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257/2001
Stand: 08.10.2001
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Kontroverse Diskussion zur "Grünen Gentechnik"

Ausschuss für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (Anhörung)/

Berlin: (hib/MAR) Das Thema "Grüne Gentechnik" hat bei der Anhörung des Ausschusses für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft am Montagmittag unter den Sachverständigen für kontroverse Diskussionen hinsichtlich Nutzen und Risiken gesorgt.

So warnte Jörg Gerke von der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft vor der Anwendung gentechnisch veränderten Pflanzen- und Saatguts. Seiner Ansicht nach würde dadurch über kurz oder lang der ökologische Landbau "kaputt gemacht". Nach Gerke hätte dies massive Nachteile für die deutsche Landwirtschaft zur Folge, weil der Markt dann durch andere Länder bedient werde. Auch Norbert Heim vom Deutschen Bauernverband (DBV) wies auf Wettbewerbsverzerrungen durch die Liberalisierung hin. Hinsichtlich der Risiken der Gentechnik seien weitere wissenschaftliche Abklärungen notwendig. Der DBV nehme die Ängste in der Bevölkerung sehr ernst.

Der Vertreter von Greenpeace, Christoph Then, sah die "Grüne Gentechnik" derzeit weltweit in der Krise. Ihre Vorteile seien oft nicht belegbar, die Grundsatzfrage der Risiken sei nicht gelöst, essenzielle Probleme bestünden bei der praktischen Regelung, führte er zur Begründung an. Die Technologie sei deshalb nicht reif für den Einsatz. Dem gegenüber bezeichnete Jens Katzek von der Deutschen Industrievereinigung Biotechnologie die Erfahrungen mit der "Grünen Gentechnik" in den letzten fünf Jahren als "enorm". Die Vorteile für den Anwender seien offensichtlich, ihre Potenziale "allgemein anerkannt". Das Vorsorgeprinzip werde umgesetzt. Er forderte praktikable Gesetze, etwa hinsichtlich eines Schwellenwerts. Die derzeitige Politik wie auch anstehende Gesetze führen nach Katzek dazu, dass es keinen Marktzugang geben werde, ja nicht einmal mehr Sicherheitsforschung betrieben werden könne. Auch bestehe die Gefahr, dass gut ausgebildete Wissenschaftler aus diesem Bereich Deutschland verlassen würden. Professor Hans-Jörg Jacobsen betonte ebenfalls, Europa laufe in die Falle, durch "völlig überzogene Regelungen" die Technik nicht mehr handhabbar zu machen. Ähnlich äußerte sich Professor Klaus-Peter Jany vom Wissenschaftlerkreis Grüne Gentechnik. Der Markt werde durch die Gesetzgebung generell abgeschottet, warnte er. Die gegenwärtigen Schwellenwerte in der Europäischen Union bedeuteten letzten Endes das Ende der "Grünen Gentechnik" nicht nur in der Anwendung, sondern auch in Forschung. Professor Lothar Willmitzer vom Max-Planck-Institut für molekulare Pflanzenphysiologie sprach von "absolut hypothetischen Risiken", was der Greenpeace-Vertreter bestätigte.

Für Reinhard von Broock von der Lochow-Petkus GmbH ist die Gentechnik ein wichtiges Werkzeug bei dem Bemühen der Züchter, Sorten bereitzustellen, die dem Landwirt Verbesserungen bringen. Wenn die Bedingungen noch schwieriger würden, stellte er fest, würde damit den Großunternehmen in die Hände gespielt. Eine beachtliche Fusions- und Konzentrationsdynamik auf dem Weltmarkt bestätigte Ulrich Dolata vom Forschungszentrum Arbeit-Umwelt-Technik der Universität Bremen. Die fünf größten Saatgutunternehmen bedienen nach seinen Aussagen weltweit über 40 Prozent des Saatgut-Weltmarktes. Mit einem eindeutigen "Nein" sei die Frage möglicher positiver Arbeitsmarkteffekte durch die "Grüne Gentechnik" zu beantworten.

Quelle: http://www.bundestag.de/bic/hib/2001/2001_257/01
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