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Juli 06/1999
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REISEBÜROS KONTRA LUFTHANSA

Mittelständler beklagen niedrigere Provisionen

(to) Große Verwerfungen in der Branche befürchten der Bundesverband Mittelständischer Reiseunternehmen (ASR) und der Deutsche Reisebüro­Verband (DRV) aufgrund der Provisionskürzungen durch die Deutsche Lufthansa. Dies verdeutlichte ASR­Präsidentin Jutta Zedelmaier am 2. Juni im Tourismusausschuß.

Die Lufthansa habe ihre Provisionen im innerdeutschen Verkehr um 45 Prozent und im innereuropäischen und internationalen Verkehr um 22 bis 45 Prozent abgesenkt, berichtete die Verbandsvertreterin. Dies führe zu nicht mehr kostendeckenden Verkäufen und zu Betriebsschließungen sowie zu Arbeitsplatzverlusten im Mittelstand. Die Lufthansa habe eine marktbeherrschende Stellung, so die ASR­Präsidentin. Die mittelständischen Reisebüros wollten keine Subventionen, sondern faire Rahmenbedingungen und die Möglichkeit, eine auskömmliche Provision zu erwirtschaften. Zedelmaier warf der Lufthansa vor, daß sie sich anderen konstruktiven Vorschlägen verweigere.

DRV­Generalsekretär Wolf Schöde ergänzte, die Lufthansa könne diese Provisionskürzungen aufgrund ihrer Marktstellung durchsetzen. Der DRV habe ärgerlich reagiert und deutlich gemacht, daß man die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht einfach "im Vorbeigehen" verändern könne. Daraufhin habe die Lufthansa ihre Incentive­Programme (Zusatzprovision) besser ausgestaltet und zugesagt, bis einschließlich 2001 die jetzigen Konditionen nicht weiter zu verschlechtern. Dies gebe dem DRV Zeit, die Probleme in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe mit der Lufthansa zu erörtern.

Konstruktiver Dialog

Der DRV wolle das Kranich­Unternehmen an dessen Aussage messen, daß für die mittelständischen Reisebüros eine auskömmliche Rendite gegeben sein müsse, so Schöde. Der DRV befinde sich in einem "konstruktiven Dialog" mit der Lufthansa, schließe aber auch rechtliche Schritte nicht aus. Die Lufthansa wolle versuchen, in einer Kombination von Grund­ und Zusatzprovision Anreize zu schaffen. Dies sei vernünftig und legitim, dürfe aber nicht zu einer weiter schleichenden Absenkung führen. Mit den Mehreinnahmen aufgrund der Provisionssenkungen wolle die Lufthansa in Markterschließungen und Preisgestaltungen für Endkunden investieren, teilte der DRV­Vertreter mit.

Zur Alternative, Beratungsgebühren in Reisebüros einzuführen, erklärte er, man sehe auf absehbare Zeit keine Möglichkeit, eine solche "Strukturrevolution" einzuleiten. Die Struktur des selbständigen Reisebüros als Handelsvertreter habe sich bewährt.

Die SPD­Fraktion hielt es für dienlich, wenn ASR und DRV in der Arbeitsgruppe gegenüber der Lufthansa mit einer Stimme sprechen würden. Man verstehe die Sorgen und Nöte. Nach Ansicht der CDU/CSU hat die Lufthansa den Reisebüros nicht viele Alternativen gelassen. Die Fraktion regte an, das Thema im Tourismusbeirat der Bundesregierung zu erörtern.

Veränderter Wettbewerb

Am 23. Juni hörte der Ausschuß dazu das Lufthansa­Vorstandsmitglied Stefan Pichler. Nach seinen Angaben ist Kostenmanagement eine Daueraufgabe im globalen Wettbewerb. Das Wettbewerbsumfeld in Europa habe sich verändert, die Konkurrenten hätten ihre Provisionssysteme verbessert, so Pichler. Die Lufthansa habe sich mit dem DRV auf ein neues Provisionssystem geeinigt, das zum 1. Januar 2000 in Kraft tritt. Sie habe Änderungskündigungen erlassen und eine Frist bis Ende Mai gesetzt. Von über 4.100 Agenturen hätten nur 28 die neuen Vertragsbedingungen abgelehnt, berichtete Pichler. Dabei seien nicht nur die leistungsunabhängigen Grundprovisionen nach unten korrigiert, sondern auch leistungsabhängige Provisionen geschaffen worden.

Der DRV habe die Auswirkungen des neuen Provisionssystems auf die Reisebüros untersuchen lassen und herausgefunden, daß das System in allen Fällen die Vollkosten decke. Die Verhandlungen seien mit dem DRV geführt worden, der über 90 Prozent der Umsätze binde. Es habe aber auch eine Einladung an den ASR gegeben, betonte Pichler. Er wies die Behauptung, die Lufthansa sei ein Monopolist, als "Ammenmärchen" zurück, und erinnerte daran, daß der Anteil der Fluggesellschaft am deutschen Aufkommen der Flüge in die USA unter 30 Prozent liege.

Quelle: http://www.bundestag.de/bp/1999/bp9906/9906074b
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