Kinder haben Rechte!
Einstein und ich haben versucht, herauszufinden, was in den Zeitungen, dem Radio und Fernsehen über uns Kinder berichtet wird und was fehlt.
- Meist wird nur berichtet, wenn Kinder
- ermordet, entführt, misshandelt oder missbraucht werden,
- andere Kinder oder Erwachsene verletzen oder töten,
- keine Lust haben, zu lernen und den Unterricht schwänzen oder stören,
- klauen oder sonstige Verbrechen begehen,
- vor irgendetwas geschützt werden sollen.
Damit du wenigstens mal etwas über andere Kinder mitkriegst, haben wir am Anfang der Broschüre unsere Steckbriefe abgedruckt und wollen jetzt noch andere Kinder zu Wort kommen lassen. Insbesondere auch die Kids, denen es nicht ganz so gut geht.
Hannes (13 Jahre)
Morgens, wenn du noch wohlig im Bett liegst und seelenruhig
schläfst, bin ich schon seit 5 Uhr auf den Beinen. Ich trage
Zeitungen und Werbung aus, was natürlich keiner wissen darf.
Kinderarbeit ist nämlich verboten. Das ist
auch richtig so, wenn ich daran denke, wie weh mir mein Rücken
tut und wie oft ich in der Schule vor mich hin döse. Aber zur
Zeit bleibt mir gar nichts anderes übrig. Seit mein Vater uns
sitzen gelassen hat, kommen wir (meine Mutter und meine drei
Geschwister) nur schwer über die Runden. Ich arbeite aber
nicht nur, um meine Familie zu unterstützen, sondern weil ich
ab und zu auch ausgehen und mit meinen Freunden mithalten will. Und
manchmal wünsche ich mir ein ganz anderes Leben, so wie im
Fernsehen: mit großem Haus, heiler Familie, keinen Geldsorgen
und einer guten Schulausbildung.
Kerstin (10 Jahre)
Ich bin Kerstin. Ich habe keine Geschwister und lebe mit meinen
Eltern in einer 3-Zimmer-Wohnung in einer Großstadt. Meine
Eltern sind beide berufstätig. Meine beste Freundin
heißt Charlotte. Leider sehe ich sie sehr selten, weil sie
weggezogen ist und jetzt auf eine andere Schule geht. Wir finden es
große Klasse, dass unsere Eltern uns oft erlauben, am
Wochenende beieinander zu übernachten. Ich freue mich schon
auf die Sommerferien. Dann fahren Charlotte und ihre Eltern mit uns
zusammen in Urlaub. Papa wollte zwar mal wieder mit uns alleine
verreisen, aber Mama und ich konnten ihn umstimmen. Manchmal ist es
mir stinklangweilig, dann betrachte ich meine
Stickersammlung oder telefoniere stundenlang mit Charlotte. Wie
gut, dass es sie gibt.
Emma (9 Jahre)
Hallo. Ich bin Emma und ich lache und male gerne. Ich habe eine
jüngere Schwester und seit neuestem einen kleinen Bruder. Der
ist noch winzig klein, aber ganz süß. Ich kann ihn sogar
schon richtig halten und schmuse gern mit ihm.
Seit 2 Jahren habe ich Blutkrebs. Mama und Papa
haben deswegen ganz oft geweint. Ich habe auch schon Chemotherapie
bekommen. Danach ging es mir ganz schlecht und meine Haare fielen
aus. Ich wollte nicht, dass andere Kinder mich so sehen. Ich war
auch sehr traurig. Ein Glück, dass Mama und Papa im
Krankenhaus bei mir schlafen konnten. Ich hatte dann nicht mehr so
viel Angst. Von meinen Eltern habe ich neue Inline-Skater bekommen.
Ich freue mich schon riesig auf unsere erste gemeinsame
Spazierfahrt.
Silvia (11 Jahre)
Seit drei Monaten leben meine ältere Schwester Barbara und ich
bei unserem Vater. Unsere Ma hat uns verlassen, weil sie sich in
einen anderen Mann verliebt hat. Sie wohnt gleich um die Ecke. Papa
ist Mama nicht böse. Er sagt: "So ist nun mal das Leben und
die Liebe." Wenn ich mir das vorstelle, habe ich gar keine Lust,
später einmal zu heiraten. Barbara und ich finden es richtig
doof, dass Ma nicht mehr mit Pa zusammen sein will. Mamas neuen
Freund Peter finden wir ganz o.k. Unsere Eltern glauben, dass wir
uns bald daran gewöhnen, getrennte Eltern zu
haben. Ma hat ständig ein ganz schlechtes Gewissen. Wenn wir
bei ihr sind, dürfen wir viel länger fernsehen als
früher und sie kocht unsere Lieblingsessen. Zur Zeit bekommen
wir von unseren Eltern alle Klamotten, die wir uns wünschen.
Trotzdem wäre mir lieber, wenn wir alle wieder zusammenleben
würden.
Gregor (12 Jahre)
Seit über zwei Jahren bin ich "auf der Straße".
Abgehauen bin ich, weil mich das Gejammer von meiner Mutter und die
ständige Prügel von meinem Alten total fertig gemacht
haben. Seit Jahren war mein Vater arbeitslos. Und als meine kleinen
Schwestern dann nachts ins Bett gemacht und tags in die Hose
gemacht haben, war der Alte nicht mehr zu halten. Ich bin froh,
dass die nicht wissen, wo ich bin. Freunde haste hier wenige. Nur
wenn de gut betteln kannst.
Aber seit Neustem gibt's die Lisa. Die is' schon vier Jahre am
Tingeln, mit 'nem Hund. Und die hat guten Kontakt zu so 'nem
"Streetworker". Der is' voll in Ordnung. Aber ob ich bei dem
Projekt, das die vorhaben, mitmache, weiß ich noch nicht.
Straßenkinder nennen die uns. Das klingt
poetisch. Aber mit Poesie hat das Leben "auf der Straße" gar
nix zu tun.
Wie du hier erfahren hast, leben in Deutschland ganz unterschiedliche Kinder. Dennoch sollen wir alle die gleichen Rechte bekommen und unsere Eltern die gleichen Pflichten haben. Die KiKo setzt sich auch dafür ein, dass alle Kids die gleichen Chancen für eine gute Entwicklung bekommen. Und die KiKo macht sich ganz besonders für die unter uns stark, die arm, krank, benachteiligt oder behindert sind.
Bericht: Julia und Einstein