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Juli 07/2000
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BAHNCHEF IM TOURISMUSAUSSCHUSS

In der Kommunikation sieht Mehdorn das größte Problem

(to) Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG, Hartmut Mehdorn, hat die Kommunikation als größtes Problem des Unternehmens bezeichnet. Vor dem Tourismusausschuss sagte Mehdorn am 28. Juni, nur 40 Prozent der deutschen Bahnhöfe seien mit Lautsprecheranlagen ausgerüstet. Um dies zu verbessern, werde derzeit ein Reiseinformationssystem auf der Expo in Hannover erprobt. Zugführer seien inzwischen mit Handys ausgestattet.

Mehdorn nannte die Bahn ein pünktliches Verkehrsmittel. Er erinnerte daran, dass es in Deutschland auf den Gleisen jährlich etwa 1.000 Selbstmörder gebe, die Streckensperrungen von jeweils drei Stunden verursachten. Die Bahn kämpfe dafür, dass die Kunden ihre Anschlusszüge erreichen. Anschlusszuverlässigkeit gehe vor Pünktlichkeit. Bei einer Streckenlänge von 38.000 Kilometern passiere "immer etwas", sagte Mehdorn.

Ausschussvorsitzender Ernst Hinsken (CDU/CSU) mit Bahnchef Hartmut Mehdorn (rechts). In der Mitte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Siegmar Mosdorf (SPD)
Ausschussvorsitzender Ernst Hinsken (CDU/CSU) mit Bahnchef Hartmut Mehdorn (rechts). In der Mitte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, Siegmar Mosdorf (SPD)

Für Werbung steht der Bahn nach den Worten ihres Chefs nur ein "Taschengeld" von 60 Millionen DM jährlich zur Verfügung. Demgegenüber verfüge die deutsche Autoindustrie über 1,7 Milliarden DM. Die Konkurrenten der Bahn sieht Mehdorn nicht auf der Schiene, sondern auf der Straße. Der Straßenverkehr hat nach seiner Auffassung der Bahn die Marktanteile weggenommen. Geplant sei, für Lokomotivführer einen Führerschein einzuführen. Derzeit laufe ein Modellversuch, wonach am Stuttgarter Bahnhof Gepäck für den Flughafen in Frankfurt am Main eingecheckt werden könne. Die Bahn wolle hier mit der Lufthansa eng kooperieren. Auch würden derzeit an allen Bahnhöfen Aufzüge eingebaut.

Streckenverbindungen würden nur dort aufgegeben, wo "wirklich kein Verkehr mehr" vorhanden sei. Bei geringem Passagieraufkommen sei es sinnvoller, Busse einzusetzen. Mehdorn berichtete weiter, dass ein neues Tarifsystem eingeführt werden soll, wobei das Preisgefüge durch Rationalisierung beibehalten werde. Auch wolle man Verkehrslenkung betreiben. Für voll besetzte Züge soll es künftig keine Preisnachlässe mehr geben. Der Fahrkartenverkauf soll erleichtert werden und auch ein "Miles-and-more"-System sei vorgesehen.

Der Bahnchef hält einen "vollen Zug" für ökonomisch und ökologisch unschlagbar. Die Züge seien im Schnitt nur zu 35 Prozent ausgelastet. Auch transportiere die Bahn täglich so viele Menschen wie die Lufthansa in einem Jahr. Jährlich seien es 1,7 Milliarden bei der Bahn. Die Deutschen hätten sich 50 Jahre lang nicht um die Bahn gekümmert und sich zu einer Autofahrer-Gesellschaft entwickelt, sagte Mehdorn. Deutschland brauche die Bahn, und man müsse aufhören, sie ungerecht zu behandeln.

Quelle: http://www.bundestag.de/bp/2000/bp0007/0007049a
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