwig
Erhard vergleichende Warentests durch unabhängige Institute
gefordert und auch der Ökonom Alfred Müller-Armack sprach
sich für die Einführung eines allgemeinen
Konsumentenzeichens aus - ein Gütesiegel, das Produkten
verliehen werden sollte, deren "Gebrauchsnutzen" objektiv
feststehe. Die Vertreter der deutschen Wirtschaft lehnten derartige
Vorschläge unterdessen ab. In einer Drucksache verkündete
der Bundesverband der deutschen Industrie, die Hersteller
unterrichteten "die Verbraucher in ausreichendem Maße durch
Prospekte, Anzeigen und sonstige Werbung".
So dauerte es noch ziemlich lange, bis das Projekt einer
Warentest-Institution wirklich auf seinen Weg gebracht wurde. In
einer Regierungserklärung vom 9. Oktober 1962 stellte
Bundeskanzler Konrad Adenauer fest: "Die Bundesregierung hält
es für erforderlich, das Preisbewusstsein der Verbraucher zu
stärken. Sie wird deshalb die Einflussmöglichkeiten der
Verbraucher auf die Preise und das Marktgeschehen verbessern."
Deshalb plane man die Einrichtung einer "Körperschaft für
neutrale Warenteste".
Bis aus den Planungen Realität wurde, dauerte es zwei
Jahre: Im September 1964 beschloss das Kabinett unter Erhard, eine
Stiftung Warentest ins Leben zu rufen. Am 4. Dezember 1964
beschloss schließlich der Bundestag - einstimmig - die
Gründung der Stiftung. Das privatrechtliche unabhängige
Institut, das zunächst ausschließlich aus Bundesmitteln
finanziert wurde, sollte laut Satzung das Ziel verfolgen, "die
Öffentlichkeit über objektive Merkmale des Nutz- und
Gebrauchswerts sowie der Umweltverträglichkeit" von Waren und
Dienstleistungen zu informieren. Im April 1966 wurden den
Verbrauchern dann auch Ergebnisse präsentiert: In der ersten
Ausgabe der Zeitschrift "Test" veröffentlichte die Stiftung
Bewertungen von Handrührgeräten und Nähmaschinen.
Wurde damals nur ein Gesamteindruck beschrieben, führte die
Stiftung Warentest im Oktober 1968 die
berühmt-berüchtigten Prädikate von "sehr gut" bis
"nicht zufriedenstellend" ein. Mit ihnen bedrucken die Hersteller
gern ihre Produkte - wenn denn die Tests positive Ergebnisse
erzielt haben.
In den vierzig Jahren hat die Stiftung rund 73.000 Produkte
geprüft und bewertet. Sie ist mittlerweile eine Institution:
Etwa 96 Prozent der erwachsenen Deutschen kennen die Stiftung; ihre
Zeitschrift "Test" ist mit einer Auflage von monatlich 605.000
Exemplaren eines der größten Verbrauchermagazine Europas.
Doch auch den Testern unterlaufen hin und wieder Pannen: Nach einem
Rechenfehler beim Vergleich von Riester-Rentenversicherungen musste
die Stiftung im August 2002 eine komplette Ausgabe ihres Magazins
"Finanztest" zurückziehen und einstampfen - der, wie
Stiftungsvorstand Werner Brinkmann einräumte,
"größte Flop der Stiftung Warentest in ihrer fast
vierzigjährigen Geschichte". Der führte dazu, dass die
Kontrollmechanismen für die Testergebnisse verstärkt
wurden.
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