Deutscher Bundestag
English    | Français   
 |  Home  |  Sitemap  |  Kontakt  |  Fragen/FAQ
Druckversion  |       
Startseite > Blickpunkt Bundestag > Blickpunkt Bundestag - Jahresübersicht 1999 > Deutscher Bundestag - Blickpunkt Bundestag 3/99 Inhaltsverzeichnis >
April 03/1999
[ zurück ]   [ Übersicht ]   [ weiter ]

DAS PARLAMENT IN DER HAUPTSTADT

VON ULRICH MAEZEL
Kuppel des neuen Reichstagsgebäude

Der Beschluß des Ältestenrates des Deutschen Bundestages vom 30. Oktober 1991, das Reichstagsgebäude in Berlin zum Sitz des Parlaments zu machen, ist der Ausgangspunkt der städtebaulichen Entwicklung im Spreebogen, die derzeit in vollem Gange ist.

Wie in Bonn, so ist es auch hier das Ziel, ein Parlament kurzer Wege zu schaffen. So war es Vorgabe für den internationalen städtebaulichen Wettbewerb "Spreebogen", die Neubauten für das Parlament mit einem acht­ bis zehnfachen Programm dessen, was das Reichstagsgebäude selbst aufnehmen konnte, dicht um dieses zentrale Gebäude anzuordnen. Der Entwurf des ersten Preisträgers, der jetzt verwirklicht wird, stellt eine städtebauliche Großform dar, ein Band ­ etwa 100 m breit ­ mit der Traufhöhe des Reichstagsgebäudes, das sich zweimal die Spree überspannend vom Moabiter Werder bis an die geschlossene Stadtstruktur der Dorotheen­Stadt erstreckt.

Der nördlich des Reichstagsgebäudes gelegene Abschnitt dieses Bandes, das Paul­Löbe­Haus, nimmt vor allem die Ausschußbereiche des Deutschen Bundestages auf, etwa die Hälfte der Abgeordnetenbüros und den Besucherdienst.

Östlich der Spree setzt sich dieser Abschnitt fort mit dem Marie­Elisabeth­Lüders­Haus, einem weiteren Abschnitt des Bandes. Es nimmt die Bibliothek des wissenschaftlichen Dienstes und zentrale Dienstleistungsbereiche für den Gesamtkomplex auf.

Eingangsportal Reichstag

Östlich des Reichstagsgebäudes und südlich der Spree liegt als Teil der gewachsenen Stadtstruktur der Dorotheen­Stadt das Jakob­Kaiser­Haus, ein Großkomplex ebenfalls, der im wesentlichen die Bereiche der Fraktionen und den verbleibenden Teil der Abgeordnetenbüros beherbergt. Als Verbindung zur Stadt werden hier mit einer Ladenkette an der Dorotheenstraße städtische Funktionen bis in den Parlamentsbereich hineingezogen. Noch bestehen gebliebene, unter Denkmalschutz gestellte Altbauten wie das Reichstagspräsidentenpalais werden Teil des Ganzen. Durch unterirdische Passagen sind Paul­Löbe­Haus und Jakob­Kaiser­Haus unmittelbar mit dem Reichstagsgebäude verbunden.

Städtebauliches Gesamtkonzept

Zusammen mit einem Versorgungstunnelsystem, das nördlich vom Marie­Elisabeth­Lüders­Haus beginnt und unter der Spree hindurchführt, wird das unterirdische Verbindungssystem komplettiert. So wird eine innere Verknüpfung aller Gebäude miteinander erreicht, die es erlaubt, öffentliche Verkehrs­ und Freiflächen zwischen den Gebäuden bestehen zu lassen und Touristen und Besuchern ein unmittelbares Erleben des Parlamentsbereiches ohne nennenswerte Verkehrsbelästigung zu ermöglichen.

Ein unterirdisches Verbindungssystem verknüpft alle Gebäude entlang des "Spreebogens" miteinander.

Ein unterirdisches Verbindungssystem verknüpft alle Gebäude entlang des "Spreebogens" miteinander.

Wie im Ursprungskonzept des Architekten Paul Wallot wird auch in der heutigen Planung von Sir Norman Foster das Reichstagsgebäude über vier Eingänge erschlossen: die beiden Haupteingänge im Westen und Osten sowie vorzugsweise für den Alltagsbetrieb Eingänge im Süden und Norden. Durch das Ostportal werden die Abgeordneten aus dem Jakob­Kaiser­Haus, Regierungsmitglieder sowie diplomatische Gäste das Haus betreten, während über das Westportal ­ der Inschrift im Giebelfeld entsprechend ­ die Öffentlichkeit Einlaß in das Haus findet.

Wie bereits 1969 in Bonn geplant, soll das Raumprogramm des Deutschen Bundestages auf rund 185.000 m² Hauptnutzfläche ausgebaut werden. Hierfür werden weitere Neubauten neben den bereits dem Deutschen Bundestag dienenden Altbauten der Dorotheen­Stadt im Zuge von Kapelle­Ufer und Schiffbauerdamm nördlich der Spree erwogen. Damit könnte eine langfristige Verbesserung der Funktionstüchtigkeit erreicht und den Abgeordneten eine längst überfällige Anpassung des Büroflächenangebotes an dem tatsächlichen Bedarf angeboten werden.

Vom 23. Juni bis 6. Juli 1995 präsentierte sich der Reichstag dem Betrachter in matt schimmernder "Verpackung".
Vom 23. Juni bis 6. Juli 1995 präsentierte sich der Reichstag dem Betrachter in matt schimmernder "Verpackung".

Der verhüllte Reichstag

Seit 1971 haben die Künstler Christo und Jeanne­Claude das Projekt verfolgt und unermüdlich vorgetragen, das Reichstagsgebäude zu verhüllen und damit zum Objekt einer künstlerischen Verfremdung zu machen. Erst die Wende im Jahre 1990 mit der darauffolgenden Entscheidung für den Umbau des Reichstagsgebäudes zum Deutschen Bundestag brachte einen so starken Impuls für das Projekt, daß es konkrete Formen annahm und sich auch der Deutsche Bundestag im Februar 1994 mehrheitlich dafür aussprach. Als Zäsur zwischen der Phase von der Wiederherstellung nach dem Kriege bis zur Wende und dem Umbau als Aufbruch zu einer neuen, seinem ursprünglichen Zweck aber entsprechenden Funktion wurde das Haus 14 Tage lang im Sommer 1995 zu einem traumhaftvisionären Gebilde über der Stadt, das die Menschen in seinen Bann zog und für viele zu einem unauslöschlichen Erlebnis wurde.

Die Verhüllung, bestehend aus aluminiumbedämpfter silberfarbener Folie, insgesamt rund 100.000 m2, wurde von professionellen Gebäudekletterern aufgezogen und mit 15 km Seil verspannt.

Der Umbau

Der Bau des Reichstagsgebäude

In mehreren Überarbeitungen kristallisierte sich das Konzept der Architekten des Büros Sir Norman Foster and Partners, London, heraus, das die heutige Gestalt des Hauses bestimmt. Verlassen werden mußte der grandiose Entwurf aus dem Wettbewerb, der über den ohnehin schon großen Dimensionen des Hauses ein weitgespanntes flaches Dach vorsah, korrespondierend zu einer Sockelausbildung um das Dach, in der wesentliche Teile des Raumprogramms ihren Platz finden sollten. Heute präsentiert sich das Haus sehr ähnlich dem Ursprungsbau, mit einer Kuppel in moderner Ausprägung aus Stahl und Glas, sonst aber ohne wesentliche Veränderungen der Grundform. So ist auch die innere Struktur des Hauses auf die Grundkonzeption des Architekten Wallot zurückgekehrt. Das Gebäude wurde ausgekernt im zentralen Bereich des Saales, behielt aber seinen umgebenden räumlichen Mantel mit den beiden großen Innenhöfen. Die bei dem Umbau in den sechziger Jahren eingefügten neuen Geschoßebenen, die der Unterbringung eines Maximums an Büroraum dienten, das Haus aber extrem unübersichtlich machten, wurden entfernt mit der Folge, daß die Großzügigkeit des Foyers und der Hallen wiedergewonnen wurde, allerdings einhergehend mit einer starken Verminderung an nutzbarer Bürofläche. Für das Herzstück, den Plenarsaal und seine umgebenden Wandelhallen und Lobbies, wurde der innere Bereich des Hauses zwischen den Innenhöfen und den Giebelportalen im Westen und Osten bis auf die Fundamente abgebrochen. Ein Kranz von zwölf Stützen, über die die Lasten aus Dachkonstruktion und Kuppel in die Fundamente hinuntergeführt werden, bestimmt das konstruktive Bild dieses Bereiches, in das sich der Plenarsaal, jetzt wiederum um 180 Grad gedreht, in die ursprüngliche Ausrichtung des alten Reichstages, schlüssig einfügt. Rund 25 m mißt die Höhe des Saales vom Rednerpult bis zum oberen Glasdachabschluß. Die Saalfläche selbst ist mit etwa 1.200 m2 kleiner als die des Bonner Plenarsaales. Ein Lichtumlenkelement in der Kuppel in der Form eines konkav gekrümmten Trichters, das bis in den Saal hinunterführt, bestimmt zusammen mit gläsernen raumabschließenden Flächen das räumliche Bild des Saales.

Die Besonderheit des Reichstagsgebäudes gegenüber den Parlamentsbauten in Bonn, die Kuppel und die umgebenden Dachterrassen, ermöglichen einen Öffentlichkeitsbezug, der weit über den Besucherdienst bisheriger Prägung, der sich auf die Plenarsitzungen beschränkt, hinausgeht.

Der neue Plenarsaal im umgebauten reichstagsgebäude
Der neue Plenarsaal im umgebauten Reichstagsgebäude

Zwei große Aufzuggruppen im Bereich der Ostlobby ­ hinter der Stirnwand des Plenarsaals ­ und zwei große Einzelaufzüge in der Westhalle für die Besucher sind neben vier komfortablen Treppen im Süden und im Norden die wesentlichen vertikalen Verkehrswege des Hauses. Sie sind für die Erschließung des Daches und des dritten Obergeschosses, in dem sich die Sitzungssäle der Fraktionen befinden, mit den zu erwartenden sehr hohen Personenzahlen von großer Wichtigkeit.

In der Gestaltung der Fassade, aber auch in der Behandlung der historischen Wände und Decken von Erdgeschoß, erstem Obergeschoß und Zwischengeschoß kommt eine weitere Grundidee des Architekten zum Ausdruck: die Spuren der Geschichte des Hauses sichtbar zu machen. So wurde der klassische Schmuck, der beim Umbau wieder freigelegt wurde, ebenso erhalten wie die Inschriften russischer Soldaten aus den Tagen der Eroberung des Hauses im Jahre 1945.

Der neue Plenarsaal

Verständlicherweise wurde in den mit dem Neubau befaßten Gremien des Deutschen Bundestages über die Form der Sitzordnung nach den Erfahrungen, die man mit dem ersten Plenarsaal von 1949 und dem heutigen Bonner Plenarsaal gemacht hatte, intensiv diskutiert. Der Vortragssaalcharakter des Saales aus dem alten Bundeshaus, ein Entwurf des Architekten Hans Schwippert, hatte als Gegenreaktion die konsequente Rundform des heutigen Bonner Saales von Günter Behnisch zur Folge, in der Sitzungsvorstand, Regierungsbank und Bundesratsbank mit dem Plenum in einen Kreis einbezogen wurden. Das Gegenüber von Plenum einerseits und Sitzungsvorstand und Regierung andererseits, das man im ersten Saal bereits durch Angleichung der Höhe zu mindern versucht hatte, war jetzt zwar beseitigt, doch gab es andere Nachteile wie etwa die zu geringe Zahl der Plätze in der ersten Reihe des Innenkreises, verbunden mit zu groß empfundener Entfernung zum Redner, die Anlaß gaben zu neuen Überlegungen. So wurde eine Sitzordnung ausgewählt, die ­ elliptisch genannt ­ das Plenum in einem Zweidrittelkreis zeigt, dem die Bank von Regierung, Sitzungsvorstand und Bundesrat in langgestreckter, nach innen gekrümmter Form gegenüber angeordnet ist. Die Entfernung des Redners zur ersten Reihe des Plenums ist hierbei wesentlich verringert und verspricht größere Intensität der Debatte.

Über 360 Spiegel wird Tageslicht in den Plenarsaal gelenkt.
Über 360 Spiegel wird Tageslicht in den Plenarsaal gelenkt.

Ähnlich wie in Bonn konnte auch hier in Berlin das Wunschziel nicht erreicht werden, alle Abgeordnetenplätze in gleicher Weise auszustatten. Auch hier waren die räumlichen Vorgaben so, daß nur ein Teil der Abgeordnetenplätze mit Tischen ausgestattet werden konnte. Die geplante Reduzierung des Parlaments wird diesen Mangel nicht beseitigen können. War es in Bonn der zur Wende bereits zu weit fortgeschrittene Neubau für 520 Abgeordnete, der Grenzen setzte, so sind es hier die Vorgaben aus dem Altbau, die keinen größeren Saal zulassen.

Die gläserne Kuppel

Der Architekt hat sich nach der kontroversen Diskussion über die Ausformung des Daches des Reichstagsgebäudes der Aufgabe gestellt, eine moderne Kuppel zu entwickeln. Dies bedeutete, einerseits eine Ausformung zu finden, die den Proportionen des Gebäudes und einer städtebaulichen Signifikanz gerecht wird, andererseits den Machtgestus zu vermeiden, der sich mit der Bauform "Kuppel" in ihrer historischen Entwicklung sehr häufig verbindet. Der Weg, den der Architekt hierzu eingeschlagen hat, löst diesen Konflikt in denkbar einleuchtender Weise. Er hat die Kuppel so dimensioniert, daß sie bei einem Durchmesser von 40 m nur halb so hoch ausgefallen ist wie die historische inklusive der Laterne. Ihr oberer abschließender Kranz liegt auf 47,5 m Höhe über dem Boden des Plenarsaales, während die historische Kuppel mit der Spitze der Laterne bei 75 m Höhe lag. Entscheidend ist aber, daß die Kuppel ein kongruenter Raumabschluß des Plenarsaales ist, also einen direkten Bezug zu dem von ihr mit Tageslicht versorgten Raum hat. Ganz im Gegensatz zur historischen Situation.

Diese Funktion, die Versorgung des Plenarsaales mit Tageslicht, ist wesentlich verstärkt durch das in der Kuppel befindliche Lichtumlenkelement mit seinen 360 Spiegeln, die das Licht in den Saal bringen. Ein Sonnensegel, das computergesteuert mit dem Sonnenlicht die Kuppel umkreist, verhindert, daß direkte und störende Sonneneinstrahlung in den Saal fällt.

Als zweite wichtige Funktion transportiert das Lichtumlenkelement die Abluft des Plenarsaales über den oberen Kuppelabschluß ins Freie, hat also eine doppelte, auf die Raumkonditionen des Plenarsaales bezogene Funktion.

Ein ganz wesentliches, zusätzliches Angebot schuf der Architekt jedoch mit der Zugänglichkeit der Kuppel. Über zwei Rampen, deren eine als Aufgang, die andere als Abgang dienen wird, wird eine Aussichtsplattform erreicht, die, im oberen Bereich der Kuppel gelegen, einen weiten Ausblick über die Stadt ermöglicht. Damit gewinnt das Haus eine weitere außergewöhnliche Attraktivität für die Öffentlichkeit, die damit nicht nur die Teilhabe am parlamentarischen Geschehen von der Tribüne aus, sondern auch die Aussichtsmöglichkeit des exponierten Standortes in der Kuppel geboten bekommt. Nicht zu unterschätzen ist das hierbei vermittelte Gefühl, sich über dem vom Volke gewählten Parlament, möglicherweise sogar während der Plenumssitzungen, befinden zu können.

Die Kuppel ist im unteren Bereich und in ihrem oberen Abschluß geöffnet, so daß die Außenluft zirkulieren kann. Sie stellt also nur eine Raumhülle dar, die auf diese Weise aufwendige Installationen für den Brandschutz und besondere innenräumliche Raumkonditionen unnötig macht. Alles in allem ist so ein brillantes technisches Bauwerk entstanden, das dem Charakter eines demokratischen Parlaments gerecht wird und in seiner formalen Gestaltung und in seiner Funktionalität eine überzeugende Lösung darstellt.

Der Boden unter dem Reichstagsgebäude wird als natürlicher Kälte­ und Wärmespeicher genutzt.
Der Boden unter dem Reichstagsgebäude wird als natürlicher Kälte­ und Wärmespeicher genutzt.

Ökologisches Energiekonzept

Das heute allgemein anerkannte und für notwendig erachtete Gebot, energiesparende Versorgungssysteme zu planen und umzusetzen, hat sich der Deutsche Bundestag mit der Zielsetzung zu eigen gemacht, bei den Baumaßnahmen in Berlin besonders vorbildliche und effiziente, der Einsparung von Primärenergie dienende Konzepte zu verwirklichen. Dies hat zu einer Gesamtplanung geführt, bei der zwei Motor­Heizkraftwerke (MHKW), eines im Reichstagsgebäude und eines im Paul­Löbe­Haus im Zusammenspiel die Versorgung der Gebäude mit eigenproduzierter Elektrizität sicherstellen sollen. Um die auch hier anfallenden CO2­Emissionen so gering wie möglich zu halten, sollen diese MHKW mit verestertem Rapsöl, im allgemeinen Sprachgebrauch Bio­Diesel genannt, betrieben werden. Die Versorgung des Hauses im Verbund der MHKW ist zur Zeit noch nicht umgesetzt, da die Neubauten spätere Fertigstellungstermine haben.

Das MHKW im Reichstagsgebäude produziert also den Elektrizitäts­, Wärme­ und Kältebedarf des Hauses. Mit der vorgesehenen Wärmekraftkopplung wird die Verwendung von Überschußkapazitäten sichergestellt. Sie befriedigen entweder unmittelbar den Bedarf oder werden ­ jahreszeitbedingt ­ gespeichert. Dies geschieht über Erdspeicher, die den Wärme­ bzw. Kältevorrat aufnehmen und für die Zeiträume des Mehrbedarfs im Sommer bzw. Winter vorhalten. Genutzt wird hierfür ein Solewasser­See in etwa 300 m Tiefe unter dem Gelände, der durch wasserundurchlässige Tonschichten abgeriegelt einige Millionen Jahre altes, stark salzhaltiges Wasser enthält, ebenso eine grundwasserführende Schicht in höherer Lage, die als Kältespeicher genutzt werden kann.

Diese Erdspeichertechnik stellt in der hier praktizierten konsequenten Anwendung die eigentliche Neuerung im Versorgungskonzept dar. Wegen seiner hoch einzustufenden Empfindlichkeit gegen Versorgungsausfälle wird zusätzlich zu dieser beschriebenen Eigenversorgung der Gebäude natürlich die Versorgung aus dem öffentlichen Netz in Anspruch genommen werden können, wenn Ausfälle oder erhöhter Eigenbedarf dies erfordern.

Die hohe Speichermasse des Reichstagsgebäudes im Zusammenspiel mit moderner Fassadentechnik trägt weiter dazu bei, daß die Werte der Wärmeschutzverordnung, die die Zielorientierung für den Energieverbrauch vorgibt, wesentlich unterschritten werden sollen. So kommen weitere Komponenten einer energiesparenden Versorgung hinzu, die in ihrem Charakter Sparmaßnahmen darstellen. Es werden alle Möglichkeiten zur natürlichen Belichtung und Belüftung genutzt, die sich aus der Architektur des Gebäudes heraus entwickeln lassen. Natürlich werden Kompromisse notwendig, wenn etwa in der Beleuchtung aus Gründen der anspruchsvollen Architektur Halogenlampen zur Anwendung kommen sollen oder Sitzungsräume einer mechanischen Be­ und Entlüftung oder gar Klimatisierung bedürfen. Da aber alle Fenster zu öffnen sind, hat die mechanische Be­ und Entlüftung in allen außen liegenden Räumen nur unterstützenden Charakter.

Nicht alles ist so geworden, wie es ideal gedacht war. Der hohe architektonische Anspruch an das Haus und seine Zweckbestimmung rechtfertigt jedoch die jetzt umgesetzten Lösungen zur Versorgung des Gebäudes.

Quelle: http://www.bundestag.de/bp/1999/bp9903/9903065
Seitenanfang [TOP]
Druckversion Druckversion