mik/pot
Ausschuss entsperrt eine Milliarde Euro
Verkehrsinvestitionen
Haushalt/Verkehr und Bauwesen. Die Mitglieder
des Haushaltsausschusses haben am 3. März einstimmig rund 1,05
Milliarden Euro für Verkehrsinvestitionen freigegeben. Davon
sind 530 Millionen Euro für Bundesfernstraßen, 125,6
Millionen Euro für Bundeswasserstraßen und 391,2
Millionen Euro für Investitionen in die Schienenwege der
Eisenbahn des Bundes vorgesehen.
Diese Mittel waren bei den
Haushaltsberatungen im vergangenen Herbst gesperrt worden, weil zum
damaligen Zeitpunkt der Beginn der Mauterhebung nicht hinreichend
gesichert war. Nach der Vereinbarung des Bundesverkehrsministeriums
mit dem Betreiberkonsortium Toll Collect vom 29. Februar scheint
dies nun der Fall zu sein. Der Betrag von 1,05 Milliarden Euro wird
im Jahr 2004 nach einem Bericht des Bundesfinanzministeriums durch
die vorfristige Tilgung zinsloser Darlehen seitens der Deutschen
Bahn AG refinanziert. Die Bundesregierung geht danach weiterhin
davon aus, dass die nicht gesperrten Ausgaben in gleicher Höhe
weitgehend durch die Einnahmen aus Vertragsstrafen und dem
Schiedsgerichtsverfahren mit dem Maut-Konsortium gedeckt werden
können. Bundesverkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) bezifferte
die bisherigen Ansprüche des Bundes auf 1,5 Milliarden
Euro.
Die Mitglieder des Haushaltsausschusses
stimmten der Entsperrung vor allem auch wegen der sonst
gefährdeten Arbeitsplätze in der Bauindustrie zu.
Allerdings war die Opposition von CDU/CSU und FDP mit der
Gegenfinanzierung durch die Rückzahlung des Bahndarlehens
nicht einverstanden. Außerdem seien das Ende und der Ausgang
des Schiedsverfahrens noch nicht abzusehen.
"Bahn und Bund müssen nun das bezahlen,
was Telekom und DaimlerChrysler in den Sand gesetzt haben", betonte
der Sprecher der FDP-Fraktion. Für die Union fehlen bei den
Verkehrsinvestitionen insgesamt 2,7 Milliarden Euro. Durch die
Entsperrung werden nur Mittel freigegeben, die sowieso eingeplant
worden seien. "Wir behalten uns weiterhin den Einsatz eines
Untersuchungsausschusses vor", erklärte der CDU/
CSU-Sprecher.
Demgegenüber war die SPD-Fraktion der
Ansicht, dass die Bahn "gut weg komme". Bündnis 90/Die
Grünen betonten, dass es zu keiner Neuverschuldung im Rahmen
der Verkehrsinvestitionen komme. Die Regierung habe in den
Verhandlungen mit Toll Collect die beste Lösung
erreicht.
Für Stolpe stellt die mit dem
Maut-Konsortium Toll Collect erzielte Einigung über
Änderungen am geltenden Betreibervertrag ein "verantwortbares
Ergebnis" dar. Dies erklärte der Minister bei seinem Bericht
zum Stand der Einführung der Lkw-Maut am 3. März im
Verkehrsausschuss. Das erzielte Ergebnis zeige, dass die
Konsortialpartner DaimlerChrysler und Deutsche Telekom nunmehr an
den Erfolg des Projektes glaubten. Dies drücke sich in der
akzeptierten Erhöhung der Vertragsstrafen von 40 Millionen
Euro ab dem ersten Monat steigend auf bis zu 80 Millionen Euro im
weiteren Verlauf des Jahres aus, sollte der Termin für die
abgespeckte Version ab dem 1. Januar 2005 nicht eingehalten werden.
Zudem habe sich Toll Collect im Falle von Pannen und Ausfällen
zu Schadenersatzzahlungen in Höhe von 1 Milliarde Euro im Jahr
2005 und zu einer unbeschränkten Betriebshaftung für
sonst anfallende Verkehrsinvestitionen im Bundeshaushalt ab dem 1.
Januar 2006 bereit erklärt.
Einigung verantwortbar
Die Oppositionsfraktionen kritisierten
übereinstimmend, dass sich der Minister völlig
unzureichend über die Finanzierung der Mautausfälle
dieses Jahres geäußert habe. Zudem bemängelte die
CDUCSU-Fraktion, dass die Konsortialpartner nicht bereit gewesen
seien, bereits ab 2005 die vollständige Haftung für
mögliche Mautausfälle zu übernehmen. Dies legen den
Schluss nahe, dass die Industriepartner offenbar doch noch letzte
Zweifel an der Funktionstüchtigkeit des Systems
hegten.
Nach Ansicht der FDP bleiben nach der
Einigung weiterhin viele Fragen offen. So sei unklar, ob der Beginn
der ersten Stufe ab dem 1. Januar 2005 auf "Glauben auf einem
höheren Niveau" oder auf gesicherten Erkenntnissen beruhe.
Beide Oppositionsfraktionen verlangten Klarheit darüber, ob
die Vertragsanpassung so formuliert ist, dass im
Ausschreibungsverfahren unterlegene Mitbewerber wegen des
möglichen Verstoßes gegen vergaberechtliche Richtlinien
bei einem eventuellen Gang vor ein Gericht nur wenig Aussicht auf
Erfolg hätten.
Die Sozialdemokraten begrüßten,
dass die Konsortialpartner konstruktiv auf die
Kündigungsanzeige reagiert hätten. Die vorgelegte
Stufenlösung sei akzeptabel, allerdings seien Skepsis und
Zweifel mit der gefundenen Lösung nicht schlagartig
ausgeräumt. Toll Collect müsse das Vertrauen erst noch
zurückgewinnen. Bündnis 90/Die Grünen bezeichneten
das Ergebnis unter den gegebenen Umständen als "rundum
erfreulich". Der Bund habe sich in den Verhandlungen mit seinen
Positionen weitgehend durchgesetzt. Man erwarte, dass durch das
verstärkte Projektengagement der Deutschen Telekom und von
Siemens mehr Kompetenz und Konsequenz zum Tragen komme.
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