Kai-Uwe von Hassel (CDU/CSU)
Bundestagspräsident vom 05.02.1969 bis 13.12.1972,
Bundestagsvizepräsident vom 13.12.1972 bis 13.12.1976
Von Hassel wurde am 21.4.1913 in Gare (damals Deutsch-Ostafrika, heute Tanzania) geboren. Nach seiner Schulzeit in Schleswig-Holstein ging er als Pflanzungskaufmann nach Tanzania zurück, wurde dort 1939 interniert und 1940 ausgewiesen. 1940 bis 1945 Kriegsteilnehmer und kurzer Kriegsgefangenschaft, wurde er 1945 Leiter der Schlichtungsstelle in Wohnungssachen für den Landkreis Flensburg und bekleidete für die CDU mehrere kommunale Wahlämter.
1950 zunächst Mitglied des Landtages Schleswig-Holstein war er 1953/54 MdB. Das Amt des Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein (1954-1963), gab von Hassel auf, nachdem Bundeskanzler Adenauer ihn zum Bundesminister für Verteidigung berief. 1966 wurde er Bundesministers für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte.
Im Februar 1969 schlug ihn die CDU/CSU-Fraktion als Nachfolger des zurückgetretenen Gerstenmaier zum Bundestagspräsidenten vor und wurde mit nur zwei Stimmen über der erforderlichen absoluten Mehrheit gewählt. Der Vorbehalt der SPD gegen den ehemaligen Verteidigungsminister war unverkennbar. Doch innerhalb von vier Monaten gelang es von Hassel, eine allseitig akzeptierte Parlamentsreform zu konzipieren und durchzusetzen, in dessen Folge die bislang umfassendste organisatorische Reform der Bundestagsverwaltung vorgenommen wurde, wozu u. a. die Einrichtung eines Presse- und Informationszentrums und die Ausweitung der Wissenschaftlichen Dienste zählen. 1972 wurden die "Verhaltensregeln für Abgeordnete" verabschiedet, bevor von Hassel Vizepräsident (1972-1976) wurde. 1977 wurde von Hassel Vizepräsident der Parlamentarischen Versammlung des Europarates, 1977-1980 Präsident der Versammlung der Westeuropäischen Union (WEU), 1979-1984 Mitglied des ersten direkt gewählten Europäischen Parlaments sowie von 1973-1980 Präsident der Europäischen Union Christlicher Demokraten (EUCD). Er starb am 08.05.1997 in Aachen.