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Alexander Weinlein
...aufgekehrt
Kennen Sie die Gemeinsamkeit zwischen Altkanzler Helmut Kohl und
der Schwimmerin Franziska van Almsick? Lassen Sie sich ruhig Zeit
mit der Antwort, wir werden später auf die Frage
zurückkommen.
Wir leben, so sagt man, in einer Wissensgesellschaft und eine
bekannte Forderung dieser Tage spricht vom lebenslangen Lernen.
Dies klingt gut, denn bereits Lenin wusste, Wissen ist Macht - auch
wenn Deutschlands Schüler zu wissen glauben, dass nichts
wissen auch nichts macht. Bleibt die Frage, wie entsteht eigentlich
Wissen, wie funktioniert das Lernen?
Schon Goethes Faust musste sich eingestehen, dass er "Juristerei
und Medizin, Philosophie und leider auch Theologie, durchaus
studiert" hat "mit heißem Bemühn" und am Ende doch
dastand als armer Tor, "so klug als wie zuvor". Das hätte er
auch vorher wissen können, wenn er in Philosophie besser
aufgepasst hätte: "Ich weiß, dass ich nichts weiß"
steht schon bei dem griechischen Philosophen Sokrates zu lesen.
Probieren geht über studieren, lautet ein bekanntes
Sprichwort. Und in der Tat, scheint der Mensch am effektivsten mit
Hilfe der "try-and-error"-Methode zu lernen. Wir kennen das seit
frühester Kindheit. Ihre Eltern konnten Ihnen tausendmal
sagen, dass die Herdplatte heiß ist, so recht glauben wollten
Sie es aber erst, nachdem Sie sich ordentlich die Pfoten verbrannt
haben. Der Lernerfolg: Gebranntes Kind scheut das Feuer.
Doch ist es wirklich so einfach mit dem Lernen und dem Wissen?
Denn schließlich - um noch einmal den Geheimrat Goethe zu
bemühen - gilt: "Es irrt der Mensch, solang er strebt." In der
Tat kommt der homo sapiens immer wieder an einen Punkt, an dem er
es - die Antwort im Unterbewusstsein doch schon ahnend oder
zumindest sie fürchtend - noch einmal wissen will.
Womit wir wieder bei unser Eingangsfrage nach den Geimsamkeiten
von Helmut Kohl und Franziska van Almsick wären. Genau! Die
wollten es beide auch noch einmal wissen - und bekamen prompt die
gleiche Antwort: "Nein!" Der Altkanzler 1998 vom Wählervolk,
die Olympionikin von ihren Konkurrentinnen im Schwimmbecken von
Athen. Unterschiedlich fielen allerdings die Bewertungen aus: Bei
Kohl sprach man von der Unfähigkeit zu wissen, wann man gehen
sollte, bei Franzi von Sportsgeist.
Gerhard Schröder, so verkündete er uns in den
vergangenen Tagen, will es nun auch noch einmal wissen. Ob nun aus
Sportsgeist oder aus anderen Gründen - "Ich will hier nicht
wieder raus!" - dies sei an dieser Stelle dahingestellt. Eine
Antwort wird er so oder so bekommen; allerdings muss er sich noch
zwei Jahre gedulden. Dann ist er - und auch wir - wieder ein wenig
schlauer geworden. Bis dahin - sagen wir es mit den Worten von
TV-Moderatorin Maybritt Illner -, viel Spaß beim Vermehren der
gewonnenen Einsichten. Alexander Weinlein
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