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01/2002
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ANHÖRUNG ÜBER ERNÄHRUNGSSICHERUNG

Landwirtschaft in Entwicklungsländern nicht aus Handelsabkommen ausklinken

(ez) Die ordnungspolitische Grundlage der Welthandelsorganisation (WTO) darf nicht in Zweifel gezogen werden, erklärte Professor Joachim Braun, Direktor des Zentrums für Entwicklungsforschung der Universität Bonn (ZEF), am 30. Januar in der öffentlichen Anhörung des Fachausschusses über "Ernährungssicherung in Entwicklungsländern".

Der Zugang von Entwicklungsländern zu globalen Märkten dient der Stabilität. Bei Ernährungssicherung gehe es nicht nur um eine angemessene Berücksichtigung der breiten Basis von Klein- und Kleinstbauern, so Braun, sondern auch um die Ernährung der Bevölkerung in den Megastädten der Entwicklungsländer. Ein Ausklinken der Landwirtschaft aus den Handelsabkommen wäre "fatal".

Aileen Kwa von "Focus of the Global South" in Singapur hatte dazu erklärt, subventionierte Exporte in die Länder des Südens würden deren lokale Entwicklung behindern. Landwirtschaft in Entwicklungsländern bedeute nicht nur Ernährung, sondern auch Beschäftigung für Millionen Menschen. Bei Reformen der globalen Handelspolitik müsse die Landwirtschaft aus der WTO herausgenommen werden.

Kwa korrigierte auch das Bild einer breiten Zustimmung der Teilnehmer an der WTO-Ministerkonferenz in Doha (Katar) und berichtete von Konferenzsitzungen, an denen lediglich 20 von 140 Nationen teilnehmen können, weil Delegierte nicht informiert wurden oder wegen irreführender Lagepläne den Sitzungsort nicht gefunden hätten. Zudem sei die Zustimmung der nationalen Vertreter teilweise unter dem Druck erfolgt, zuvor getroffene Abkommen wieder in Frage zu stellen. Auch zu Themen, wie Bildung, Ausbildung oder der Rolle der Frauen gab es unterschiedliche Aussagen. Während laut Braun Schulspeisung in Entwicklungsländern ein Erfolg versprechender Anreiz für den Schulbesuch und ein nicht zu unterschätzender Beitrag gegen Kinderarbeit ist, wandte sich Flávio Valente vom "Fórum Brasileuro des Seguranca Alimentar e Nutricional" in Brasilia gegen den Import von Nahrungsmitteln für Kinder. Valente forderte die nachhaltige Entwicklung der Ernährungssicherung unter Einbeziehung eines integrierten Ansatzes der regionalen Märkte. In Brasilien erhielten etwa 30 Millionen Kinder täglich eine Schulspeisung. Das bedeute jährliche Ausgaben von rund einer Milliarde Dollar. Bei dieser Dimension sei eine subventionierte Einfuhr auch für globale Lebensmittelkonzerne äußerst interessant. Ein entsprechender Abschluss würde den brasilianischen Bauern, die derzeit die Schulspeisung lieferten, jegliche Einnahmequelle entziehen.

Quelle: http://www.bundestag.de/bp/2002/bp0201/0201080a
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