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IV. Die Weimarer Republik

3. Das Krisenjahr 1923

Auch gut vier Jahre nach der Novemberrevolution kommt die Weimarer Republik nicht zur Ruhe. 1923 wird sie vor ihre bisher schwerste innen- und außenpolitische Zerreißprobe gestellt. Zum Auslöser einer ganzen Reihe von Krisen wird der Einmarsch französischer und belgischer Soldaten in das Ruhrgebiet, das wegen ausbleibender deutscher Reparationszahlungen als "produktives Pfand" besetzt wird. In Deutschland setzt das französische Vorgehen eine von allen gesellschaftlichen Schichten getragene Protestwelle in Gang, die in einem Aufruf der Regierung zum passiven Widerstand ihren Niederschlag findet. Doch die Zeit arbeitet sowohl gegen die zunehmend Not leidende Bevölkerung als auch gegen die deutsche Regierung, die infolge ausbleibender Steuereinnahmen und industrieller Produktionsausfälle die Aktion kaum noch finanzieren kann und ihren Kapitalbedarf durch die Notenpresse und Reichsbankkredite deckt. So weitet sich die bereits galoppierende Inflation zur Hyperinflation aus, die nun auch die wirtschaftliche und soziale Krisensituation im übrigen Deutschland verschärft. Erst die im Oktober 1923 gebildete Große Koalition unter Führung Gustav Stresemanns beendet den passiven Widerstand und leitet die notwendigen finanzpolitischen Konsolidierungsmaßnahmen ein.

IV. Die Weimarer Republik, Grafik zu Teil 3
Einmarsch französischer Truppen in das Ruhrgebiet am 11. Januar 1923

Die innen- und wirtschaftspolitischen Turbulenzen nutzen die links- und rechtsextremen für Putschversuche. Seit dem Sommer bereitet sich die von Moskau unterstützte KPD, die in Sachsen und Thüringen seit Oktober mit der SPD regiert, auf revolutionäre Aktionen vor. Doch die Reichsregierung durchkreuzt ihre Pläne und setzt unter Anwendung der Reichsexekution den Austritt der Kommunisten aus den Landesregierungen durch und entwaffnet mit Hilfe der Reichswehr ihre paramilitärischen Kampfverbände. Weniger Unterstützung vom Militär erhält die Reichsregierung bei ihrem Konflikt mit Bayern, das nach dem Abbruch des passiven Widerstands den Ausnahmezustand über den Freistaat verhängt und Pläne für den Aufbau einer Diktatur schmiedet. Als ein Eingreifen der Reichswehr immer unwahrscheinlicher wird, nutzt Hitler die machtpolitische Pattsituation zwischen Bayern und dem Reich für den Versuch, die Regierung in Berlin zu stürzen. Doch der dilettantisch durchgeführte Putschversuch bricht im Kugelhagel der bayerischen Landespolizei zusammen. Die NSDAP, die mit ihr sympathisierende Deutschvölkische Freiheitspartei und aufgrund der fast gleichzeitigen Putschversuche in Sachsen und Thüringen auch die KPD werden vorübergehend im ganzen Reich verboten. Am Ende des Jahres 1923 hat die Republik ihre bis dahin schwerste Bewährungsprobe bestanden.

Quelle: http://www.bundestag.de/bau_kunst/ausst/wege/katalog/4_3
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