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Detlev Lücke
Österreich trauert um Thomas Klestil
Bundespräsident starb an Organversagen -
Nachfolger Heinz Fischer vereidigt
Der österreichische Bundespräsident Thomas Klestil ist
in der Nacht zum 7. Juli an den Folgen eines Herzstillstandes
verstorben, den er zwei Tage zuvor in seinem Privathaus erlitt. Dem
Herzstillstand ging nach Angaben der Ärzte des Wiener
AKH-Krankenhauses ein Lungenversagen voraus.
Die Amtszeit Thomas Klestils, der 71 Jahre alt wurde, wäre
am 8. Juli dieses Jahres abgelaufen. Überschattet vom Tod
seines Vorgängers, hat der neue österreichische
Bundespräsident Heinz Fischer sein Amt angetreten. Der
Sozialdemokrat legte ohne die ursprünglich geplanten
feierlichen Zeremonien vor beiden Kammern des Parlaments in Wien
seinen Eid auf die Verfassung ab. Er dankte seinem verstorbenen
Vorgänger für dessen erfolgreiche Arbeit.
Anschließend gedachte das Parlament mit einer Trauersitzung
des verstorbenen Staatsoberhauptes.
Zur Beisetzung Klestils war Bundespräsident Horst
Köhler in das Nachbarland gereist. In einem Beileids-telegramm
schrieb er, Österreich und Europa seien um einen
"hervorragenden Staatsmann" ärmer geworden. Der Verstorbene
habe die "Nachbar- und Partnerschaft zwischen unseren beiden
Ländern gestärkt", hob Bundeskanzler Gerhard
Schröder in seinem Kondolenzschreiben hervor. Er würdigte
Klestils hohen Einsatz für den europäischen
Einigungsprozess. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse gab
seiner Betroffenheit über den plötzlichen Tod des
Politikers Ausdruck und erinnerte daran, dass Thomas Klestil erst
vor wenigen Wochen Deutschland besucht hatte. Dem neuen
österreichischen Bundespräsidenten wünschte er, dass
er seine Amtsperiode "mit Hoffnung und Zuversicht" beginnen
möge. In einem Kondolenzschreiben an Bundeskanzler Wolfgang
Schüssel schrieb die CDU-Vorsitzende Angela Merkel, dass
Deutschland mit dem Verstorbenen einen "guten Freund und
unermüdlichen Förderer der Beziehungen zwischen unseren
beiden Ländern und der europäischen Einigung" verloren
habe.
Thomas Klestil, der seine zwölfjährige
Präsidentschaft für die konservative Volkspartei
(ÖVP) übernahm, versuchte vergeblich, seinem vor allem
repräsentativen Amt mehr politisches Gewicht zu geben. So
widersetzte er sich vehement einer Regierungsbeteiligung der
FPÖ. Bevor er 1992 die Nachfolge Kurt Waldheims angetreten
hatte, vertrat der Fachmann für Wirtschaftsfragen
Österreich als Botschafter in den USA. Detlev Lücke
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