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Thorsten Busch
Aufgekehrt...
GABI ist auch nicht mehr der Jüngste. Wenn man
"Kürschners Volkshandbuch" glauben darf - und wer könnte
an dessen Autorität in Sachen Politikerbiografien auch nur den
leisesten Zweifel hegen - ist er mittlerweile 72 Jahre alt und
damit der älteste Abgeordnete im Parlament. In diesem geradezu
Respekt heischenden Alter geziemt es sich vielleicht nicht
unbedingt, GABI abgekürzt zu werden, aber andererseits scheint
der Titel "Größter Anzunehmender Bundes-Innenminister"
nicht unangemessen für Otto Schily.
Sozialdemokratische Insider wissen zu berichten, dass das
Bundesinnenministerium aufgelöst werde, sollte Otto Schily
eines fernen Tages abtreten. Dann nämlich sei in diesem
wichtigen Geschäftsbereich alles getan und erreicht. Wir
hingegen hoffen, dass der Minister bis wenigstens 2014 zur
Verfügung steht. Wäre doch auch schade um die vielen
Arbeitsplätze, die andernfalls im beliebten Innenministerium
gestrichen werden müssten.
Elegant leiten wir damit über zum leidigen Thema Alter,
kombiniert mit dem sicher nicht weniger leidigen Thema
Arbeitsplätze: Müsste sich ein frisch aus dem
Bundesinnenministerium entlassener Jüngling von vielleicht 35
Lenzen nun um eine neue Stelle bemühen, er wäre ja gar
nicht mehr vermittelbar. Eher bekäme er wohl eine Litanei von
solcher Art zu hören: "35 Jahre! In der Stellenausschreibung
stand doch ausdrücklich, dass wir hochqualifizierte
Mitarbeiter suchen: Promotion, fünf Jahre Berufserfahrung,
sechs Sprachen fließend - und natürlich unter 30!"
Das gibt zu denken. Und es geht doch auch anders: Johannes
Heesters ist 100, Helmut Schmidt auch nicht mehr der Jüngste -
trotzdem wirken diese Herren allemal fitter und tatendurstiger als
mancher unserer Fußballnationalspieler. Vor allem geistig,
versteht sich. Aber auch körperlich kann man im hohen Alter
durchaus noch Überdurchschnittliches leisten: Glaubt man der
Bibel, deren Autorität ja fast so unangreifbar ist wie jene
des "Kürschners", so wurde ein gewisser Methusalem geschlagene
969 Jahre alt. Dies allein wäre ja noch nicht unbedingt der
Rede wert, aber der pflichtbewusste Mann erkannte, was er seinem
Gemeinwesen schuldig war, und zeugte noch in hohem Alter Nachwuchs.
Das wäre doch mal ein Modell, dem wir in Deutschland
reformsüchtig nacheifern sollten! Da erscheint der Titel
"Methusalem-Komplott" gleich in ganz anderem Lichte.
Wir lernen also: Altern ist keine Schande und schon gar nicht
tragisch. Der einzige, der aus gutem Grunde ein Problem mit dem
Altern hat, ist Bundesfinanzminister Hans Eichel. Er sorgt sich
jedoch nicht um sein eigenes Alter, zumal er immerhin zehn Jahre
jünger ist als GABI, sondern um das seiner Staatsschulden. Die
feiern nämlich gern, vornehmlich Geburtstag. Wozu sie dann mit
Vorliebe ihre gesamte unerzogene Verwandtschaft einladen: die
Zinsen. Und die werden mit zunehmendem Alter nicht gerade
sympathischer.
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