|
|
Hartmut Hausmann
Brüssel hofft auf Kompromiss
EuGH: Dosenpfand rechtswidrig
Nach ihrem Sieg gibt sich die EU-Kommission versöhnlich.
Brüssel und Berlin würden sich jetzt einvernehmlich um
eine Lösung im Streit um das deutsche Dosenpfand bemühen,
sagte ein Sprecher von EU-Industriekommissar Günter Verheugen.
Wenn der Bundesrat die bereits vom Bundestag gebilligte Neuregelung
verabschiedet, dann sei das bereits ein wichtiger Schritt auf
diesem Weg.
Zuvor hatte der Europäische Gerichtshof (EuGH) in Luxemburg
festgestellt, dass das derzeitige Dosenpfand gegen
europäisches Recht verstößt. Dabei billigen die
Richter der Bundesregierung ausdrücklich zu, dass eine
Pfandregelung bei Einwegverpackungen im Sinne des Umweltschutzes
richtig und nützlich sein könne. Dazu müsse aber
auch ein funktionierendes und flächendeckendes
Rücknahmesystem vorgesehen werden. Außerdem hätte
den Unternehmen eine angemessene Übergangsfrist
eingeräumt werden müssen, um sich auf das neue System
einstellen zu können.
Beides habe die Bundesregierung versäumt, stellen die
Richter fest. In ihrem Urteil geht es zunächst nur um
Mineralwasser, das Gegenstand einer Klage zweier
österreichischer Hersteller war. In seiner
Urteilsbegründung macht das Gericht aber zugleich genaue
Vorgaben, wie eine rechtmäßige Pfandregelung auszusehen
hätte. Diese hätte in erster Linie ein einheitliches
flächendeckendes Rücknahmesystem vorzusehen. Aus Sicht
der Kommission heißt dies: Jede Verkaufstelle muss alle
Einwegverpackungen zurücknehmen, die aus einem Material sind,
das sie selbst im Angebot hat. "Wer Plastikflaschen verkauft, muss
alle Plastikflaschen zurücknehmen", stellte der Sprecher fest.
Der Kunde müsse wissen, wo er sein Leergut hinbringen
könne, auch wenn er dies etwa an einer Autobahntankstelle
gekauft habe.
In seiner jetzigen Form stellt das deutsche Dosenpfand für
das Gericht jedenfalls einen klaren Verstoß gegen den freien
Binnenmarkt in der EU dar. Die Benachteiligung von
Einwegverpackungen behindere in erster Linie die ausländischen
Anbieter, erläuterte der Kommissionssprecher. Dies ergebe sich
daraus, dass Glas nur schwer zu transportieren sei und bei
Mehrweggut auch noch der teure Rücktransport hinzukomme.
Zurück zur
Übersicht
|