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K. Rüdiger Durth
Editorial
Der Mittelstand, darin sind sich nicht nur die
Wirtschaftswissenschaftler und Politiker einig, bildet das
Rückgrat der Gesellschaft. Auch im Blick auf die
gegenwärtig zentralen Themen wie Arbeits- und
Ausbildungsplätze. Ein Teil des Mittelstandes ist das
Handwerk, von dem der Volksmund sagt, dass er "goldenen Boden"
habe. Doch gerade das Handwerk unterliegt großen
Veränderungen: Etwa die Bildung großer Handelsketten, die
beispielsweise Bäcker, Metzger oder Schuhmacher zum Aufgeben
zwingen. Oder die Ausbildung, die immer anspruchsvoller wird, und
für die zunehmend jungen Menschen nicht genügend
theoretisches Rüstzeug in der Schule vermittelt wird.
Die vorliegende Ausgabe will weder eine politische
Bestandsaufnahme zum Thema Mittelstand/ Handwerk bieten, noch
erhebt sie Anspruch auf Vollständigkeit im Blick auf die
Arbeit der Verbände. Es geht vielmehr darum, zentrale Probleme
zu beleuchten. Subjektives ist nicht auszuschließen.
Bei aller Kritik, die die Verbands- und Interessenvertreter an
der Politik üben - und bei aller gegenseitigen
Schuldzuweisungen der Politiker untereinander - stehen nicht
Anklage und Forderungen im Mittelpunkt. Vielmehr wird immer wieder
deutlich, dass der Handwerker gern Handwerker ist, der Unternehmer
voller Kreativität Unternehmer ist. Der Präsident des
Zentralverbandes des Deutschen Handwerks, Dieter Philipp, gelangt
zu dem Schluss: "Der Handwerker ist auf der Suche nach Neuem und
bereit zu Experimenten."
Was für das Handwerk gilt, gilt auch für den
Mittelstand als Ganzes. Dafür steht beispielhaft der Bonner
Verleger Markus Lemmens, der den Mut hatte, in schwieriger Zeit
einen Verlage für Wissenschaft und Wirtschaft aufzubauen, der
heute zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einen sicheren
Arbeits- und Ausbildungsplatz bietet: "Der Mittelstand ist nicht am
Ende. Aber die Wende dauert viel länger als gedacht."
Wenn es um Mittelstand und Handwerk geht, geht es immer auch um
Kredite. Deshalb werden nicht nur die Erfolgszahlen der KfW
Mittelstandsbank und die Klagen des Handwerks
veröffentlicht.
Nachdenklich stimmt der Bericht von Benjamin Lassiwe, nach dem
95 Prozent der Unternehmen das Internet nutzen, aber die wenigsten
Unternehmen es auch beherrschen. Immer wieder geht es um die hohen
Arbeitskosten, die Mittelstand und Handwerk das Leben schwer
machen. In den neuen Bundesländern kommt es in diesen Wochen
immer wieder zu Demonstrationen, die sich gegen Hartz IV wenden.
Doch gerade in Ostdeutschland erweist sich der Mittelstand als
Motor der Wirtschaft. Dass Mittelstand und Handwerk auch China fest
im Blick haben, versteht sich fast von selbst.
Das sind nur einige Schlaglichter aus der Vielfalt der Themen.
Den Abschluß bildet eine Reportage von Torsten Weiler
über die Schwarzarbeit, der den Zoll beim Aufspüren
illegaler Arbeit begleitete. Zugleich will diese Ausgabe Mut
machen. Denn in jedem Handwerker steckt ein Erfinder, stellt
Jens-Uwe Hopf fest. Und was braucht das Land mehr als Erfinder?
Wenn der FDP-Bundestagsabgeordnete Markus Löning zu dem
Schluss gelangt, dass der Mittelstand das "Rückgrat der
deutschen Wirtschaft" bleibt, spricht er sicherlich auch für
Mitglieder anderer Parteien.
Vielleicht macht diese Ausgabe Mut zur Selbständigkeit,
aber auch, weniger zu klagen. Vor allem dann, wenn jedem Leser
selbst Beispiele für positive Entwicklungen in Mittelstand und
Handwerk einfallen und findet, diese hätten in dieser Ausgabe
auch berücksichtigt werden müssen. Mit Sicherheit. Nur
hätten wir dann ein dickes Buch veröffentlichen
müssen. Und dieses wiederum nur als Band 1. Soll heißen:
Es lohnt sich, den Mittelstand und das Handwerk zu
unterstützen.
K. Rüdiger Durth
Der Autor arbeitet als freier Journalist in Bonn und Berlin.
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