Ein Herz für den Mittelstand
Im Gespräch: Markus Löning MdB
(FDP)
Das Parlament
Herr Löning, Sie haben ein eigenes kleines Unternehmen in
Berlin. Lohnt sich die Arbeit noch?
Markus Löning Arbeit im eigenen Unternehmen macht in der
Regel Spaß. Am meisten Spaß macht es natürlich, wenn
man mit dem Einsatz, den man bringt auch Geld verdient und der
Staat nicht gleich wieder alles kassiert. Sei es als Steuern,
Abgaben oder Gebühren. Und wichtig ist auch, dass man sich mit
Kunden und Aufträgen beschäftigen kann und sich nicht
ständig mit irgendwelchen Ämtern rumärgern muss. Ich
fand es immer toll, der eigene Chef zu sein. Das ist auch ein
Ausgleich für die Verantwortung, die man für die
Mitarbeiter hat. Man kann seine eigenen Vorstellungen umsetzen und
alles so machen, wie man selbst es für richtig hält. Es
lohnt sich eigentlich immer, auch wenn man mal mehr und mal weniger
Geld verdient.
Das Parlament
Hat die FDP ein Herz für den Mittelstand?
Markus Löning In Deutschland steht wohl keine andere Partei
so an der Seite des Mittelstandes wie die Freien Demokraten. Es
geht natürlich darum, Steuern und Abgaben zu senken, die
Bürokratie zurückzudrängen und den Mittelstand von
überflüssigen gesetzlichen Einschränkungen zu
befreien. Das gilt für Genehmigungsverfahren aber zum Beispiel
auch den Kündigungsschutz. All dies sind politische Fragen,
die schnellstmöglich gelöst werden müssen. Meine
Erfahrung im Bundestag ist aber darüber hinaus, dass die
anderen Fraktionen von Beamten dominiert werden, die keinerlei
Verständnis für die Situation von Selbständigen
mitbringen. Bei der FDP gibt es hingegen etliche Kollegen, die
selbst Mittelständler sind und die die Situation von
Unternehmern aus eigener Erfahrung kennen und sie eben nicht nur
mit dem Kopf nachvollziehen können sondern auch mit dem Herz.
Und für eine gute Mittelstandspolitik halte ich das für
unerlässlich.
Das Parlament
Welche Rolle spielt der Mittelstand aus Ihrer Sicht für die
Wirtschaft?
Markus Löning Der Mittelstand ist und bleibt das
Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Er bildet aus, er ist
innovativ, er ist flexibel, er ist international orientiert: Die
kleinen und mittleren Unternehmen leisten all das, was wir brauchen
um die deutsche Wirtschaft wieder auf Vordermann zu bringen. Wenn
die Regierung die richtigen Rahmenbedingungen setzen würde,
wenn sie den Mittelstand endlich lassen würde wie er will und
kann, hätte wir in Deutschland längst den
Wirtschaftsaufschwung, den wir uns alle wünschen.
DDas Parlament
Nun wird immer geklagt, die Bundesregierung kümmere sich zu
wenig um den Mittelstand. Ist das auch Ihre Überzeugung?
Markus Löning Wie gesagt, ihr fehlt das rechte
Verständnis und vor allem das Herz für die kleinen und
mittleren Betriebe. Dass die Unternehmer mit Haus und Hof haften,
dass sie oft schlaflose Nächte haben, wenn es im Betrieb nicht
richtig läuft, dass sie sich für ihre Mitarbeiter
verantwortlich fühlen, für all dies fehlt das
Verständnis. Und wer das nicht versteht, kann keine gute
Mittelstandspolitik machen. Die Bundesregierung soll sich auch
nicht mehr um den Mittelstand kümmern. Sie muss ihm mehr
Freiräume geben, sie muss Platz schaffen damit Erfindergeist
und mittelständisches Unternehmertum sich wieder richtig
entfalten können. Durch den Mittelstand ist Deutschland nach
dem Krieg wohlhabend geworden, eben weil die Mittelständler
nicht ständig behindert wurden.
Das Parlament
Sind die Steuern tatsächlich zu hoch?
Markus Löning Die Steuern sind zu hoch und das System ist
zu kompliziert. Kein normaler Mensch versteht mehr, warum er welche
Steuern bezahlt. Und für Selbstständige kommt noch eine
weitere Abgabe dazu: die Rechnung des Steuerberaters. Arbeiten muss
sich für alle lohnen: für die Arbeitnehmer genauso wie
für den Unternehmer. Und Unternehmer sollen auch ordentlich
verdienen.
Das Parlament
Und wie steht es mit den Sozialabgaben?
Markus Löning Zu hoch, zu kompliziert und vor allem zu
reguliert. Wenn immer weniger Menschen arbeiten und die Menschen
immer älter werden, dann kostet das mehr. Sowohl für die
Rentenkassen als auch für die Krankenkassen. Es ist eine
Milchmädchenrechnung, wenn man versucht, das durch eine
staatliche Einheitsversicherung - genannt Bürgerversicherung -
in den Griff zu bekommen. Die Sozialabgaben müssen von den
Löhnen abgekoppelt werden. Der gesamte Betrag muss ausgezahlt
werden und dann soll sich jeder die Versicherungen nach seinem
Bedarf suchen können. Und nur mit mehr Eigenverantwortung und
-beteiligung wird es in Zukunft gehen.
Das Parlament
Wie kann aus Ihrer Sicht der Mittelstand krisenfester gemacht
werden?
Markus Löning Insbesondere im Osten ist es wichtig, dass
der Mittelstand mehr Eigenkapital aufbaut. Dann kann er auch Krisen
besser überstehen. Natürlich ist das angesichts der
derzeitigen Wirtschaftslage sehr schwer, trotzdem ist es der beste
und sicherste Weg sich auf Dauer zu halten. Die Betriebe in
West-Deutschland hatten 50 Jahre Zeit einen eigenen Kapitalstock
aufzubauen und trotzdem haben es viele versäumt. Das macht
sich in Krisenzeiten bemerkbar, wenn die Zahl der Pleiten
dramatisch steigt. Mit den Änderungen im Steuersystem, die die
FDP vorschlägt, wollen wir die Bildung von Eigenkapital
deutlich erleichtern. Nur mit den nötigen Mitteln eine Krise
durchzustehen oder Investitionen aus eigener Kraft zu tätigen
kann der Mittelstand krisenfest sein.
Das Parlament
Welche Rolle spielen heute die Banken für den
Mittelstand?
Markus Löning Eine sehr durchwachsene. Zu viele Jahre hat
der Mittelstand auf kreditfinanziertes Wachstum gesetzt. Angesichts
von Basel II und der wirtschaftlichen Flaute rächt sich das
jetzt. Persönlich halte ich es für gut wenn die Banken
zurückhaltender sind bei der Vergabe von Krediten, auch wenn
das im Einzelfall oft bitter ist. Auf die Dauer halte ich es aber
gesamtwirtschaftlich für gesünder. Was mir beim Umgang
vieler Banken mit dem Mittelstand nicht gefällt, ist das sehr
technokratische Vorgehen. Wo früher persönliches
Vertrauen und persönlicher Umgang im Mittelpunkt standen,
werden heute oft nur noch stur Vorgaben der Zentrale umgesetzt. Das
halte ich für eine krasse Fehlentwicklung.
Das Parlament
Was kann getan werden, damit mehr Menschen die
Selbstständigkeit ergreifen?
Markus Löning Neben weniger bürokratischem
Hindernislauf brauchen wir mehr Anerkennung für
Selbstständige. Der Mut, sich selbstständig zu machen,
ist nicht zu unterschätzen. Die Chance, gutes Geld zu
verdienen ist ebenso vorhanden wie die Chance, Pleite zu gehen. Ich
halte es für unerlässlich, dass mehr Menschen in
Deutschland sich für die Selbstständigkeit entscheiden.
Sie ist mit harter Arbeit verbunden, oft auch mit harten Zeiten,
aber es lohnt sich in jeder Hinsicht. Man ist sein eigener Chef und
man setzt seine eigenen Ideen in die Tat um. Das sollte in der
Öffentlichkeit eine größere Rolle spielen als die
ewige deutsche Neidkultur.
Das Parlament
Würden Sie noch einmal eine Firma gründen?
Markus Löning Jederzeit wieder.
Die Fragen stellte K. Rüdiger Durth
Zurück zur
Übersicht
|