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Bert Schulz
....aufgekehrt
Es wäre ein Bild, das die Boulevard-Presse jubeln
ließe: Kanzler Schröder macht sich morgens frohgemut im
besten Anzug auf in den Kabinettssaal, öffnet mit Schmackes
die Türen - und steht knietief im Wasser. Schlagzeilen wie
"Regierung in Seenot", "Kanzler kalt erwischt" oder andere
Sperenzchen würden die Wortakrobaten erfreuen.
Absurde Vorstellung? Nicht ganz. Nein, natürlich nicht in
Deutschland, wo Wasserrohre Made in Germany dem Rost ewig
standhalten und heimische Geheimdienste handzahm sind (sie erregen
höchstens mit bedrucken Herrenunterhosen Aufsehen). In
Aus-
tralien aber ist so was denkbar. In den 80er-Jahren machten sich
die Schlapphüte dort offenbar Sorgen, welch feines Ziel der
Kabinettssaal der Regierung für fremde Lauscher abgeben
würde. Problem erkannt, Problem gelöst: In die
Wasserleitung, die die Sprinkleranlage in der Decke des Saales
speist, schleuste der Geheimdienst ein
Aufklärungsgerätchen, das fremde Wanzen erlauschen
sollte. Ob man darüber je mehr hörte als beruhigendes
Geplätscher, will keiner der Verantwortlichen verraten - die
Aktion war schließlich top secret.
Jetzt ist sie es nicht mehr: Aus "unbekannter Ursache" gefiel es
dem kleinen Aufklärungsgerätchen Mitte April zu
zerbrechen, dabei die Wasserleitung zu zerreißen und den Weg
frei zu machen für 56.000 Liter Wasser, die sich ins Zentrum
der Macht ergossen. 25 Zentimeter hoch stand die Soße, als
Sicherheitskräfte sie entdeckten. Ertrunken ist kein
Regierungmitglied, und auch verletzt wurde niemand; dafür darf
man den Kalauer kolportieren: "Land unter in down under." Die
Regierung muss nun zum Sitzen umziehen. Geheimdienstoperation
gelungen, Patient nass.
Ein schlapphuttypisches Detail bereitet allerdings Sorge: die
unbekannte Ursache des plötzlichen Auseinanderfallens.
Automatisch denkt man an utopische Spionagefilme, die vielleicht
auf den zweiten Blick gar nicht so utopisch sind. Was wäre,
wenn das Spürgerät eine Art
Selbstzerstörungsmechanismus besessen hätte, der bei
rhetorischer oder programmatischer Langeweile anspringen sollte?
Quasi als "kalte Dusche" für die Minister, oder als explosive
Meldung: "Dienst erfüllt! Hier gibt es nichts mehr zu
spionieren". Auf das Untersuchungsergebnis darf man jedenfalls
gespannt sein. Bert Schulz
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