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070/2004
Stand: 15.03.2004
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Experten: Ferienordnung muss familienfreundlicher werden

Ausschuss für Tourismus (Anhörung)

Berlin: (hib/VOM) Die Ferienordnung in Deutschland muss flexibler werden, um Familien und Betriebe zu entlasten. Diese Auffassung vertritt Professor Axel Dreyer von der Hochschule Harz in Wernigerode in seiner schriftlichen Stellungnahme zur heutigen öffentlichen Anhörung des Tourismusausschusses zum Thema "Familienurlaub in Deutschland". Die Expertenbefragung beginnt um 15 Uhr im Saal 6 des Internationalen Congress-Centrums (ICC) während der Internationalen Tourismus-Börse (ITB) in Berlin. Dreyer spricht sich ferner für eine Aufklärungskampagne zugunsten von mehr Kinderfreundlichkeit aus und hält eine bessere Profilierung der touristischen Regionen für wünschenswert. Beispielsweise müssten noch mehr Schlechtwetter-Angebote entwickelt werden. Sinnvoll wäre seiner Ansicht nach auch eine moderate Spezialisierung von Betrieben. Darüber hinaus tritt er für Qualitätsverbesserungen bei Familienangeboten sowie für eine Produktoffensive ein. So sollte es Angebote für Alleinreisende mit Kind sowie für Oma-Opa-Enkel-Reisen geben. Zu steigern sei auch die Familien- und Kinderfreundlichkeit der Bahn.

Uwe Lenz, Geschäftsführer des Integrationsdorfs Arendsee (Sachsen-Anhalt) hält den Familienurlaub für eine "Herausforderung an die Branche". Die Wachstumschance bestehe darin, die Vielfältigkeit in den Bedürfnissen zu erkennen und im Verbund mit Partnern zu realisieren. Voraussetzung sei, die Wirtschaftskraft der Familien zu stabilisieren, damit diese überhaupt Urlaub machen können. In den Jugend- und Sozialämtern müsse eine offensivere Informationspolitik zum "Recht auf Familienurlaub" sowie zu Förderrichtlinien und Antragsverfahren betrieben werden. Die Träger der Familienerholungsstätten sollten offensiver werben und auf Reisemessen ständig präsent sein. Lenz regt eine Arbeitsgruppe zwischen Familienministerium und Wirtschaftsministerium an, die Fördermöglichkeiten und -richtlinien für Familienerholungsstätten erarbeiten sollte.

Der Präsident des Deutschen Reisebüro- und Reiseveranstalter-Verbandes (DRV), Klaus Laepple, berichtet, dass die deutschen Reiseveranstalter Kinder als Kunden von morgen zu schätzen wissen und sich um besonders familienfreundliche Angebote bemühen. Dies werde allerdings gefährdet, wenn einzelne Einrichtungen für Familienurlaub mit öffentlichen Geldern wettbewerbsverzerrend subventioniert würden. Nicht gemeint seien dabei Erholungseinrichtungen für Problemfamilien oder Familien mit behinderten Kindern. Seine Verbandsmitglieder würden sich angesichts des Geburtenrückgangs mit anderen Problemen konfrontiert sehen. Es mache immer weniger Sinn, ganze Hotels vorwiegend auf Familien auszulegen. Die Hotels der Zukunft müssten Wachstumssegmente wie Senioren und Singles sowie Familien gleichermaßen zufrieden stellen. Dies sei eine große Herausforderung an Hotelpersonal und -infrastruktur, aber auch für den Vertrieb der Reiseveranstalter und Reisebüros.

Anneliese König vom Deutschen Familienverband beurteilte kritisch, dass in den letzten Jahren die Förderung der Familienerholung vor allem einkommensschwächerer und kinderreicher Familien sowie Alleinerziehender massiv verschlechtert worden sei. Daher sollten gemeinnützige Familienferienstätten wieder stärker gefördert werden. Sie spricht sich in ihrer Stellungnahme für "differenzierte und durchdachte Freizeitangebote für Familien" aus. Allerdings nützten die besten baulichen Voraussetzungen und das spannendste Kinderprogramm nichts, wenn sie für Familien unbezahlbar seien. Dies gelte vor allem für Familien mit schulpflichtigen Kindern, die auf die teure Hauptsaison angewiesen seien. Ein sinnvoller Ansatz seien "All-inclusive-Angebote" für Familien, die Kinderbetreuungsangebote umfassen und an denen weitere ortsansässige Anbieter wie Reiterhof oder Gastgewerbe beteiligt seien.

Quelle: http://www.bundestag.de/bic/hib/2004/2004_070/01
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