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06/2001
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DEBATTE ZUR GENTECHNIK

Unterschiedliche Meinungen zu der Forschung an embryonalen Stammzellen

(re) Unterschiedliche Meinungen bei der Beurteilung der Forschung an embryonalen Stammzellen und der Präimplantationsdiagnostik (PID) wurden deutlich bei der rund fünfstündigen Debatte "Recht und Ethik der modernen Medizin und Biotechnologie" am 31. Mai im Plenum des Deutschen Bundestages.

Margot von Renesse (SPD).
Margot von Renesse (SPD).

Dabei warnte die Vorsitzende der Enquete-Kommission "Recht und Ethik der modernen Medizin", Margot von Renesse (SPD), vor einseitigen moralischen Entscheidungen. Vom Gesetzgeber werde aus Rücksicht auf unterschiedliche Auffassungen in der Gesellschaft eine genaue Abwägung verlangt, betonte sie. So müsse die Gesellschaft unterscheiden lernen zwischen der eigenen individuellen Wertvorstellung und denen der Allgemeinheit. "Wir sollten auch davon Abstand nehmen, Wissenschaft zu dämonisieren", sagte sie. Wissenschaft diene der Gesellschaft nicht nur dadurch, dass sie neue Möglichkeiten des Handelns, des Heilens und des Helfens entwerfe, sondern auch dadurch, dass sie Tabus verletze.

Neuland in der Ethik

Maria Böhmer (CDU/CSU).
Maria Böhmer (CDU/CSU).

Maria Böhmer (CDU/CSU) wies darauf hin, dass mit der Bio- und Gentechnologie nicht nur in der Forschung, sondern auch in der Ethik Neuland beschritten werde. Die Politik dürfe und könne Themen von einer derartigen Tragweite nicht einfach an Wissenschaft und Gremien delegieren. Die Politik und jeder selbst müsse in dieser schwierigen Lage Position beziehen, forderte sie. Die Gesellschaft sei mit überwältigenden Ergebnissen in der Grundlagenforschung konfrontiert. "Aber wir wissen noch längst nicht, ob die Anwendung damit gelingen kann", sagte die Abgeordnete.

Praxis stärker beachten

Andrea Fischer (B'90/Grüne).
Andrea Fischer (B'90/Grüne).

Andrea Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) plädierte dafür, die Praxis der pränatalen Diagnostik und die daraus oft folgenden Schwangerschaftskonflikte in den Mittelpunkt der Überlegungen zu stellen. Mit Blick auf Erfahrungen in anderen Bereichen sei doch zu erwarten, dass sich auch bei der Präimplantationsdiagnostik eine Begrenzung nicht einhalten lasse.

Die Nachfrage nach diesem Verfahren werde steigen, so dass immer selbstverständlicher sein werde, von künftigen Eltern zu verlangen, dass sie kein krankes Kind bekommen oder dass sie sich vielleicht sogar dafür rechtfertigen, wenn sie es doch wollten. "Aber ein Kind braucht doch gerade Eltern, die es annehmen, wie es ist, die es lieben, unabhängig von seiner Gestalt und seinen Fähigkeiten", sagte sie.

Edzard Schmidt-Jortzig (F.D.P.).
Edzard Schmidt-Jortzig (F.D.P.).

Edzard Schmidt-Jortzig (F.D.P.) sagte, der Rubikon für die Möglichkeit des Eingriffs in die menschlichen Lebenssubstanzen sei am Beginn des Lebens mit der Zulassung von In-vitro-Fertilisation und am Ende des Lebens mit der Gestattung von Organtransplantationen "längst unwiderruflich" überschritten. Er wünsche, dass man sich in diesem "hochdifferenzierten, sensiblen Gelände" vor Einseitigkeiten und Fundamentalismen hütet, vor unstrittigem Fortschrittsglauben genauso wie vor bunkerhafter Fortschrittsverweigerung. Es gehe vielmehr um ein mühsames, intensives Abwägen zwischen den verschiedensten Aspekten. Diese Debatte könne dafür nur ein erster, vager Anfang sein.

Roland Claus (PDS).
Roland Claus (PDS).

Roland Claus (PDS) erklärte, dass das Spannende und zugleich das Verführerische in dieser Debatte sei, dass Chancen und Gefahren so dicht beieinander liegen würden. Die PDS vertrete verschiedene Positionen, der einigende Grundsatz heiße aber: "Die Würde des Menschen ist unantastbar." "Was wir brauchen, ist eine politische Verantwortungsgemeinschaft, in der fachwissenschaftlicher und ethischer Vorlauf gefördert wird", betonte er.

Informationen wichtig

Gerhard Schröder (SPD).
Gerhard Schröder (SPD).

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hielt es für wohltuend, dass bei der Debatte niemand dem anders Denkenden Gewissen, Moral, auch Ernsthaftigkeit abgesprochen habe. Die anstehenden Fragen zu entscheiden, setze viel an Informationen voraus. Dies gelte nicht nur für diejenigen, die an der Debatte im Bundestag teilnähmen, sondern für die ganze Gesellschaft.

 

 

Quelle: http://www.bundestag.de/bp/2001/bp0106/0106019a
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