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Ines Gollnick
Der Westfale: Karl-Josef Laumann
Parlamentarisches Profil
Er ist Westfale durch und durch: gradlinig, kantig,
bodenständig, zupackend, unverfälscht, ein Mann von
echtem Schrot und Korn eben, wie es eine Redensart so treffend
beschreibt. Der Unionsabgeordnete Karl-Josef Laumann, von Beruf
Maschinenschlosser, wuchs in einem bäuerlichen, katholischen
Elternhaus auf. Das hat ihn geprägt und unter anderem zu
seinem Engagement in der Katholischen Arbeitnehmerbewegung und der
CDA, der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft geführt.
Dass er auch heute noch mit seiner Frau und seinen drei
Töchtern ländlich lebt, gemeinsam mit Hühnern, Enten
und Kaninchen, und das Gemüse selber züchtet,
vervollständigt das Bild eines Mannes, der so ist, wie er sich
gibt. Unter "Wissenswertes" vermerkt er auf der Internetseite des
Deutschen Bundestages, dass seine Beiratsvergütungen der
Allianz-Lebensversicherungs-AG gespendet werden. Das passt zu ihm -
nur nicht ganz zum in der Regel veröffentlichten Medienbild
der Abgeordneten.
"Auf jeden Fall", lautet Laumanns minimalistische Antwort auf
die Frage, ob er gerne Bundestagsabgeordneter sei. Seit 1990
gehört er dem Bundestag an. Aktuell ist er federführend
an der Gestaltung der Arbeits- und Wirtschaftspolitik der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion beteiligt. Von 2000 bis 2002 war er
sozialpolitischer Sprecher seiner Fraktion. "Laumann? Kenn' ich
nicht", mögen Fernsehzuschauer festhalten. Es lauert eben
niemand auf Laumann, der sich medial nicht inszeniert und dem das
auch mehr als fremd ist. Inhalt ist ihm wichtiger als Verpackung.
Das "Vermittlungsergebnis", das vor Weihnachten erzielt wurde,
kommentiert er gegenüber "Das Parlament" zwiespältig:
"Zunächst einmal freue ich mich, dass es mit der
Bundesregierung überhaupt möglich gewesen ist, zu einigen
gemeinsamen Lösungen zu gelangen. Wir sind einen Schritt
vorangekommen. Insbesondere durch die deutlich eingegrenzte
Neuverschuldung, die Option einer kommunalen Zuständigkeit
beim Arbeitslosengeld II und die Änderung der Schwellenwerte
beim Kündigungsschutz hat die Union wesentliche Forderungen
durchgesetzt. Dennoch befürchte ich, dass der Kompromiss vom
Dezember keine spürbare Verbesserung der Lage auf dem
deutschen Arbeitsmarkt bringen wird. Dafür sind die
strukturellen Probleme, die sich in den vergangenen 30 Jahren
angehäuft haben, einfach zu groß und der
Bewegungsspielraum für Reformen innerhalb der Bundesregierung
einfach zu klein."
Welche Schritte sind aus seiner Sicht unerlässlich, um den
Arbeitsmarkt und die Wirtschaft anzukurbeln? "Dazu gehören die
Entkopplung des Faktors Arbeit von den Lohnzusatzkosten, eine im
globalen Sinne wettbewerbsfähige Forschungs- und
Bildungslandschaft, mehr betriebliche Flexibilität und ein
aktivierender Sozialstaat, der Menschen belohnt, die arbeiten.
Dabei meine ich beim Niedriglohnsektor nicht nur die Frage der
besseren monetären Anreize, sprich ein Gehalt, von dem man
auch leben kann. Natürlich muss jemand, der arbeitet, auch
mehr in der Tasche haben, als wenn er nichts tun würde. Wir
brauchen daneben aber auch andere ?weiche' Verbesserungen. Ich
denke da an Ganztagsschulen, Kindergärten und Ähnliches
mehr, die es beispielsweise Alleinerziehenden wieder leichter
machen, Kinder und Arbeit vernünftig miteinander zu
verbinden."
Laumann zählt zu den erfahrenen Bundestagsabgeordneten. Er
arbeitete an den Grundlagen der Pflegeversicherung mit, war
Berichterstatter für das damals beschlossene
Arbeitszeitgesetz, das heute noch gilt und seiner Ansicht nach
viele Arbeitsplätze gerade in kapitalintensiven Betrieben, wo
es sehr auf Maschinenlaufzeiten ankommt, gesichert hat. Er pflegt
nicht nur einen engen Kontakt zur Wirtschaft, sondern nach wie vor
zu den Menschen in seinem Wahlkreis, um mit ihnen über die
Praxisnähe der Vorhaben zu diskutieren.
Laumann kritisiert, dass Gesetze der Bundesregierung heute mehr
von Kommissionen als von Ausschüssen des Bundestages
erarbeitet würden. Hier stellt er insbesondere seit 1998 einen
Wandel fest. Die konkrete Gesetzgebungsarbeit liege ja eigentlich
bei den Ausschüssen und dem Parlament. Deshalb sollte jeder
Wähler von seinem Bundestagsabgeordneten auch verlangen, dass
dieser sich engagiert in seinen Fachausschüssen einbringt.
"Politische Arbeit sollte, so glaube ich, weniger auf Medienglanz,
sondern auf solide sachbezogene Gesetzesarbeit bezogen sein. Dass
die handwerkliche Qualität von Gesetzen abgenommen hat, kann
man nicht zuletzt an Maut und Dosenpfand festmachen", findet der
Abgeordnete.
Das Kontrastprogramm zu Berlin ist für Karl-Josef Laumann
das Münsterland, wo er seit einem Jahr CDU-Vorsitzender ist.
Die Münsterraner wollen Vorreiter für die
größte Verwaltungsreform in Deutschland sein. Kommune und
Region sollen wieder handlungsfähiger werden. Laumann
unterstreicht: "Nordrhein-Westfalen leidet unter einer
Überwaltung." Eine Verschlankung auf den Kernbereich
staatlicher Administration sei das Ziel. "Das bedeutet konkret
unter dem Stichwort Subsidiarität, dass alle Aufgaben
künftig auf der untersten staatlichen Ebene erledigt werden,
auf der dies möglich ist. Das bedeutet die Delegation vieler
jetzt durch die Bezirksregierungen und Landschaftsverbände
erledigten Aufgaben auf die Kreise und Kommunen, die dann für
diese Angelegenheiten aber auch finanziell hinreichend ausgestattet
sein müssen."
Der Arbeitsaufwand, um unter anderem staatlichem Handeln wieder
mehr Schwung und Effizienz zu verschaffen, beschert Laumann einen
vollen Terminkalender. Dennoch bleibe Zeit für Privat- und
Familienleben. Mit seinen Kindern geht er schwimmen oder im Sommer
zelten. Eine politikfreie Zone ist die Familie nicht. Seine
älteste Tochter ist mittlerweile Schriftführerin der
Jungen Union in seiner Heimatgemeinde Riesenbeck. "Da bleibt es gar
nicht aus, dass ich auch mit meinen Kindern über Politik
diskutiere."
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