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Karl-Heinz Hillmann Die seit Jahren schleppende Konjunktur in Deutschland wird
geradezu gebetsmühlenartig mit einer Nachfrage-
beziehungsweise Konsumschwäche erklärt, die dem heiß
ersehnten wirtschaftlichen Aufschwung die notwendige Antriebskraft
entzieht. Die etwas tiefer liegende Ursache sei eine
Kaufzurückhaltung der Verbraucher, die durch
Massenarbeitslosigkeit, Arbeitsplatzverunsicherung, steigende
Abgabenbelastungen und durch eine unsicher gewordene
Altersversorgung genährt wird. Durch diesen einseitig
wirtschaftlich ausgeprägten Erklärungsversuch bleiben
wesentliche Ursachen und Zusammenhänge, die der
Konsumschwäche maßgeblich zugrunde liegen,
unberücksichtigt. ... Jobst-Hinrich Wiskow Wer gerecht sein will, braucht den Mut zur Veränderung",
beschloss die SPD voriges Jahr - und verabschiedete die Agenda
2010. Doch mit den angekündigten "größten
Sozialreformen in der Geschichte der Bundesrepublik" misslang
Bundeskanzler Gerhard Schröder der Durchbruch. Seit er sich
... Pascale Hugues Jeden Morgen laufe ich in meiner Straße in Berlin an einem
Schönheitssalon vorbei. Im Schaufenster hängt eine
große weiße Tafel, auf die mit Bleistift fünf kleine
Frauen gezeichnet sind. Auf dem Gesicht der ersten prangt ein
enormes Lächeln, das überschwänglich von einem Ohr
zum anderen wandert. Auf dem Gesicht der letzten dagegen liegt ein
bleischweres Schmollen, das ihre schlaffen Mundwinkel trist nach
unten zieht. Die erste kleine Bleistiftfrau gehört zur
Kategorie der 18- bis 20-Jährigen, die letzte zur Gruppe der
über 80-Jährigen. Und zwischen diesen beiden Extremen des
Lebens finden wir den stetigen Verfall des weiblichen Körpers,
den langsamen, aber sicheren Abstieg in die widerwärtige
Hölle des Alterns. ... Oliver Heilwagen Die Konsumgesellschaft ist paradox: Je mehr Wohlstand und
Lebenserwartung steigen, desto schlechter geht es uns. Wir essen zu
viel, bewegen uns zu wenig und sehen zu viel fern. Deswegen wird
unser historisch einmaliges Konsumniveau für zahlreiche
Probleme verantwortlich gemacht. Lehrer beklagen, ... Stefan Braun Es war einmal ein Mann. Und dieser Mann hat einem anderen Mann
eine Ohrfeige verpasst. Nichts Dramatisches; nichts, was den
Getroffenen wirklich hätte verletzen können. Trotzdem ist
eine Ohrfeige in unseren zivilisierten Zeiten nicht der Regelfall
untereinander. Und sie ist alles andere als normal, wenn sie den
Bundeskanzler trifft. So gesehen hat Jens Ammoser mit seiner
Watsch'n für Gerhard Schröder etwas Bemerkenswertes
getan. Auf alle Fälle etwas, das Schlagzeilen produziert hat
in den deutschen Medien. ... Robert von Rimscha Die Geschundenen und Entrechteten, die Mühseligen und
Beladenen dieser Welt mögen nach Amerika kommen. So steht es
auf dem Fuß der Freiheitsstatue vor Manhattan. So verstanden
sich die USA stets. Als offenes Land, als bessere Alternative zu
allem, was alt ist. Und nun? Nun bewerben sich 40 Prozent weniger
Chinesen für die Zulassung an der Harvard-Universität.
Nun verfünffachen sich die Wartezeiten für
Aufenthaltsgenehmigungen hochqualifizierter Ausländer, weil
die Einwanderungsbehörde INS
Sicherheitsüberprüfungen durchführen muss, statt
Dokumente auszustellen. Nun entsteht der Eindruck, die USA
entwickelten sich zur abgeschotteten Festung. ... Roger Boyes Es gehört zur Routine eines Auslandskorrespondenten,
alljährlich einen Abstecher zur Heimatredaktion zu
unternehmen, um mit dem Chef die weitere Karriereplanung zu
besprechen. Je älter ich werde, desto kürzer werden diese
Gespräche. Immerhin verschafft mir der knappe Austausch - in
welchem ich dem ... Markus Feldenkirchen Der Regisseur Claus Räfle hat vor ein paar Jahren einen
visionären Film gedreht. Er hieß "Der Kandidat". In dem
Film beschließt eine Werbeagentur, den künftigen Kanzler
zu stellen. Ihr Kalkül: Wenn man die Menschen von einer
bestimmten Pickelcreme oder einem Fertigknödelgericht
begeistern kann, obwohl sie nicht helfen oder nicht schmecken, dann
sollte man sie auch zur Wahl eines beliebig smarten Kandidaten
bewegen können. Selbst dann, wenn der Kandidat von Politik so
viel versteht, wie Oliver Kahn von Rilkes Lyrik. ... Tobias Kaufmann Silvester-Party 2003 in Berlin: eine Million Menschen singt,
tanzt, lacht am Brandenburger Tor. Böller explodieren. "In
diesem Moment habe ich gedacht, was wohl passieren würde, wenn
sich hier mitten in der Menge ein Selbstmordattentäter in die
Luft sprengt", sagt Benjamin, 24, ... Christoph Oellers "Früher war alles besser", sagen bevorzugt Ältere,
wenn sie Benehmen und Moden der Jüngeren missbilligen oder
wenn sie sich überhaupt in der Gegenwart unwohl fühlen.
Die Klage schwillt in stagnativen Zeiten wie jetzt, da die Republik
seit zwei Jahren auf den großen Ruck wartet, zum
gesellschaftlichen Chorgesang an. So eingestimmt, hält man
sein Geld gleich dreimal wachsam zusammen. Für die sensible
Wirtschaft ist das Gift, hängt sie doch zu drei Fünfteln
vom Verbrauch der Privathaushalte ab. Eine konstruktive Stimmung
ist gefragt. Was die Politik nicht schafft, macht die Werbung vor.
... Oliver Heilwagen Wenn der Platz, den eine Wahlkampfmannschaft in Beschlag nehmen
darf, etwas über ihre Siegchancen aussagt, dann haben die
Sozialdemokraten die Europawahl lange vor dem Wahltermin verloren
gegeben. Vor der Bundestagswahl 2002 hatte die SPD eigens ein
ganzes Bürogebäude für ihr Kampagnenteam ...
Hans Monath Es kommt nicht oft vor, dass die Journalisten der Berliner
"tageszeitung" (taz) von einer Entwicklung kalt erwischt werden und
schlicht nicht mehr verstehen, was in ihrem Land vorgeht. Zu viel
große politische und gesellschaftliche Umbrüche in
Deutschland haben die "taz"-Macher in den vergangenen 15 Jahren
miterlebt, kommentiert und selbst durchlitten. Von vielen alten
Gewissheiten ist wenig geblieben. Vor wenigen Wochen aber zeigten
sich die linksalternativen Meinungsmacher ausnahmsweise einmal
völlig verwirrt von der Konfrontation mit einem sozialen
Phänomen - und das ausgerechnet beim Thema Familie und Kinder.
... Oliver Heilwagen Trifft Amors Pfeil immer seltener? Laut Statistik gibt es 13,5
Millionen Einpersonenhaushalte in Deutschland. Rechnet man die
Alten und Verwitweten heraus, kommt man nach Schätzung von
Soziologen auf rund sieben Millionen Singles im heiratsfähigen
Alter, von denen etwa zwei Drittel eine dauerhafte ... Annete Rollmann Klick, und die Welt gehört mir. Das Leben ist jetzt, und
das Geld ist hier. Du musst es nur mitnehmen. Als die New Economy
ins Netz und an die Börse ging, verließen die Jungen die
Old Economy. Sie wollten die Zukunft machen. Es ging darum schnell
zu wachsen, an der Börse notiert zu werden, "auszucashen" -
das Geld mitzunehmen, das die steigenden Aktienkurse einbrachte.
Die politische Linke hörte gerade auf hip zu sein, Flipflops
waren das neue Gefühl, mit dem man durchs Leben lief: leicht,
unbeschwert und gut drauf. ... Ulrike Baureithel Ende vergangenen Jahres erlangte der Ingenieur Peter Randell aus
der englischen Grafschaft Kent internationale Berühmtheit:
Weil das staatliche Gesundheitssystem die teure Therapie seiner
sechsjährigen Tochter Alice, die seit ihrer Geburt an
zerebraler Kinderlähmung leidet, nicht übernehmen wollte,
... Claudia Heine Max fotografiert mit seiner Digitalkamera noch schnell die
Szenen aus der Bibel, die die Wände des Vorraums im
Gästehaus der Abtei schmücken. "Das glaubt mir ja sonst
kein Mensch", sagt der Sunnyboy und lacht. Seine 47 Jahre sieht man
dem großen, sportlichen Mann in Jeans und Turnschuhen nicht
an. Immer für einen Spruch gut, scheint er sich gerade zu
fragen: Was macht ein erfolgreicher Türenfabrikant aus
Westfalen in einem fränkischen Benediktinerkloster? In zehn
Minuten beginnen die drei "Einkehrtage für Unternehmer". Es
klingt wie ein Versprechen: Seminar-Idylle im Kloster
Münsterschwarzach. ...
Friedrich Wilhelm Graf, Lehrstuhlinhaber für Systematische
Theologie und Ethik an der Ludwig-Maximilians-Universität in
München, ist eine Ausnahme unter den deutschen
Universitätstheologen. Der 56-Jährige glaubt, dass eine
immer schwächer werdende Bindung an die Kirchen nichts mit
einer Entchristlichung unserer Kultur zu tun hat. Zuletzt erschien
von ihm "Die Wiederkehr der Götter. Religion in der modernen
Kultur" im Beck-Verlag. ... Jörg Meyerhoff Die Aufregung war enorm. Die weltweite Internet-Gemeinde bekam
sofort hohes Klick-Fieber. Ein paar unscharfe Fotos mauserten sich
innerhalb weniger Stunden zu den meistangesehenen des World Wide
Web. Die US-Medien überschlugen sich vor Empörung. Der
Fernsehsender CBS, der die Bilder gezeigt hatte, musste sich
für die Obszönität entschuldigen. Vorübergehend
wurde sogar das Suchwort "11. September" von "Janet + Jackson +
Superbowl + Brust" überholt. Amerika hatte sein "Nipplegate".
Und der Rest der Welt hatte etwas zu schmunzeln. ... Ralf Hanselle Gott ist ein Label. Zumindest, wenn man den Strategien der
Werbeagenturen glauben darf. Dort, wo man seit Jahren aus den
großen religiösen Erzählungen die
unterschiedlichsten corporate designs zusammenbastelt, scheint
klar: der letzte Schrei liegt näher an den letzten Dingen, als
gemeinhin geglaubt. ...
"Geld hat man, darüber spricht man nicht", lautet eine
gesellschaftliche Regel. Letztlich bestimmt aber auch das Sein das
Bewusstsein, wie wir seit Karl Marx wissen - und das hängt
immer eng mit dem materiellen Wohlstand oder der Armut zusammen, in
der wir leben. In unserer Gesellschaft werden Menschen stark daran
gemessen, wie viel Geld sie verdienen. Wir haben mit einer Frau
über Geld und Werte gesprochen, die nicht am unteren Ende der
Gesellschaft steht. Aber Armut ist immer relativ. ... Martin Spiewak Ein Informationsabend für Schwangere in einem deutschen
Krankenhaus. Zwei Dutzend Paare sind gekommen und möchten von
den Vorzügen überzeugt werden, gerade auf dieser
Geburtsstation zu entbinden. Das anwesende Personal gibt sich
redlich Mühe. Der Gynäkologe spricht von der
"Individualität der Geburt". Die Schwestern zählen die
Möglichkeiten der Niederkunft auf, die das Haus bietet: in der
Wanne oder auf dem Hocker, hängend am Gebärtuch, rollend
auf dem Petziball oder gemeinsam mit dem Mann im Bett. ... Jeannette Goddar Die Eltern von Jonas haben alles versucht. Kaum konnte der
Kleine seinen Blick fokussieren, wurde der Fernseher in den Keller
verbannt und auch von den Eltern nur noch für eine Stippvisite
bei der Tagesschau in Betrieb genommen. Als Jonas Treppensteigen
gelernt hatte, wurde die Tür zum Fernsehzimmer ... Sandra Kaufmann Der Terror fängt schon an, bevor das Kind überhaupt
auf der Welt ist. Mit dem ersten Ultraschall-Foto werden Frauen ein
Zentner Ratgeber und Bücher in die Hand gedrückt, die
nicht nur über Schwangerschaft und Geburt aufklären,
sondern auch darüber, was der Nachwuchs unter allen
Umständen in seinen ... Ralf Hanselle 7.660 Euro sind für einen Banker Peanuts. Ernst Welteke
jedoch, einstiger Präsident der Bundesbank, hat dieser
bescheidene Betrag im Frühjahr den Kopf gekostet. Trotz des
Schadens, den die Bundesbank aus der so genannten Adlon-Affäre
gezogen hat, ist damit unter Beweis gestellt: das komplexe Geflecht
aus journalistischer Enthüllung, öffentlicher
Entrüstung und moralischer Selbstreinigung funktioniert.
Selbstverständlich ist das nicht. Allzu oft werden politische
Skandale auch in der Bundesrepublik ausgesessen oder vergessen. ...
Alva Gehrmann Es gibt Freunde, die schaffen es einfach nicht mehr anzurufen.
Statt dessen werden Mails oder SMS verschickt. Nicht eine, sondern
meist gleich fünf am Tag. Kontakt halten ist ihnen wichtig,
aber real treffen, etwa im Café, dafür ist keine Zeit
mehr. Und so piept ständig das Handy: "Huhu, geht's ...
Matthias Wolfschmidt Für die Vertreibung aus dem Paradies reichte ein einziger
Apfel. Deutsche Supermärkte, gewissermaßen die
Fortsetzung des Schlaraffenlandes mit anderen Mitteln, bieten
heutzutage eine Handvoll verschiedener Apfelsorten an. Vor nicht
allzu langer Zeit gab es deren noch Hunderte. Vorbei, durch`s
Logistikraster der Handelsgötter gefallen. ... Ulrike Grropp Ray Kurzweil war auf dem Höhepunkt des Internet-Booms ein
Medienstar. "Im Jahre 2020, spätestens jedoch 2040", so wurde
der Amerikaner nicht müde zu behaupten, "sind Mensch und
intelligenter Computer nicht mehr voneinander unterscheidbar". Das
menschliche Gehirn werde man bis ...
Er verwendet keine Gewürze, sondern Kräuter. Er kocht
Fleisch, genauso wie veganische Gerichte. Er liebt die Einfachheit,
die bei ihm groß wird. Michael Hoffmann ist einer der
erfolgreichsten Köche in Deutschland. Essen ist Philosophie,
nicht Nahrungsaufnahme - zumindest für ihn. ... Detlev Lücke Früher seien die Sommer schöner gewesen, und in den
Wintern gab es mehr Schnee. Wer dieses als Älterer sagt, wird
gern der erinnernden Schönmalerei geziehen. Vielleicht aber
beruhen diese Feststellungen nur auf einer schärferen
Wahrnehmung aus den Zeiten des Nachkrieges, als die heißen,
trockenen Sommermonate Schutz boten vor den trostlosen
Winterwochen, in denen es nichts zu heizen und wenig zu essen gab.
Als die Berliner beispielsweise ihren schönen Tiergarten
beziehungsweise das, was von ihm übriggeblieben war, in ihren
Kanonenöfen verfeuerten, um es wenigstens ein bisschen warm zu
haben. ... Tobias Dürr An den 68ern haben sich viele gerieben in den vergangenen
Jahrzehnten - zuerst die Väter und die älteren
Brüder, später dann die eigenen Kinder. In jüngerer
Zeit war bereits die schiere Allgegenwart der Vertreter dieser
Generation an allen Schaltstellen der Gesellschaft genug, um den
Verdruss der ...
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