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Paul Ackermann
Selbstbewusstes Handeln gefragt
Felder bürgerschaftlichen
Engagements
Unter den zahlreichen Veröffentlichungen
zur Politischen Bildung nehmen die Bücher des inzwischen
emeritierten Professors für Politikwissenschaft an der PH
Ludwigsburg, Paul Ackermann, eine besondere Stellung ein: Sie sind
praxisorientiert und, obwohl oft auf den Sozialkunde-Unterricht in
Baden Württemberg ausgerichtet, bundesweit für jeden
hilfreich, der sich über den Staat und seine Institutionen
informieren und aktiv an der Durchsetzung seiner Interessen und der
Gestaltung des gemeinen Wohls beteiligen will. Das gilt besonders
für sein jetzt überarbeitetes Bürgerhandbuch, das
vornehmlich diesem Ziel dient.
Ackermann teilt sein Material in Abschnitte
ein, in denen er vom Allgemeinen zum Speziellen die verschiedenen
Handlungsfelder behandelt, die einer Partizipation des Bürgers
offen stehen. Dabei beginnt er jeweils mit einer Basisinformation,
die in das Thema einführt und der dann praktische Tipps zum
konkreten Tun folgen: Ein einführendes Kapitel über die
Bürgerrolle in der Demokratie behandelt beispielsweise den
Begriff des Bürgers auch in historischer Sicht, des Deutschen
und des Unionsbürgers Europas. Es folgen Grundgesetz,
Grundrechte, die Verfassungsprinzipien, die Verflechtung mit der EU
und endet mit den Verantwortungsrollen in der Zivilgesellschaft,
auf die das Buch ausgerichtet ist.
Die Tipps zum Tun reichen von der
Verfassungsbeschwerde bis zu den Petitionsrechten und dem
Europäischen Bürgerbeauftragen. Stichworte am Textrand,
Organigramme und Karikaturen helfen, die Sachfragen schnell zu
finden, die Darstellungen aufzulockern und die
Organisationsstrukturen anschaulich zu machen; Literaturhinweise,
die einschlägigen Texte zu finden. Diese wie auch einige
Randnotizen sind allerdings mit ihrem Kleindruck das reinste
Augenpulver. Ein Register erschließt das Handbuch nach
Stichworten, ergänzt durch wichtige Adressen aus dem gesamten
Bereich des öffentlichen Lebens.
Daneben enthält das Werk neun weitere
Kapitel, in denen ähnlich knapp, klar und munter dargestellt
wird, wie man sich Informationen beschafft und wie man die
Meinungsbildung beeinflussen kann, in Wahlen mitbestimmt, durch
Volksentscheide und Bürgerbegehren an Sachentscheidungen
mitwirkt, an der politischen Willensbildung in Parteien sich
beteiligt, seine Interessen über Vereine und andere
Zusammenschlüsse wahrnimmt, sich in Bürgerinitiativen und
Nichtsregierungsorganisationen einbringt, und schließlich, wie
man mit Verwaltungsbehörden umgeht und an öffentlichen
Planungen teil hat. Damit trägt das Handbuch seinem Titel voll
Rechnung .
In einem anderen Aufsatz zitiert der Autor
Wilhelm Hennies' Bild vom Bürger als Zuschauer eines
politischen Fußballspiels, der die Spielregeln kennen muss, um
die Mannschaft beurteilen zu können. Dieser bis auf die Wahlen
eher passive Zuschauer sei inzwischen durch den Aktivbürger
abgelöst, der sich seinen eigenen Weg zur politischen
Partizipation sucht. Ein großer Teil des Handbuchs geht noch
von einem interessierten Zuschauer aus und zeigt diesem die bereits
etablierten Wege der Partizipation. Darüber hinaus spricht es
den aktiven Bürger an, der etwas in und für die
Gemeinschaft tun will. Die Tipps zeigen Wege auf, seine Interessen
zum Ausdruck zu bringen und dafür Mitstreiter zu finden. Sie
geben auch Orientierung, wie er sich für einen langfristigen
Wandel der öffentlichen Gewalt in die Richtung einer
Zivilgesellschaft einsetzen könnte.
Nicht behandelt werden dabei allerdings die
neuesten Entwicklungen, wie sie beispielsweise im Hamburger
Spendenparlament, im Netzwerk für Ehrenämter "Aktivoli"
zum Ausdruck kommen. Oder in der Bewegung der
Bürgerstiftungen, in denen sich Bürger in einer Stiftung
und dennoch korporativ regional zusammenschließen, um neben
Staat und Kommune ein verantwortliches Handeln für die
Gemeinschaft zu etablieren. In Deutschland gibt es schon über
60 davon, und es werden jährlich mehr. Mit ihnen entstehen
neue Formen bürgerschaftlichen Engagements, die sogar ein
beständiges Element des Wandels schaffen. Allerdings gibt es
hierzu ein eigenes Handbuch, auf das vielleicht in der
nächsten Auflage noch hingewiesen werden
könnte.
Paul Ackermann
Bürgerhandbuch.
Basisinformationen und 66 Tipps zum
Tun.
Wochenschau Verlag, Schwalbach/Ts.
2004;
205 S. 12,80 Euro
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