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114/2004
Stand: 29.04.2004
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Defizite in der Verkehrserziehung häufige Ursache für Unfälle mit Kindern

Verkehr und Bauwesen/Antwort auf Große Anfrage

Berlin: (hib/SAS) Defizite in der Verkehrserziehung von Kindern zählen zu den häufigsten Ursachen für Unfälle mit ihnen im Straßenverkehr. Die Bundesregierung betont in ihrer Antwort (15/2942) auf eine Große Anfrage der CDU/CSU-Fraktion (15/1828), dass nach ihrer Einschätzung Unfälle vor allem dadurch entstehen, dass Kinder über mangelnde Kenntnisse der grundlegenden Verkehrsregeln verfügten, sich etwa beim Überschreiten der Fahrbahn falsch verhielten. Den Jüngsten in der Gesellschaft falle es oft schwer, sich auf die konkrete Verkehrssituation zu konzentrieren. Entscheidend für die Beurteilung eines Unfallrisikos seien bei Kindern entwicklungsbedingte Faktoren, wie etwa die körperliche Reifung beim Sehen, Hören und Bewegen sowie die Entwicklung bei Gefahrenwahrnehmung. Das Bundesverkehrsministerium habe dem in ihrem "Programm für mehr Sicherheit im Straßenverkehr" Rechnung getragen mit einem Schwerpunkt auf "Schulverkehrserziehung". Die Unfallrisiken seien für Kinder immer dann gegeben, wenn sie spielen oder ohne Begleitung eines Erwachsenen unterwegs seien. Als weitere Ursachen für Unfälle mit Kindern im Straßenverkehr nennt die Bundesregierung auch Mängel in der Straßenraumgestaltung sowie ein nicht so umsichtiges Verhalten erwachsener Verkehrsteilnehmer.

Im Jahr 2002 sollen dem Statistischen Bundesamt zufolge 216 Kinder unter 15 Jahren im Straßenverkehr getötet worden sein, davon seien 104 in einem Pkw mitgefahren, 63 seien als Fußgänger und 42 als Fahrradfahrer ums Leben gekommen. Schwer verletzt worden seien 7.533 Kinder. Bei den im Pkw getöteten Kindern stellt die Bundesregierung einen Rückgang von 50 Prozent fest. Ihren Angaben zufolge ist die Zahl der in den letzten zehn Jahren im Straßenverkehr verunglückten Kinder insgesamt um 54 Prozent zurückgegangen. Ungeachtet der rückläufigen absoluten Zahlen verweist die Unionsfraktion auf Aussagen des Deutschen Verkehrssicherheitsrates, demzufolge das tatsächliche individuelle Verkehrsrisiko für Kinder in den vergangenen Jahren gestiegen sei. Nach den Worten der Regierung lässt sich eine entsprechende Aussage aufgrund fehlender Bezugsdaten nicht nachprüfen. Sie unterstreicht vielmehr, dass das bevölkerungsbezogene Risiko für Kinder, als Fußgänger oder Radfahrer zu verunglücken, eine abnehmende Tendenz zeige.

Gefragt, warum sich die Bundesregierung zur glaubwürdigen Stärkung der Verkehrssicherheit in Deutschland keine selbstverpflichtende Zielzahlenvereinbarung zur Minderung von Unfalltoden oder Schwerverletzten in einem bestimmten Zeitrahmen setze, antwortet sie, eine solche Vision sei zwar wünschenswert, aber in einem überschaubaren Zeitrahmen nicht zu erreichen. Die Unionsfraktion hatte in diesem Zusammenhang auf die schwedische Regierung und in ihr Projekt "Visionen Zero" verwiesen, dessen Ziel es sei, Unfalltote oder Schwerverletzte im Straßenverkehr ganz zu vermeiden. Unrealistische Zielsetzungen aber führten laut Regierung dazu, dass das Ziel aufgegeben werde, da es ohnehin nicht oder nicht in absehbarer Zeit erreicht werden könne. Sie wolle auf das "Machbare" setzen und sieht sich durch die zurückgehenden Unfallzahlen bestätigt.

Zur Vermeidung von Unfällen mit schweren Kraftfahrzeugen sollen neue Pkw mit über 7,5 Tonnen künftig mit sechs Spiegeln ausgerüstet werden. Eine entsprechende EG-Richtlinie ist am 29. Januar 2004 in Kraft getreten und muss von allen EU-Mitgliedsstaaten bis zum 26. Januar 2005 in nationales Recht übernommen werden. Bindend für neue Fahrzeugtypen wird sie ein Jahr später. Für neue in den Verkehr kommenden Lkw müsse sie ab dem 26. Januar 2007 obligatorisch angewendet werden. Die Regierung hebt hervor, dass auch Lkw, die vor dem genannten Datum neu in den Verkehr kommen, bereits mit verbesserten Spiegelsystemen ausreichender Qualität ausgestattet werden sollten. Sie habe daher mit den Fahrzeugherstellern vereinbart, dass diese umgehend nach In-Kraft-Treten der Änderung neue Lkw laufender Serien bereits mit Spiegeln auszurüsten seien, deren alte Gläser durch neue mit stärkerer Krümmung ersetzt werden sollen. Ziel sei es, den "toten Winkel" weitestgehend zu beseitigen.

Quelle: http://www.bundestag.de/bic/hib/2004/2004_114/04
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