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Kinder gesünder ernähren
Regierungserklärung fordert Programm gegen
Fettleibigkeit Jugendlicher
Immer mehr Kinder und Jugendliche in Deutschland
sind viel zu dick. Neueren Studien zufolge sind bereits zehn bis 20
Prozent dieser Altersgruppe übergewichtig, ein
größerer Teil ist sehr übergewichtig und leidet an
Folgekrankheiten. Die Behandlung ernährungsbedingter
Krankheiten erfordert nach Angaben des Ministeriums für
Verbraucherschutz jährliche Kosten von rund 71 Milliarden
Euro. Vor diesem Hintergrund forderte Verbraucherschutzministerin
Renate Künast (Bündnis 90/Die Grünen) in einer
Regierungserklärung vor dem Deutschen Bundestag am 17. Juni
ein umfassendes Programm für gesündere Ernährung und
mehr Bewegung bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland.
In der Regierungserklärung "Neue
Ernährungsbewegung für Deutschland" teilte die Ministerin
mit, dass bereits jedes fünfte Kind und jeder dritte
Jugendliche übergewichtig seien. Als Folge sei ein rasantes
Anwachsen der so genannten Altersdiabetes vom Typ 2, der bisher nur
ältere Menschen betraf, bei jungen Menschen zu verzeichnen.
Renate Künast sprach von "alarmierenden Zahlen" und zitierte
aus einer britischen Studie: "Die junge Generation wird die erste
sein, die vor ihren Eltern stirbt." Sie warb für eine
"Plattform aus Ernährung und Bewegung", bei der
Lebensmittelindustrie, Sportverbände und Politik
zusammenwirken sollten. Einig waren sich die Redner der Koalitions-
und Oppositionsfraktionen, dass Kinder und Jugendliche zu viel Zeit
vor Fernseher und Computer verbringen, sich zu wenig bewegen und zu
viele so genannte Kinderlebensmittel aus überreichlich Fett
und Zucker verzehren.
Ursula Heinen (CDU/CSU-Fraktion) betonte,
dass die Opposition die Gesundheitsinitiative grundsätzlich
unterstütze. Sie hoffe aber, dass die Regierung mit ihrem
Engagement nicht "von den unangenehmen Themen" innerhalb der
Koalition ablenken wolle. Ihre Fraktionskollegin Julia
Klöckner unterstrich, dass es sich in der
Ernährungsdiskussion um ein "Luxus-Problem" handle, angesichts
des Hungers in der Welt. Es habe noch nie ein derart großes
Angebot an gesunden Nahrungsmitteln in Deutschland gegeben, weshalb
die Hersteller nicht als Verursacher des Problems gebrandmarkt
werden sollten. Ulrike Höfken von Bündnis 90/Die
Grünen sieht dagegen die Ernährungsindustrie als
Mitverantwortliche. Sie hob hervor, dass die Politik nicht
billigend in Kauf nehmen werde, wenn Menschen mit Cola und
Hamburgern "krepie-ren".
Für die FDP-Fraktion wies Hans-Michael
Goldmann die Vorwürfe scharf zurück. Es helfe nicht,
Schokolade oder Fastfood zu verteufeln. Eine Lösung könne
man nicht durch eine "Ernährungsdiktatur" erreichen. Gabriele
Hiller-Ohm (SPD) beschrieb die entstandene Lage mit einem
sarkastischen Bild. Dreijährige seien inzwischen ebenso
inaktiv wie Büroangestellte. Sie gab zu bedenken, dass vor
allem Kinder aus sozialen Unterschichten übergewichtig seien.
Hier sei Aufklärung um der sozialen Gerechtigkeit willen
notwendig.
Die fraktionslose Abgeordnete Gesine
Lötzsch (PDS) betonte, dass gesundes Essen teuer ist. Eine
aktuelle Studie belege, dass der Sozialhilfesatz nur 20 Tage im
Monat für eine entsprechende Ernährung reiche.
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