Peter Dudek
Es gab nicht nur Restauration
Reformpädagogik in der
Nachkriegszeit
Es gehört inzwischen zu den Gemeinplätzen in der
Historischen Bildungsforschung, dass "Reformpädagogik" keine
pädagogische Epoche war, die 1933 aus politischen Gründen
abrupt endete. Nicht unumstritten ist auch die pauschale
Kennzeichnung der Nachkriegszeit als einer pädagogisch
restaurativen Phase. Die Hannoveraner Habilitationsschrift von
Bernd Dühlmeier liefert jetzt reichhaltige Argumente, um
solche Sichtweisen weiter zu erschüttern.
Geographisch auf Niedersachsen konzentriert, untersucht der
Autor, gestützt auf eine breite Quellenbasis, die
vielfältigen Prozesse der inneren Schulreform. 114 Interviews
mit Zeitzeugen, zahlreiche Fotos, Praxisberichte,
Schülerarbeiten, Arbeitsmittel und archivalische Quellen
dienen ihm zur Beantwortung seiner Primärfrage: Bewegte sich
die Schule in der Restaurationszeit doch?
Sein Blick richtet sich dabei auf das weite Feld der inneren
Schulreform. In fünf Kapiteln stellt er unbekannte
Reformpädagogen, ihre Projekte und ihre Arbeitsbedingungen
vor. Dabei untersucht er sowohl die "von oben" verordneten Reform-
und Beispielschulen als auch Schulen wie die Jena-Plan-Schulen
sowie die Reformarbeiten einzelner Volksschullehrer im
niedersächsischen Raum. Orientiert am Schulalltag gelingt es
dem Autor in beeindruckender Weise zu zeigen, wie
reformpädagogische Projekte Eingang in die Praxis der Schulen
fanden und wie diese andererseits auch Wege aus der Schule heraus
in eine breitere Öffentlichkeit suchten.
Es ist nicht nur ein Verdienst des Bandes, die traditionellen
Epochenbehauptungen zur Reformpädagogik überzeugend
aufgebrochen zu haben; das Buch bietet auch zahlreiche Anregungen
für die aktuelle Qualitätsdiskussion. Das ist für
eine bildungshistorische Abhandlung nicht wenig.
Bernd Dühlmeier
Und die Schule bewegte sich doch.
Unbekannte Reformpädagogen und ihre Projekte in der
Nachkriegszeit.
Klinkhardt-Verlag, Bad Heilbrunn 2004;
510 S., 34,- Euro
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