|
|
Susanne Kailitz
Aufgekehrt...
Manchmal sind die Zeiten einfach spannend. Dann ist Schluss mit
Lethargie und Ruhe, dann fallen allerorten Absurditäten ins
Auge und jeder, der eine noch so unausgereifte Idee hat, scheint
den Drang zu verspüren, diese auch lautstark zu
verkünden.
Beliebtes Thema der vergangenen Wochen: Feiertage und ihre An-
und Abschaffung. Erst soll der Tag der deutschen Einheit
kostensparend und wirtschaftsankurbelnd nur noch Sonntags gefeiert
werden, dann wird ein muslimischer Feiertag ins Gespräch
gebracht, der das Verhältnis von Muslimen und Christen
harmonisieren und nebenbei noch fundamentalistischen Terror
abwehren soll. Genauso fix wie diese Geistesblitze das Licht der
Welt erblickten, sind sie auch wieder beerdigt worden.
Äußerst kurzlebig auch der Versuch des
CSU-Landesgruppenchefs Michael Glos, Analogien zwischen Ministern
und Bordellbesitzern herzustellen: kaum geplappert, schon
zurückgenommen. Langfristiger angelegt scheint hingegen das
Engagement der Kanzlergattin für bissfestes Hundespielzeug zu
sein. Wenigstens noch bis Weihnachten werden die von ihr kreierten
Accessoires und Adventskalender des First Dog in
Drogeriemärkten zu erstehen sein. Und auch vor dem gemeinen
Volk macht der alltägliche Wahnsinn nicht halt: Gerade erst
wechselte beim Internetauktionshaus Ebay ein altes Käsebrot,
auf dem die bisherige Besitzerin das Gesicht der Jungfrau Maria
erblickt zu haben glaubte, für 28.000 Dollar den Besitzer.
Doch vielleicht handelt es sich bei all diesen Dingen
überhaupt nicht um allgemeinen Irrsinn,
Übersprungshandlungen von Politikern oder bedenkliche
Langeweile einer Kanzlergattin. Was, wenn Wissenschaftler wie
Martin Rees, Paul Davies oder Fred Hoyle mit ihren Vermutungen
Recht behalten und die Menschheit tatsächlich in einer
gigantischen Computersimulation lebt? Tatsächlich hat die
These der Experten, es gebe Welten, in denen technisch so hoch
entwickelte Zivilisationen leben, dass sie in ihren Computern ganze
Universen samt dazugehöriger intelligenter Bewohner simulieren
können, etwas Bestechendes.
Endlich machen bestimmte Vorgänge Sinn. Wenn Politiker und
andere Menschen mit merkwürdigen Ideen und Aktionen für
Verwirrung sorgen, ist das nicht Ausdruck von Publicitygeilheit,
sondern einfach Teil eines ausgeklügelten Programms, mit dem
sich computerbegeisterte Außerirdische amüsieren.
Steuergesetze und Hartz-IV-Formulare sind von ihnen erschaffen
worden, um die Figuren in ihrer Matrix vor extreme
Herausforderungen zu stellen. Pannen bei der Maut? Undurchschaubare
Konzepte bei der Gesundheitsreform? Alles Programmierfehler! Eine
beruhigende Erkenntnis. Dumm wäre nur, wenn die
Außerirdischen keine Lust mehr hätten und den Spaß
mit einem knappen "Delete" einfach beenden würden. Aber
wenigstens für den Moment steht das wohl nicht zu erwarten.
Oder würden Sie freiwillig auf so spannende Unterhaltung
verzichten?
Zurück zur
Übersicht
|