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056/2003
Stand: 13.03.2003
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Beim Dialog mit dem Islam zum Umdenken aufgefordert

Ausschuss für Kultur und Medien/

Berlin: (hib/WOL) "Wir müssen einfach umdenken", sagte der Islam-Beauftragte des Auswärtigen Amtes (AA), Gunther Mulack, am Mittwochabend gegenüber den Mitgliedern des Ausschusses für Kultur und Medien. Mulack legte dar, der Dialog mit dem Islam sei als präventiver Dialog im Rahmen der Terrorismusbekämpfung zu sehen. Es gelte, Misstrauen, Vorurteile und Feindseligkeit auszuräumen und zu stoppen. Für dialogfördernde Projekte gebe es einen Finanzrahmen von 5,9 Millionen Euro. Außerdem seien 27 Dialog-Referenten und Referentinnen mit den erforderlichen sprachlichen und thematischen Voraussetzungen eingestellt worden. Als deutsche Mittlerorganisationen nannte der Islam-Beauftragte des AA unter anderem den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) und das Goethe Institut Inter Nationes. Zusammenarbeit gebe es darüber hinaus sowohl mit nichtstaatlichen Organisationen als auch mit den Bundesministerien für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, für Wirtschaft und Arbeit, für Verteidigung und mit dem Innenministerium.

Die Zielgruppe für den Islam-Dialog wurde von Mulack sehr weit gefasst. Lediglich extremistische Gruppierungen sind danach ausgeschlossen. Dagegen sei man für einen Dialog mit gemäßigten Islamisten offen. So seien in die Förderprogramme auch islamische Lehrer und türkische Imame in Vorbereitung auf ihre Tätigkeit in Deutschland unterstützt worden. Mulack legte dar, der Dialog mit dem Islam sei dennoch keine Einbahnstraße von drinnen nach draußen, sondern auch umgekehrt. Hier wie dort gelte es, Schwarzweißmalerei zu vermeiden und deutlich zu machen, dass es nicht um einen Kampf der Kulturen gehe und Toleranz nicht als Einbahnsprache verstanden werde. Zur kritischen Hinterfragung der Union im Hinblick auf Toleranz und Duldung christlicher oder anderer Religionen in islamischen Ländern legte der Islambeauftragte dar, der Islam sei kein politischer Block. Es gelte zu differenzieren zwischen den eher fundamentalistisch orientierten Sunniten und Wahabiten etwa in Saudi-Arabien gegenüber den unterschiedlichen Gruppierungen von Schiiten im Iran oder Irak.

Der Islam sei nicht nur innerhalb der arabischen Welt unterschiedlich, es müsse auch eingegangen werden auf das große Potenzial von islamischen Gläubigen in Asien, das nicht nur Pakistan und Afghanistan, sondern auch Indonesien präge. Auch in Indien umfasse der Anteil islamischer Glaubensanhänger 120 Millionen Menschen. Starken islamischen Einfluss gebe es zunehmend auch in Afrika, den die SPD in seiner fundamentalistischen Ausrichtung als Besorgnis erregend bezeichnete. Zur Frage der CDU/CSU und der SPD nach einer effektiveren Zielgruppendefinition erklärte der Islambeauftragte, in Arabien gelte es vor allem, den Anteil der Bevölkerung zu erreichen, der ein Alter unter 25 Jahren hat und damit etwa 60 Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht. Besondere Aufmerksamkeit widme man dabei der Gruppe junger Menschen mit Ausbildung, aber ohne Beschäftigung und Perspektive. Diese Gruppe sei bevorzugtes Reservoir terroristischer Anwerbeorganisationen. Darüber hinaus gebe es in vielen islamisch dominierten Staaten Gruppen der Zivilgesellschaft, die von sich aus das Gespräch suchen und entsprechend in den Dialog eingebunden werden. Diesen Gruppierungen den Dialog zu verweigern hieße genau das zu tun, was die Extremisten wollen, sagte Mulack. So seien zum Beispiel 67 Prozent der iranischen Studenten Frauen, die sich im Dialog durch Weltoffenheit und Toleranzbereitschaft auszeichneten. Frauen, so der Islambeauftragte, seien im Übrigen auch insgesamt nicht in Terrorismusszene eingebunden.

Quelle: http://www.bundestag.de/bic/hib/2003/2003_056/01
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